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  Deutschsprachige Artikel / German articles
  Inhaltsverzeichnis
   
Artikel 1 Glück - Erfolg - Beziehung
Artikel 2 Verliebtsein - Liebe - Beziehung
Artikel 3 Über die Angst vor Alter und Tod
Artikel 4 Glaubensformen
Artikel 5 Jojoba
Artikel 6 Israel / Palästina

Artikel 1

Glück - Erfolg - Beziehung
von Eckhard Block


Es ist so einfach, glücklich zu sein und Erfolg zu haben. Doch alles Glück und jeder Erfolg fallen wenig ins Gewicht ohne einen liebevollen Partner mit gemeinsamen Zielen.

Entscheidend für Glück und Erfolg zu zweit sind zwei Faktoren:
1. Die gemeinsamen Ziele bestimmen; sich entscheiden.
2. Den Weg gemeinsam gehen; handeln.

Hier müssen wir wissen, daß internale Repräsentation und physiologische Vorgänge unseren Zustand verursachen.

Internale Repräsentation:
Was wir uns in unserem Inneren an Bildern vorstellen und wie wir uns diese Bilder vorstellen.
Was wir innerlich sagen, was wir denken und hören und wie wir es innerlich sagen, denken und hören.

Physiologische Vorgänge:
Körperhaltung, Atmung und biochemische Abläufe. Anspannung und Entspannung der Muskeln.

Unser Verhalten ist das Ergebnis des Zustandes, in dem wir uns gerade befinden. Wie wir uns in einem bestimmten Zustand verhalten, hängt von den Modellen ab, die wir von der Welt haben, das heißt, von den Verhaltensmustern, die wir akzeptiert und gespeichert haben.

Nichts an sich ist gut oder schlecht auf der Welt. Alles wird erst durch unsere Bewertung gut oder schlecht, bedeutungsvoll oder bedeutungslos, glücklichmachend oder schmerzend. Wir können alles auf eine Weise repräsentieren, die uns in einen positiven Zustand versetzt oder wir können genau das Gegenteil tun. Egal wie schrecklich eine Situation ist, wir können sie immer in einer Weise repräsentieren, die uns Kraft gibt.

Jeder von uns kann sich vorstellen, wie etwas nicht funktioniert oder wie uns etwas weh tut, und sich so in einen Zustand des Schmerzes, der Depression oder des Zornes versetzen. Jeder von uns kann sich aber ebenso vorstellen, wie etwas gut funktioniert und wie etwas herrlich ist, und sich so in einen Zustand des Glücks und der Freude versetzen.

Wir selbst sind nicht unser Verhalten. Wir verursachen lediglich unser Verhalten durch die Art und Weise, wie wir eine Situation repräsentieren; negativ oder positiv. Konzentrieren Sie sich immer nur auf das, was Sie wollen - niemals auf das, was Sie nicht wollen.

Denken Sie immer daran - wir haben jederzeit die Wahl, wie wir etwas repräsentieren - negativ oder positiv. Wenn wir wütend sind, eifersüchtig, traurig, bedrückt oder depressiv, dann sind wir es selbst, die diesen Zustand verursachen. Wenn wir glücklich sind, freudig strahlend oder himmelhoch jauchzend, dann sind wir es ebenso selbst, die diesen Zustand verursachen.

Ob Sie glauben, daß Sie etwas tun können oder ob Sie glauben, daß Sie etwas nicht tun können - Sie werden immer recht behalten. Denn mit dem, was Sie glauben, senden Sie stetig Botschaften an Ihr Nervensystem, die letztlich das entsprechende Ergebnis erzielen. Wenn Sie traurig sind, wollen Sie traurig sein und haben die entsprechende Botschaft an Ihr Nervensystem gesandt (entsprechendes gedacht) und waren entsprechend erfolgreich. Wenn Sie sagen, ich kann das nicht, senden Sie die entsprechende Botschaft an Ihr Nervensystem und erzielen das entsprechende Ergebnis und sind entsprechend erfolgreich; Sie können es dann wirklich nicht.

Entscheidend für jeden Erfolg, jedes Resultat also, ist immer der Glaube; das, was wir dem Nervensystem unmittelbar signalisieren. Unser Gehirn tut nur das, was wir ihm sagen. Glauben wir an eine Genesung, so wird sich das Gehirn bemühen, die Genesung zu realisieren. Glaube ist eine internale Repräsentation, ein Zustand, der unser Verhalten bestimmt. Glauben wir an Erfolg, so wird dieser innere Zustand unser Verhalten entsprechend bestimmen. Sie können einen Glauben wählen, der Sie einschränkt oder Sie entscheiden sich für einen Glauben, der Sie unterstützt. Der Glaube ist das Tor zu jeder Leistung. Wir können es, weil wir glauben, daß wir es können.

Haben Sie irgendwann in Ihrem Leben einmal Erfolg gehabt der Ihnen gefiel, so erinnern Sie sich bei jedem Vorhaben kurz an diesen Erfolg um sich so einen inneren Erfolgszustand zu schaffen, der Ihr entsprechendes Handeln unmittelbar bestimmt. Sie schaffen sich in Ihrer Vorstellung die Welt, die Sie möchten, um so Ihr Handeln zu bestimmen. Was immer Sie für ein Ziel haben, wenn Sie sich eine klare Vorstellung machen, was Sie wollen, und zwar so, als hätten Sie es bereits erreicht, dann werden Sie sich in einen Zustand versetzen, der Ihnen hilft, das gewünschte Ziel zu erreichen.

Jeder kann sein Leben gezielt steuern. Jeder kann sich verändern. Glaubenssysteme sind genauso veränderbar, wie der Haarschnitt oder die Beziehung zum Partner.

Wenn Sie Erfolg wählen, werden Sie erfolgreich sein.

Wählen Sie Trübsal, so erhalten Sie Trübsal.

Wählen Sie Glück, so erhalten Sie Glück.

Wenn Sie und Ihr Partner gemeinsame Ziele wählen, werden Sie gemeinsame Ziele erreichen.

Der Weg zum Erfolg besteht darin, ein Ziel zu erkennen, zu handeln, das daraus folgende Feedback (Resultat) zu erkennen und das eigene bzw. das gemeinsame Verhalten so oft zu ändern, bis sich der Erfolg einstellt. Das gleiche gilt für Glaubenssätze. Sie müssen den Glaubenssatz finden, der Ihr Ziel unterstützt, der Sie dort hinbringt, wo Sie hin wollen. Wenn Ihre Glaubenssätze das nicht leisten, müssen Sie diese loslassen und sich für neue entscheiden. Wir wissen nie, wie die Welt wirklich ist. Genauso wenig wissen wir, ob unser Glaube richtig ist oder falsch. Was wir aber wissen können ist, wie und ob unser Glaube funktioniert, ob er unser Leben unterstützt und bereichert oder ob er unser Leben reduziert und Leid schafft.

Jede Wirkung hat eine Ursache. Alles im Leben geschieht demzufolge aus einem bestimmten Grund und kann für uns von Nutzen sein, vorausgesetzt, wir haben uns für die entsprechende Einstellung entschieden. Es gibt keinen "Mißerfolg" - es gibt nur Resultate, Ergebnisse, also "Erfolge".

Investieren Sie nie unangenehme Gefühle wie z. B. Traurigkeit, Hass oder Enttäuschung in etwas, das nicht funktioniert; weder im Berufsleben noch im Privatleben und schon gar nicht in einer Partnerschaft. Investieren Sie nur angenehme Gefühle um gemeinsam erfolgreich und glücklich zu sein.

Wenn Sie zu viel wiegen, so ist Ihr Übergewicht der Erfolg, das Resultat Ihres Verhaltens (zu viel Nahrung - dickmachende Nahrung - zu wenig Bewegung - etc.). Da Sie nun wissen, daß Sie dieses Resultat, Ihr Übergewicht, durch Ihr Verhalten erreicht haben, wissen Sie auch, daß Sie ein anderes Resultat erreichen werden, wenn Sie Ihr Verhalten ändern. Der Erfolg ist Ihnen immer sicher, egal wie Sie sich verhalten. Und genauso ergeht es Ihnen in einer Partnerschaft - hier ist es egal, ob Sie verheiratet sind, ob Sie in einer festen Beziehung oder in einer lockeren Beziehung leben. Wenn Sie unzufrieden sind, so ist Ihre Unzufriedenheit der Erfolg, das Resultat, Ihres Verhaltens und das Ihres Partners (Misstrauen, Fremdgehen, Eifersucht, Lügen, Gleichgültigkeit, etc.). Da Sie nun Wissen, daß Sie dieses Resultat, Ihre Unzufriedenheit und eventuell Ihre daraus resultierenden Gedanken an eine Beendigung der Beziehung, durch Ihr gemeinsames Verhalten erreicht haben, wissen Sie auch, daß Sie ein anderes Resultat erreichen werden, wenn Sie gemeinsam Ihr Verhalten und das Ihres Partners ändern. Wie gesagt, der Erfolg ist Ihnen immer sicher. Egal wie Sie sich verhalten.

Die Furcht vor dem Versagen stellt die größte Einschränkung für alle Menschen dar. Was würden Sie alles versuchen, wenn Sie wüßten, daß Sie in jedem Fall Erfolg hätten? Also, glauben Sie daran , daß Sie Ihre Welt tatsächlich selbst schaffen!

Übernehmen Sie Verantwortung, wo immer Sie können und ganz besonders in einer Beziehung. In jeder Situation, in der Sie die Verantwortung übernehmen, haben Sie die Möglichkeit das Ergebnis das erzielt wurde wieder zu ändern; und zwar nach Ihren Vorstellungen. Machen Sie nie jemanden für etwas verantwortlich; schon gar nicht Ihren Partner. Machen Sie nie jemandem Vorwürfe; schon garnicht Ihrem Partner. Übernehmen Sie die Verantwortung immer selbst, um so selbst bestimmen zu können, wie es weitergehen soll, welches Ziel erreicht werden soll und wie es erreicht werden soll. Und - suchen Sie nie nach Fehlern; immer nur nach Lösungen.

Jeder kann alte Erinnerungen neu arrangieren. Auch Sie. Machen Sie also aus negativen Repräsentationen positive; arrangieren sie diese einfach neu. Kein Ereignis hat irgendeine Macht über Sie, außer der, die Sie dem Ereignis in Ihren Gedanken einräumen. Statt sich die schlimmste Möglichkeit vorzustellen, können Sie sich jederzeit die angenehmste vorstellen. Statt immer wieder daran zu denken, daß Ihr Partner fremdgeht, daß Ihr Partner Sie nicht liebt, daß Ihr Partner unerträglich ist, haben Sie jederzeit die Möglichkeit, daran zu denken, wie sehr Ihr Partner Sie liebt, wie groß Ihr Wert für Ihren Partner ist und wie liebenswürdig Ihr Partner ist. Wenn Sie diese Möglichkeiten gemeinsam als Ziel realisieren, eröffnen sich Ihnen plötzlich viele neue Wege voller gemeinsamen Glücks, gemeinsamer Erfolge und gemeinsamer Liebe.

Der Mensch ist in jeder Hinsicht seines Glückes Schmied, aber auch seines Unglückes Schmied. Es hängt immer nur von ihm selbst ab, von seinem Verhalten, von seinem inneren Zustand, von seinem Glauben.

Sie wissen nun, daß Sie allein bestimmen, ob Sie glücklich sind oder unglücklich und daß Sie immer Erfolg haben; den Erfolg ihres Handelns. Sie allein bestimmen Ihr Handeln und so die Art Ihres Erfolges; zufriedenstellenden oder unerträglichen.

Also - handeln Sie Ihren Zielen entsprechend - und seien Sie glücklich!


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Artikel 2

Verliebtsein - Liebe - Beziehung
von Eckhard Block

Verliebtsein ist wie ein Strohfeuer - intensiv und hochauflodernd, aber von kurzer Dauer. Liebe hingegen ist innig und von ewiger Dauer. Eine Beziehung ist nicht immer einfach, aber sie ist es immer wert, sich für sie uneingeschränkt einzusetzen - wenn man wirklich liebt.

Liebe ist eine wunderbare Erfahrung. Aus der Perspektive des Modellierens, also des Ordnens von Erfahrungen, ist Liebe ein Zustand, und wird, wie alle Zustände (Ergebnisse), durch ganz spezielle Verhaltensweisen oder Stimuli erzeugt, die auf eine ganz bestimmte Weise wahrgenommen und repräsentiert (innerlich dargestellt) werden.

Wie verliebt man sich? Einer der wichtigsten Wahrnehmungsmechanismen beim Verlieben besteht darin, sich mit dem zu assoziieren, sich innig verbunden zu fühlen, was man bei einem Menschen mag und sich von allem zu dissoziieren, sich abzugrenzen, was man an ihm nicht mag. Sich zu verlieben ist deshalb so betörend und rauschhaft, weil es nicht ausgewogen ist. Wer verliebt ist, macht keine Liste der guten und schlechten Eigenschaften des anderen, um zu sehen was unter dem Strich herauskommt. Man fühlt sich mit einigen Merkmalen des anderen, die einen begeistern, völlig verbunden. Mann kann sich im Stadium des Verliebtseins kaum vorstellen, daß der andere auch Fehler und Ängste haben könnte, die einen stören oder schmerzen würden.

Was zerstört eine Beziehung? Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Der entscheidende Faktor jedoch ist, daß man sich mit den Eigenschaften des anderen, die einem anfangs gefallen haben, nicht länger assoziiert, nicht mehr verbunden mit ihnen fühlt, und daß man sich nun mit den unerfreulichen Erfahrungen, die man mit dem anderen gemacht hat, assoziiert, sich mit diesen verbunden fühlt. Man hat sich in diesem Fall von den angenehmen Erfahrungen, die man mit dem anderen gemacht hat, dissoziiert, man hat sich von diesen nun ausgegrenzt.

Wie kann das geschehen? Sie wurden vielleicht von dem anderen gekränkt. Sie meinen vielleicht, der andere halte nicht zu Ihnen oder Sie sehen, daß der andere regelmäßig seine Sachen auf dem Boden verstreut liegen läßt, und Sie machen sich dann wiederholt ein großes, lebendiges inneres Bild davon. Vielleicht zeigt der andere Ihnen nicht mehr, daß er sich freut, wenn Sie sich sehen. Oder Sie erinnern sich daran, was der andere Ihnen im Streit alles verletzendes gesagt hat und Sie wiederholen es immer und immer wieder im Kopf und fühlen sich dann auch jedesmal wie bei dem Streit. Weil Sie gekränkt sind, erinnern Sie sich nicht mehr daran, wie zärtlich der andere sein kann, wie sehr er sich trotz der verletzenden Situationen um Sie gekümmert hat, wie er für Sie da war, wie er sich um Sie gesorgt hat, wie Sie mit ihm gelacht haben und mit ihm rumalberten. Es ließen sich unzählige Beispiele der schönen Situationen nennen, meistens weitaus mehr, als negative. Es geht nicht darum, was falsch und was richtig ist. Wir reagieren nie falsch oder richtig. Wir reagieren lediglich so, wie wir es wollen. Wir sollten uns nur klar machen, daß es Repräsentationsmuster gibt, die eine Beziehung verbessern und solche, die eine Beziehung zerstören.

Was wäre, wenn Sie bei einem Streit plötzlich daran denken, wie Sie sich zum ersten mal geküßt haben, wie Sie das erste mal Hand in Hand miteinander gingen und sich zärtlich anschmiegten, wie Sie zum ersten mal das tiefe Gefühl hatten, ewig mit dem anderen verbunden sein zu wollen und immer für den anderen da sein zu wollen oder wie es war, als Sie mit dem anderen etwas ganz besonders schönes erlebten; vielleicht sind Sie zusammen auf einen Baum geklettert, haben Steinchen übers Wasser flitzen lassen oder sonst irgend etwas wirklich Kindliches - aber Schönes - gemacht. Und nun stellen Sie sich diese Bilder groß, strahlend und ganz nah vor Ihr geistiges Auge; sehen Sie diese Bilder - erleben Sie sie. Wie würden Sie in diesem Zustand den anderen, den Sie ja lieben, dann wohl behandeln?

Es ist wichtig, daß Sie sich regelmäßig fragen, in welche Richtung Sie ihr Verhalten führt. Und ist es das, was Sie wirklich, aus tiefstem Herzen, wollen? Warum sollten Sie erst im nachhinein feststellen, daß Sie jemanden, den Sie innig lieben, der Ihnen bei ehrlicher Besinnung das Wertvollste im Leben ist, verloren haben, nur weil Sie irgendwann anfingen, sich mit den unerfreulichen Erfahrungen zu assoziieren und mit den vielen schönen zu dissoziieren. Sofern noch ein Fünkchen Hoffnung für eine wirkliche Liebe besteht, sollten Sie die Gelegenheit ergreifen. Es lohnt sich. Wir treffen nur selten im Leben mit einem Menschen zusammen, für den wir sterben könnten - die meisten von uns nur einmal im Leben. Diese Liebe sollten wir nicht leichtfertig aufgeben, nur weil wir irgendwann damit anfingen, uns immer und immer wieder an die schmerzlichen Erfahrungen zu erinnern. Fühlen Sie sich wieder mit den vielen positiven Erfahrungen, die Sie miteinander hatten, verbunden, besinnen Sie sich, erleben Sie Ihre große Liebe erneut und zeigen Sie es dem anderen. Es lohnt sich; oft auch noch nach einer Trennung. Tun Sie es. Nichts im Leben ist wertvoller als eine wahre Liebe. Sein Sie glücklich - miteinander.


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Artikel 3

Über die Angst vor Alter und Tod
von Eckhard Block

Angst ist grundsätzlich nicht negativ. Ganz im Gegenteil. Angst in die richtigen Bahnen gelenkt kann der Ansporn für Dynamik und Entwicklung im Leben eines jeden Menschen sein. Angst ist genauso neutral wie Gut oder Böse. Erst der Standpunkt und die Bewertung lassen Angst zum Hemmnis und zum destruktiven Faktor oder zum Ansporn und positiven Faktor werden. Generell neigen wir Menschen allerdings dazu, Angst als Hemmnis und Negativfaktor zu sehen.

Wenn in der zweiten Lebensphase des Menschen die Leistung der Sinnesorgane nachläßt, ein Anstieg des Blutdrucks und eine Leistungsminderung beim Herzen festzustellen ist, Veränderungen z.B. im Gehirn, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, dem Darm und der Niere auftreten, so sind derartige Abnutzungsphänomene vorwiegend durch das Ausfallen und Altern der Zellen bedingt. Das immunologische Abwehrpotential nimmt ab dem 30. Lebensjahr ab, in den Zellen steigt die Häufigkeit der Fehler bei der Eiweiß-Synthese, im Gewebe werden die fehlmutierten Zellen nicht mehr ausreichend ausgesondert, sie häufen sich und das ruft Funktionsstöungen hervor. Innerhalb der Zellen nimmt die Menge der Körner des Alterspigments Lipofuscin zu, außerhalb der Zellen denaturieren die Kollagen-Fibrillen des Bindegewebes, der Knochen und der Zähne, und Einschränkungen in der Durchlässigkeit der Grenzmembranen der Zellen führen zu Funktionseinbußen.

Altern ist ein Prozeß, bei dem fortlaufend eine allgemeine biologische Abnahme der Vitalität, eine Verringerung der physischen Leistungsfähigkeit und eine fortschreitende Schwächung der geistigen Potenz vor sich geht. Da aber auch der Hormonhaushalt betroffen ist, stellen sich auch Veränderungen der allgemeinen Mentalität und der Gemütslage ein.

Die hormonale Umstellung bei Mann und Frau leitet den allmählichen Übergang zur zweiten Lebensphase ein. Das Bewußtsein, in den letzten Lebensabschnitt einzutreten, verbunden mit dem nun eintretenden biologischen Leistungsabfall, zu dem auch das Nachlassen der generativen Potenz gehört, kann allzu leicht zur Verminderung der Selbstsicherheit, zum Entstehen von Komplexen und Krisen und zur Beeinträchtigung des Selbstwertgefühles führen. Die zweite Lebensphase als negative Endphase zu verstehen führt in Verbindung mit dem allmählichen biologischen Abbau zwangsweise zu seelischen Belastungen, die je nach Temperament des betroffenen Menschen, in Frustration, Resignation, Verbittertsein, ohnmächtige Agression, cholerische Affektausbrüche, Depressionen oder selbstgewählte Isolation (nur noch Allein-sein-wollen) einmünden.

Vor allem aber ruft das Gefühl, es gehe jetzt abwärts, einen übersteigerten Drang nach Sicherung des Erreichten, ein krampfhaftes Bemühen entgleitendes festhalten zu wollen (z.B. Jugendlichkeit), oder das extreme Verlangen sich selbst betonen bzw. sich selbst finden zu wollen hervor.

Die innere Abwehr gegen Abnutzungserscheinungen, Beeinträchtigung der Körperfunktionen, Absinken des Vitalitätsgrades, allgemeinen Leistungsabfall und Näherrücken des Lebensendes und der damit verbundenen Angst vor dem Ungewissen danach ist es, die zu den o.g. psychischen Komplikationen und somit zu verminderter Lebensqualität führt. Hier hilft ausschließlich die Annahme des Alters in dem freudigen Bewußtsein der eigenen Qualitäten und Fähigkeiten und der Erkenntnis der eigenen Werte.

Der Abschluß der zweiten Lebensphase, der verringerten Anpassungs-, Leistungs- und Widerstandsfähigkeit, ist der Tod - ein Ereignis, das nicht nur beim Menschen situationsbezogene bzw. zukunftsbezogene Furcht auslöst, sondern auch beim höher entwickelten Tier. Bei der Angst vor dem Tod handelt es sich um ein Instinkt- und Verhaltenskomplex, dessen Grundelemente angeboren sind, weil sie der Erhaltung der Spezies dienen. Als "Sterbenmüssen" bedroht der Tod alle mehrzelligen Organismen und deren Keimbahnen (Erbgut) und damit die Art. Die Art kann aber nur erhalten bleiben, wenn eine ausreichende Anzahl von Individuen lange genug lebt, um die Keimbahnen an die nächste Generation weiterzugeben. Alles was das Sterben daher verhindert oder auch nur ein wenig hinauszögert, fördert daher die Art im Kampf ums Dasein. Dieses Sterben zunächst zu verhindern, ist die Hauptfunktion der Angst und der aus ihr resultierenden Varianten des Meide-, Flucht- oder Verteidugungsverhaltens bei Mensch und Tier.

Doch Leben ohne Tod ist undenkbar. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Das Wissen um die Begrenzung des Lebens und der damit verbundenen Einsicht, daß der Tod eine sinnvolle Notwendigkeit ist, macht den vollwertigen Menschen aus; den weisen, gütigen, verständnisvollen, liebenden, konstruktiven und liebenswerten Menschen. Hier gilt es also die angeborene Angst mit Hilfe des menschlichen Intellekts zu verstehen, zu akzeptieren und sich entsprechend entwicklungsfördernd zu verhalten, um so der eigenen Art zu dienen und die eigene individuelle Lebensqualität positiv zu gestalten. Der Tod des Individuums ist für die Art lebensnotwendig; er ist für das Individuum unausweichlich. Die Lebensqualität jedoch hängt hiervon nicht ab. Sie hängt jedoch zumindest teilweise von der Einstellung zum Tod ab. Will ich mich stets vor dem Tod in seiner Unausweichlichkeit fürchten, ihn nicht akzeptieren und mich mit all den daraus resutierenden Problemen weigern, älter zu werden, und so meine Lebensqualität Tag für Tag mindern? Oder will ich den Tod in seiner konstruktiven Notwendigkeit annehmen um meiner Art freudig ein positives Überleben zu gewähren und die Gegenwart in vollen Zügen genießen, um so meine Lebensqualität zu verbessern und meinem Leben einen artgerechten Sinn zu geben?


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Artikel 4

Glaubensformen
von Eckhard Block

Grundsätzliches zu Religionen:
Das lateinische Wort Religion stellt eine zusammenfassende Bezeichnung für eine Fülle historischer Erscheinungen dar, denen ein spezifischer Bezug zwischen dem überweltlichen, transzendenten, jenseitigen Heiligen in personaler Gestalt einer oder mehrerer Gottheiten und den Menschen in einer deren Verhalten normativ (regelnd, anweisend) bestimmenden Weise zugrunde liegt. Religion kann zweifach gedeutet werden; als sorgfältige Beachtung des Kults (lat. religere - sorgsam beachten) und/oder als Verbindung des Menschen mit Gott (lat. religare - binden, wieder verbinden). Mit der Gottheit als Zentrum jeder Religion ist das Offenbarungserlebnis des Bringers (Gründers) verknüpft. Dieses gilt für alle Religionen wie auch für Sekten und jede vorchristliche Glaubensform bzw. Anbetungsform (Götzendienste, etc.). Zum religiösen Leben gehören Gottesfurcht (Götterfurcht) und Dienst für Gott (Dienst für Götter). Der Inhalt einer Offenbarung bezieht sich auf das Gottesbild (Götterbilder), Geschichtsschau, Jenseitsglauben, Grundsatz für einen neuen Heilsweg und die damit verbundenen ethischen Forderungen und kultischen Verpflichtungen. Offenbarungen werden mündlich überliefert, oder in "heiligen" Schriften (Büchern, Textrollen) fixiert und üblicherweise in Dogmen kodifiziert. Dabei kommen innerhalb ein und derselben Religion unterschiedliche Wertsetzungen vor, die in den Begriffen der Gesetzesreligion und der Gefühlsreligion ihren Ausdruck finden. Immer jedoch besteht eine Kluft zwischen der offiziellen Religion der Priester und den volkstümlichen Vorstellungen und Bräuchen (Verhaltensweisen). Jeder Religion eigen ist eine die Gesellschaft strukturierende Ordnung, die zur Organisation von Gemeinschaften, Kirchen oder Orden bis hin zur Identifikation des Staates mit der Religion führt. Jede Religion manifestiert sich in volksverständlichen Erscheinungsformen wie heilige Stätten, die als Orte der Offenbarungen oder Wunder gelten und religiöse Feste, die Gott (Götter) und Ereignisse der Offenbarung (Geschichte, Mythos, etc.) kultisch vergegenwärtigen. Die Existenzweise des religiösen Menschen zeigt sich in der Hingabe an die Gottheit, die unter anderem in Gebeten, im Dank, im Opfer und in der Heiligung der wichtigsten Einschnitte im Leben (Geburt, Hochzeit, Tod) zum Ausdruck kommt. Religion schafft menschliche Ausdrucksformen in Sprache, Kunst, Nächstenhilfe, Wirtschaft, Recht und Staatsführung. Die Menschheitsgeschichte weist unzweifelhaft darauf hin, daß Religion, basierend auf Offenbarungen einzelner Individuen, stets zum Wohle wie auch zum Schaden der Menschheit angewandt wurde.

Religionen, Sekten und alle anderen Glaubensformen haben also Offenbarungen (Bewußtseinserweiterungen) einzelner Individuen zum Ursprung, die zu unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Systemen mit unterschiedlichem Bewußtsein lebten. Hieraus erklären sich die unterschiedlichen Formen, Richtungen und Ansprüche der verschiedenen Religionen, Sekten und sonstigen Glaubensformen. Je nach Bewußtseinsstand des Bringers, offenbarten sich diesem Formen der Liebe oder des Leids, der Konstruktivität oder der Zerstörung, der Nächstenhilfe oder der Machtgelüste. Im Zuge der Entwicklung der Offenbarungen wurden diese mit Hilfe von Jüngern, Priestern oder Ordensbrüdern zu Systemen entwickelt die dann im Laufe der Zeit etabliert wurden. In jedem Fall aber ist jeder Beginn einer Religion bzw. Sekte oder Glaubensform die Idee eines menschlichen Individuums Wie konstruktiv oder destruktiv die verschiedenen Formen der entwickelten Ideen bzw. Offenbarungen etabliert und wie exakt diese praktiziert wurden, war immer abhängig von den Charakteren der Jünger, Priester oder Ordensbrüder.

Inhalte der verschiedenen Glaubensformen:
In zahlreichen Glaubensformen existieren die eng miteinander verknüpften Vorstellungen von Inkarnation, Reinkarnation und Karma. Inkarnation (lat. incarnation - Fleischwerdung) deutet auf das eingehen eines göttlichen, himmlischen oder jenseitigen Wesens in menschliche Gestalt hin. Im christlichen Sprachgebrauch wird hier die Fleischwerdung Gottes bzw. Jesu Christi (Joh. 1, 14) symbolisiert. Reinkarnation (Seelenwanderung) weist auf einen Geburtenkreislauf durch wiederholte Erdenleben hin. Wiederholte Erdenleben in verschiedenen Existenzweisen. Hier unterscheiden die verschiedenen Glaubensformen zwischen wiederholten Erdenleben rein menschlicher Natur und in stufenweisen Wiedergeburten in menschlicher, tierischer und pflanzlicher Gestalt. Das klassische Land der Wiedergeburtsglaubensformen ist Indien. Hier wird die Befreiung aus dem Geburtenkreislauf (laut Sanskrit - Samsara) als Erlösung angesehen. Eng verbunden mit der Reinkarnation ist das Karma (laut Sanskrit - Karman), die indische Bezeichnung für Tat bzw. Werk. Das Fortwirken des Karma, der guten und bösen Taten des Menschen, bestimmt dessen Schicksal im gegenwärtigen Leben und in den Leben nach den zukünftigen Wiedergeburten. Alle Wesen, auch die Götter, unterliegen hier dem Karma. Karma und Reinkarnation gelten als Grundlage für Budhismus und Hinduismus und kommen in abgewandelten Formen in einer Vielzahl von Glaubensformen vor; so auch im Judentum und im Christentum.

Grundsätzliche Fragen:
Gibt es Götter oder gibt es nur einen Gott?
Soll ich an Gott glauben oder nicht?
Was geschieht mit mir, wenn ich nicht an Gott glaube?
Komme ich in die Hölle wenn ich nicht an Gott glaube?
Hat die Kirche etwas davon, wenn ich an Gott glaube?
Hat Gott etwas davon, wenn ich an ihn glaube?
Ist Gott überhaupt in irgendeiner Weise auf unseren Glauben angewiesen?
Lebe ich besser, wenn ich an Gott glaube?
Lebe ich schlechter, wenn ich nicht an Gott glaube?
Was bringt es mir, Mitglied einer Kirche oder Sekte zu sein?
Warum lebe ich?
Wer bin ich?
Wo komme ich her?
Wo gehe ich hin?
Kann nur eine Religion die Richtige für alle Menschen sein?
Kann ich mir selbst einen Lebenssinn geben?
Diese und ähnliche Fragen gehen vielen von uns irgendwann einmal durch den Kopf; egal ob wir Christ oder Jude, Moslem oder Hindu, Budhist oder Anhänger einer der vielen weltweit existierenden Sekten sind - und egal ob wir streng gläubig sind oder nicht. Wer kann uns diese Fragen beantworten? Religions- und Sektenführer, die sich Vertreter Gottes auf Erden nennen, geben uns immer nur Antworten in die gleiche Richtung. Sie weisen uns an, an Gott zu glauben nach den Regeln der Religion bzw. Sekte der die jeweiligen Religions- oder Sektenführer vorstehen; sofern wir deren Anweisungen nicht Folge leisten, wird häufig damit gedroht, daß uns das Himmelsreich verwähr bleibt. Doch stimmt das wirklich? Oder dienen alle diese Anweisungen bzw. Behauptungen nur dem einen Ziel - nämlich den Einfluß auf die zugehörigen Menschen der jeweiligen Religion bzw. Sekte zu festigen und zu vergrößern? Religions- und Sektenglauben sichert immerhin gut bezahlte Führungspositionen und verschafft den Führungskräften Reichtum und Macht über tausende und millionen gläubiger Anhänger. Die Antwort auf unsere Fragen können wir uns immer am besten selbst geben. Wir wollen wissen, ob wir an Gott glauben sollen? Dann sollten wir uns die Frage stellen, ob wir an Gott glauben wollen. Wenn ja, sollten wir an Gott glauben, weil wir es wollen – aber dabei bedenken, daß unsere Entscheidung nur für uns persönlich gilt und nicht für unsere Mitmenschen. Wenn nein, sollten wir nicht an Gott glauben – und auch hier sollten wir immer bedenken, daß auch diese Entscheidung nur für uns persönlich gilt und nicht für unsere Mitmenschen. Wenn wir heute an Gott glauben wollen, weil uns danach ist, sollten wir unserem Bedürfnis nachgehen. Wenn wir unsere eigene Glaubensform haben, sollten wir sie leben – und auch hier wieder bededenken, daß unsere Entscheidung nur für uns persönlich gilt und nicht für unsere Mitmenschen. Wenn es einen Gott gibt, hat dieser uns so geschaffen, dass jeder Einzelne von uns sich jederzeit entscheiden darf ob und wie er an Gott glauben will oder aber ob er nicht an Gott glauben will. Jeder von uns hat also die Freiheit, sich jederzeit entscheiden zu dürfen, ob und wie er an Gott glauben möchte. Jeder von uns sollte sich dessen bewusst sein, dass jeder zu jeder Zeit frei über seine eigene Person bestimmen darf - aber eben nur über seine eigene Person und nicht über seine Mitmenschen. Wenn wir davon ausgehen, daß es einen Gott gibt, der uns geschaffen hat, so lässt Gott jedem von uns zu jeder Zeit die Freiheit, nach unserem persönlichen Bedürfnis und auf unsere persönliche Art und Weise an ihn zu glauben oder auch nicht; eben unseren persönlichen von Gott geschaffenen Bedürfnissen entsprechend. Niemals zwingt Gott uns zu einer bestimmten Form des Glaubens. Niemals zwingt Gott uns einer Religionsgemeinschaft oder einer Sekte beizutreten um an ihn zu glauben. Zwänge dieser Art legen uns immer nur unsere Mitmenschen gegen den ausdrücklichen Willen Gottes auf.


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Artikel 5

Jojoba
von Eckhard Block
Jungbrunnen für die Haut.

Der bis zu 3 Meter hohe Jojobastrauch (Buxus chinensis) ist in den Wüstenregionen Nordamerikas (Arizona bis Kalifornien) bis in den Norden Mexikos zuhause. Die Blätter des Strauches sind von ledriger Beschaffenheit und die Pfahlwurzel kann noch aus 10 m Tiefe Feuchtigkeit holen. Die ca. zwei Zentimeter langen, nussartigen Jojobafrüchte enthalten das hellgelbe Jojobaöl. Genaugenommen ist Jojobaöl kein pflanzliches Öl, sondern ein flüssiges Wachs, dem weder Temperatur noch Alterung etwas anhaben können. Jojobaöl enthält viel Vitamin A, das die natürlichen Hautfunktionen fördert, Vitamin E, das die Zellerneuerung unterstützt und dem Hautalterungsprozeß entgegen wirkt, Vitamin F, das der allgemeinen Stärkung der Abwehrkraft der Haut dient, 30% Aminosäuren, ungesättigte Wachse und Fettsäuren. Jojobaöl fördert die Regenerationsfähigkeit der Hautzellen. Es wird gut von der Haut aufgenommen, läßt sich gut verteilen und hinterläßt keinen öligen Film auf der Haut, sondern verleiht ihr ein angenehmes Gefühl der Frische.

Die Indianer Mexikos verwendeten das kostbare flüssige Wachs schon vor Jahrhunderten als Wundmittel, als Heilmittel bei Hautproblemen (z.B. Pickel) und als Haaröl. öl wurde als Haarwuchsmittel und als Diätzusatz eingesetzt.

Das für die moderne, gesunde Hautpflege nun wiederentdeckte Jojobaöl unterstützt das natürliche Feuchthaltevermögen der Haut. Es macht die Haut sehr geschmeidig.
Die besonderen Eigenschaften von Jojoba sind:
---------- 1. zieht schnell in die Haut ein ohne zu fetten,
-----------2. macht die Haut weich und geschmeidig, was einer trockenen Haut besonders zugute
..................
kommt,
-----------3. selbst bei empfindlicher Haut empfehlenswert, da es sehr gut verträglich ist.


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Artikel 6

Israel / Palästina
von Eckhard Block

Inhalt
Erklärungen
Der Staat Israel
Zionismus
Antike Kleinstaaten: Israel und Juda
Zeittafel


Erklärungen . . . . . . . . . .

Mandatsgebiete
Die nach dem Ersten Weltkrieg im Namen des Völkerbundes treuhänderisch (kraft Mandats) von einzelnen Staaten (Mandataren) verwalteten ehemaligen deutschen Kolonien und die ehemaligen türkischen Gebiete Vorderasiens. Entsprechend dem Entwicklungsstand der Gebiete und der Zielsetzung der Mandatsverwaltungen gab es:

A-Mandate
(Irak, Palästina, Transjordanien, Syrien, Libanon), die eine vom Mandatar beaufsichtigte Selbstverwaltung besaßen und mit der Entstehung unabhängiger Staaten erloschen;

B-Mandate
(Kamerun, Togo, Tanganjika, Ruanda-Urundi), die einer besonderen Verwaltung des Mandatars unterstanden;

C-Mandate
(Deutsch-Südwestafrika, Samoa, Karolinen, Marianen, Palau- und Marshallinseln, Neuguinea mit den übrigen deutschen Südseeinseln, Nauru), die als zu integrierender Bestandteil des Mandatars zu verwalten waren.

Das System der Mandatsgebiete endete am 18.4.1946; noch vorhandene Mandatsgebiete wurden danach zu Treuhandgebieten.

Usurpator
[lateinisch, zu usurpare, eigentlich "durch Gebrauch an sich reißen"] der, jemand, der widerrechtlich die (Staats)gewalt an sich reißt; Thronräuber.

Pogrom
[russisch Verwüstung] der oder das, 1) eine mit Plünderungen und Mord verbundene Judenverfolgung, meist initiiert von staatlichen Stellen; z.B. im zaristischen Russland und im nationalsozialistischen Deutschland (November-Pogrom 1938, Kristallnacht); 2) im 20. Jahrhundert allgemein Bezeichnung für eine Ausschreitung gegen Mitglieder nationaler, religiöser oder rassischer Minderheiten.

Semiten
im 18.Jahrhundert entstandener Begriff, der aufgrund der biblischen Völkertafel (1. Mose 10) eine Reihe von Völkern als Träger einer gemeinsamen Sprache (Semitisch) bezeichnet. Danach gingen von Sem 26 Völker aus, u.a. Elamiter, Assyrer, Babylonier und Aramäer. Die Völkertafel ist aber im Wesentlichen geographisch orientiert (das Siedlungsgebiet der Semiten reicht von Westanatolien bis Persien und von Armenien bis zum Roten Meer), und die in ihr genannten Völker bilden keine geschlossene Gruppe im Sinne der Völkerkunde. Der Begriff ist daher ethnographisch untauglich und zudem durch seinen wertenden Missbrauch in Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts (Antisemitismus, Rassismus) diskreditiert; er kann nur sprach-wissenschaftlich und eingeschränkt auf die semitischen Sprachen angewandt werden.

Bundeslade
(Lade Gottes), Wanderheiligtum des israelitischen Stämmebundes, das durch David nach Jerusalem überführt (2.ÿSamuel 6) und von Salomo im Allerheiligsten des Tempels aufgestellt wurde (1. Könige 8, 1 -9). Ihr Verbleib nach dem Babylonischen Exil ist unbekannt. Nach 2. Mose 25, 10 folgende, 37, 1ÿfolgende war die Bundeslade ein an zwei Stangen tragbarer vergoldeter Kasten aus Akazienholz mit Deckel, auf dem zwei goldene Cherubgestalten standen. Nach jüngerer Überlieferung enthielt sie die Gesetzestafeln (Gesetzeslade). In der Synagoge wird die Bundeslade durch den Thoraschrein versinnbildlicht.

Jom Kippur
jüdischer Fastentag

Ramadan
islamischer Fastenmonat

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Der Staat Israel . . . . . . . . . .

Kurzinformation:
Fläche: 22.145 km2
Einwohner: 6,85 Mio. (im Jahr 2000)
Hauptstadt: Jerusalem
Verwaltungsgliederung: 6 Distrikte
Amtssprachen: Hebräisch und Arabisch
Nationalfeiertag: 5. Ijjär (zwischen Mitte April und Mitte Mai)
Währung: 1 Neuer Schekel (NIS) = 100 Agorot
Zeitzone: MEZ + 1 Stunde

(amtlich hebräisch Medinat Jisrael; deutsch Staat Israel), Staat in Vorderasien, grenzt im Westen an das Mittelmeer, im Norden an Libanon, im äußersten Nordosten an Syrien, im Osten an Jordanien und im Südwesten an Ägypten; die Südspitze reicht bis an den Golf von Akaba des Roten Meeres. Israel hält Teile des Westjordanlands und der Golanhöhen besetzt.

Staat und Recht
Israel i
st eine parlamentarische Republik; es besitzt keine geschriebene Verfassung, sondern nur einzelne grundlegende Gesetze als verfassungsrechtliche Basis. Staatsoberhaupt ist der vom Parlament auf 7 Jahre gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich), der im Wesentlichen repräsentative Funktionen erfüllt. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (Knesset; 120 für 4 Jahre gewählte Abgeordnete). Exekutivorgan ist die dem Parlament verantwortliche Regierung unter Vorsitz des Premierministers (die 1996 eingeführte Direktwahl des Premiers wurde 2001 wieder aufgehoben). Ein von der Knesset für 5 Jahre gewählter Ombudsmann kontrolliert die Arbeit der Regierung u. a. Behörden. - Einflussreichste Parteien und Bündnisse: Kadima, Israelische Arbeitspartei (auch Avoda), Schas (religiös-orthodox), Israel Beteinu (deutsch »Israel unser Haus«, russische Immigrantenpartei), Likud, Vereinigte Arabische Liste, Nationale Union (NU, nationalistisches Mehrparteienbündnis), Nationalreligiöse Partei (NR), Pensionärspartei, Partei Vereinigtes Thora-Judentum (ultraorthodox), Meretz (deutsch »Vitalität«, linksliberale Parteienallianz).

Landesnatur
Das Land erstreckt sich von Norden nach Süden über 400 km; der Süden wird von der Wüste Negev eingenommen. Der Norden gliedert sich von Westen nach Osten in drei Landschaftsräume: Küstenebene, Bergland, Jordangraben. Die Küstenebene, deren zentralen Abschnitt die fruchtbare Sharon bildet, setzt sich im Hinterland der Bucht von Haifa nach Südosten in der Ebene Jesreel fort. Das Bergland gliedert sich von Süden nach Norden in das judäische, das samaritische und das - nördlich der Ebene Jesreel - galiläische Bergland. Zum eigentlichen Staatsgebiet Israels gehört allerdings nur das Hochland von Galiläa mit dem höchsten Berg Hare Meron (1 208 m über dem Meeresspiegel) sowie der Korridor von Tel Aviv-Jaffa zum hoch gelegenen Jerusalem. Das Bergland fällt im Osten steil zum Jordangraben (mit Totem Meer und, im Süden, Wadi al-Araba) ab. 75 % der Bevölkerung leben in der Küstenebene, die für Bewässerungsfeldbau genutzt wird. Israel liegt im Übergangsgebiet von Mittelmeer- (Winterregen) zu Wüstenklima; der Sommer ist warm und trocken, der Winter ist im Bergland kühl bis kalt, in den Niederungen mild. Niederschlagsmengen: im Norden 500-700 mm, im Süden (Aravasenke) 50 mm jährlich. Die Vegetation reicht von mediterranen Pflanzengemeinschaften zu Wüstenflora; natürlicher Wald steht nur auf dem Karmel; durch Aufforstungen vergrößerte sich die bewaldete Fläche auf etwa 115 000 ha.

Wirtschaft und Verkehr
Israel hat unter ungünstigen Bedingungen (Wüsten, Wassermangel, Rohstoffknappheit, Kriege) einen modernen Industriestaat mit leistungsfähiger Landwirtschaft aufgebaut. Gemessen am durchschnittlichen jährlichen Bruttonationaleinkommen (BNE) je Einwohner liegt seine Wirtschaftskraft weit über derjenigen seiner nicht Erdöl exportierenden arabischen Nachbarländer. Gemessen an seinen Auslandsschulden hat Israel die weltweit höchste Pro-Kopf-Verschuldung, erhält aber auch die höchste öffentliche Entwicklungshilfe. Ein nicht unerheblicher Teil des Staatshaushalts wird für militärische Zwecke verwendet.

Der mit Abstand wichtigste Wirtschaftssektor ist der Dienstleistungsbereich, in dem 74 % der Beschäftigten arbeiten. Die verarbeitende Industrie erzeugt aus heimischen sowie importierten Rohstoffen (2/3 der Importe) und Halbfabrikaten fast alle Güter des Inlandverbrauchs sowie Ausfuhrgüter. Bedeutende Zweige sind neben der Baustoff- und chemischen Industrie die Metallverarbeitung (importierter Stahl), die feinmechanische, Elektro- und Elektronikindustrie. Herausragende Bedeutung haben die rund 650 Diamantenschleifereien, in denen 52 % aller Rohdiamanten der Welt geschliffen werden; Diamantenbörse in Ramat Gan. In Ashdod und Haifa arbeiten zwei Erdölraffinerien. - An Bodenschätzen werden v. a. Phosphate (im nördlichen Negev; Region Arad), Kupfererze, Gips und Mineralsalze des Toten Meeres (Brom-, Magnesium-, Kalisalze) gefördert. - Die Landwirtschaft ist hochintensiv, exportorientiert und stark mechanisiert. Der Anbau ist v. a. auf die schmale, klimabegünstigte Küstenebene und auf die feuchteren nördlichen Landesteile konzentriert. Auch im Norden der Wüste Negev wurden weite Teile durch Bewässerung für die Landwirtschaft nutzbar gemacht. Als Ackerland und für Dauerkulturen können etwa 25 % der Gesamtfläche genutzt werden, davon wird fast die Hälfte bewässert (die Landwirtschaft verbraucht bis über 80 % des verfügbaren Wassers). Hauptwasserlieferant ist der See Genezareth. 40 % der Fläche sind Naturweiden. Die ertragreichsten Zweige sind Milchwirtschaft und Geflügelzucht. Wichtigste Exportprodukte sind Frühgemüse, Obst und Blumen. Die bedeutendsten Erzeugnisse des Ackerbaus sind Weizen und Baumwolle, der Obstplantagen Zitrusfrüchte. Der von den jüdischen Landwirten bewirtschaftete Boden ist zu rund 90 % Staatsbesitz, er wird an die Siedler in Erbpacht abgegeben. 90 % der jüdischen Landwirte sind entweder in Kollektivsiedlungen (Kibbuzim) oder »kooperativen« Dörfern (Moshavim) organisiert. - Ziele des Fremdenverkehrs sind antike Kulturdenkmäler, Stätten der Bibel, Kreuzfahrerburgen und Badeorte. - Wichtigste Handelspartner sind die USA, gefolgt von der EU u. a.

Auf Straßen (16 281 km) entfällt der größte Teil der Warentransporte und des Personenverkehrs. Die Eisenbahn (925 km) befördert v. a. Massengüter. Bedeutende Häfen sind Haifa und Ashdod am Mittelmeer, Elat am Roten Meer. Internationaler Flughafen »Ben Gurion« südöstlich von Tel Aviv-Jaffa.


Bevölkerung
Staatstragendes Volk sind die Juden, die sich in Vatiqim (vor der Staatsgründung eingewandert), Olim (nach der Staatsgründung eingewandert) und Sabra (im Lande Geborene) gliedern. Etwa 18 % der Bevölkerung sind Araber (v. a. Palästinenser); von den 40 000 Beduinen sind nur noch wenige reine Nomaden. Die jüdischen Einwanderer (seit 1882; Zionismus) kamen zunächst v. a. aus Mittel- und Osteuropa (Aschkenasim), später aus islamischen Ländern von Nordafrika bis Irak (Sephardim), gegen Ende der 1950er-Jahre aus Osteuropa. Für die Neueinwanderer wurden Entwicklungsstädte gegründet. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen etwa 50 000-70 000 Juden, 1919-48 weitere 500 000, 1949 240 000; seit 1970 besonders hoher Einwandereranteil aus der UdSSR, der sich seit 1989/90 noch sprunghaft verstärkt hat. Zwischen 1989 und 1993 wanderten wieder 754 000 Juden, insbesondere aus der UdSSR beziehungsweise deren Nachfolgestaaten, ein, von 1994 bis 2003 nochmals 587 000. Großstädte sind Jerusalem, Tel Aviv-Jaffa, Haifa, Rishon Lezhiyyon, Ashdod, Beerscheba, Petah Tiqwa, Holon u. a. Ein besonders schwieriges Problem des jüdischen Staates bilden die im Lande lebenden Araber, die v. a. im nördlichen Landesteil Galiläa und im Süden um Beerscheba leben und deren Geburtenrate (rd. 36 ) bedeutend höher ist als die der jüdischen Bevölkerung (rd. 18 ). - Nach der jüngsten religionsstatistischen Erhebung (2004) sind 75,8 % der Bevölkerung Juden, 16,7 % Muslime, je 1,6 % Christen und Drusen und 0,2 % Bahais; daneben (zahlenmäßig verschwindend) die Sondergemeinschaften der Karäer und Samaritaner. Die jüdische Religion und der jüdische Charakter des Staates Israel bilden nach Umfragen für die große Mehrheit der israelischen Juden (auch der religiös nicht praktizierenden) wichtige Elemente ihrer Identität. Die Muslime sind überwiegend Sunniten der schafiitischen Rechtsschule, die Christen gehören mehrheitlich der katholischen Kirche an (lateinischer Ritus und vier ostkirchliche Riten). In Israel befinden sich das internationale Zentrum (Haifa) und die wichtigsten Heiligtümer (Haifa, Akko) der Bahai-Religion. - Es besteht allgemeine Schulpflicht im Alter von 5 bis 16 Jahren und ein für alle Kinder ab dem 2. Lebensjahr offenes Vorschulangebot (nicht obligatorisch). Das Schulsystem gliedert sich in folgende Stufen: die sechsjährige Primarschule und einen zweistufigen Sekundarschulbereich, die dreijährige Sekundarschule I und die auf den Hochschulbesuch vorbereitende dreijährige Sekundarschule II. Hinsichtlich der Schultypen umfasst es neben den staatlichen Regelschulen (Hauptunterrichtssprache: Hebräisch) staatlich-religiöse Schulen (Hauptunterrichtssprache: Hebräisch; Schwerpunkte: jüdische Kultur und Tradition), arabische und drusische Schulen (Hauptunterrichtssprache: Arabisch; Schwerpunkte: arabische und drusische Geschichte, Kultur und Religion) sowie Privatschulen in unterschiedlicher Trägerschaft. Die Alphabetisierungsrate liegt (2006) bei 97 % (15-Jährige und älter). Es gibt acht Universitäten, darunter die Fernuniversität Tel Aviv (Open University of Israel, gegründet 1974); die ältesten Universitäten sind das Technion (Israelisches Institut für Technologie, gegründet 1924) in Haifa und die Hebräische Universität Jerusalem (gegründet 1925).

Die Parteien im Jischuw
Entsprechend den Statuten des Mandats, aber auch gemäß ihrem Selbstverständnis waren die zionistische Bewegung und die jüdische Gemeinde in Palästina demokratisch orientiert. In der Zeit nach 1919 kristallisierten sich jene politischen Gruppierungen heraus, die im Wesentlichen auch heute noch bestehen. Die bis Anfang der 30er-Jahre stärkste Partei war die "Partei der Allgemeinen Zionisten". Sie trat für private Initiative ein, kämpfte für die Bauern des privaten Sektors und für den sich herauskristallisierenden Mittelstand. In ihren nationalen Anschauungen zeigte sie sich gemäßigt.

Eine andere Richtung war das Arbeiterlager. Die 1919 gegründete Partei Leachdut Haavoda, in der auch David Ben Gurion wirkte, hatte gewisse linke, aber keineswegs marxistische Tendenzen. Sie vereinigte sich 1930 mit der stark reformistisch orientierten Arbeiterpartei des Hapoel Hazair zur Mapai, einer Partei, die unter Leitung von Ben Gurion sehr bald führend wurde, obwohl sie niemals die Mehrheit gewann. An ihrer Spitze stieg Ben Gurion zum Führer der Juden Palästinas auf. Unter den anderen Gruppierungen im linken Lager versuchte die Haschomer Hazair eine Synthese zwischen sich, dem Marxismus und dem Zionismus zu finden.

Das rechte Spektrum des Parteienfeldes verzeichnete ebenfalls eine vielschichtige Entwicklung. 1925 gründete Wladimir Jabotinsky, ein begabter Redner und zionistisch militanter Politiker, die "Revisionistische Partei", die unter anderem gegen die Teilung Palästinas von 1921 kämpfte. Die Revisionisten betonten den Wehrgedanken und forderten die Aufstellung einer eigenen jüdischen Armee. In der Diaspora, vor allem in Polen, verfügten die Revisionisten über eine große Anhängerschaft. Die verfolgten Juden dieses Landes hatten das Gefühl, dass Jabotinsky mehr Gespür für ihre Probleme und ihren verletzten Stolz aufbrachte als Ben Gurion und seine Arbeiterpartei.

Neben diesen beiden Blöcken gab es die religiösen Parteien. Die 1902 gegründete Partei Mizrachi war in Struktur und Anschauung den Allgemeinen Zionisten sehr ähnlich mit dem grundsätzlichen Unterschied, dass ihre Mitglieder religiös bestimmt waren. Die 1922 gegründete Hapoel Hamizrachi neigte eher dazu, mit den Arbeiterparteien vor allem mit der Mapai zu koalieren. Es gab zudem die beiden orthodoxen Parteien Agudat Israel und Poali Agudat Israel.

Zwischen den Lagern gab es große Meinungsverschiedenheiten, ob es nun um die Araberfrage, die Beziehungen zu England oder um gesellschaftliche Fragen ging. Sie neigten auch dazu, sich gegeneinander abzukapseln: Es gab Wohnsiedlungen nur für Angehörige des religiösen Lagers oder nur für solche des Arbeiterlagers; jede Gruppe pflegte ihre Subkultur. Die jüdische Gesellschaft in Palästina war fragmentiert und polarisiert. Gleichwohl führte die Hoffnung, ein freies Volk im eigenen Land zu sein, wie es in der Nationalhymne Hatikwa heißt, dazu, dass sich in der Vielfalt und Zersplitterung doch die Einheit durchsetzte.


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Zionismus . . . . . . . . . .
Bezeichnung (1893 geprägt) für die politische (nationale) und soziale Bewegung zur Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina.

19. bis Mitte 20. Jahrhundert:
Die Anfänge des Zionismus liegen im 19. Jahrhundert (M. Hess, Leon Pinsker) und stehen - neben der religiösen Verwurzelung in der (passiven) messianischen Erwartung einer Rückkehr ins »Gelobte Land« (Israel/Palästina) und nach Zion (Jerusalem) - im Zusammenhang mit dem Aufkommen des Nationalismus in Europa und des modernen Antisemitismus in Ost- und Mitteleuropa Ende des 19. Jahrhunderts (Suche nach jüdischer Identität, Existenzmöglichkeiten und Eigenstaatlichkeit). Widerhall fand der Zionismus deshalb zuerst bei Teilen der Ostjuden, besonders im zaristischen Russland, wo die Judenemanzipation unterblieben war (Haskala), während die Westjuden den Zionismus zumeist ablehnten. Zwischen 1881 und 1914 verließen etwa 2,5 Mio. Juden Osteuropa und wanderten meist in die USA aus; auch die aktive jüdische Besiedlung Palästinas setzte ein. Dieser »praktische« beziehungsweise »Pionierzionismus« (wichtigster Vertreter: C. Weizmann) fand seine Ergänzung durch das Auftreten T. Herzls, der den Zionismus als politische Kraft organisierte und ihm durch die Zionistischen Weltkongresse ab 1897 eine wichtige Plattform schuf. Die ebenfalls 1897 gegründete Zionistische Weltorganisation (englisch Zionist World Organization, Abkürzung ZWO) erklärte 1905 die Errichtung einer »öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte« für das jüdische Volk in Palästina zu ihrem Ziel, seit 1917 von Großbritannien unterstützt (Balfour-Deklaration). Die 1918-39 stark ansteigende Einwanderung von Juden nach Palästina (Verzehnfachung auf etwa 0,6 Mio.) führte u. a. 1922 zur Gründung der Jewish Agency for Palestine und zur Ausbildung von Parteien, von denen die sozialistischen und religiösen Gruppierungen besondere Bedeutung erlangten. Der zunehmende Widerstand der palästinensischen Araber gegen die jüdische Besiedlung (auch aus arabischen Staaten) verstärkte sich nach 1933, als - bedingt durch die nationalsozialistische Judenverfolgung (»Holocaust«) - die legale und illegale Einwanderung sprunghaft anstieg (Nahostkonflikt). Vorschläge zur Errichtung eines binationalen Staates ließen sich nicht verwirklichen.

1947 bis heute:
Mit dem Teilungsplan der UN vom 29. 11. 1947 (Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat), der von den arabischen Staaten abgelehnt wurde, v. a. aber mit der Ausrufung des Staates Israel am 14. 5. 1948 wurde das Ziel der zionistischen Weltbewegung erreicht. Ihre Bemühungen konzentrieren sich seitdem auf die Stärkung der Beziehungen zwischen dem (säkular zionistischen) jüdischen Staat mit ursprünglich sephardischer Bevölkerungsmehrheit (Sephardim; ab 1948 zunehmende jüdische Einwanderung aus arabischen Staaten, v. a. Nordafrika, Irak und Syrien, ab 1991 verstärkt aus GUS-Staaten [seit 1995 eigene Partei: Israel Ba-Alija, inzwischen umbenannt in Israel Beteinu, deutsch »Israel unser Haus«]) und der jüdischen Diaspora, v. a. in den USA. Politisch und sozial heterogen (u. a. Linkszionismus, v. a. Israelische Arbeitspartei; Rechtszionismus, Likud-Block), entstand ein sogenannter Neuer Zionismus (1. 8. 1985 Neudefinition Israels als »Staat des jüdischen Volkes«). - Im Dezember 1991 annullierte die UN-Vollversammlung die Resolution von 1975, in der Zionismus als »eine Form von Rassismus und rassischer Diskriminierung« verurteilt worden war. Der umstrittene, seit der Besiedlung (ab 1977) der von Israel besetzten Gebiete v. a. von der Siedlerbewegung erhobene, von rechtszionistischen Kreisen unterstützte Anspruch auf »das ganze Land Israel« wurde durch den Übergang zum Ausgleich mit der PLO (Beginn: »Gaza-Jericho-Abkommen« vom 13. 9. 1993, 2005 untermauert durch den Rückzug Israels aus dem Gazastreifen) infrage gestellt und birgt Konfliktpotenzial in sich.

Organisation der zionistischen Weltbewegung:
Die ursprüngliche Struktur der ZWO wurde 1921, 1960 und 1968 reformiert; heute sind ihr nationale zionistische Zusammenschlüsse in über 40 Ländern verbunden. Als Legislative dienen die Zionistischen Weltkongresse (I. 1897 in Basel, XXXV. 2006 in Jerusalem). Als Exekutive fungiert das General Council, im Land Israel die Jewish Agency for Israel (Abkürzung ZWO-JA). Sitz der ZWO ist Jerusalem; Büros bestehen u. a. in New York, Madrid und Paris.

Die Ursprünge des Zionismus:
Palästina war bis 1918 ein Teil des Osmanischen Reiches. Es wurde verwaltungsmäßig im Wilajet von Libanon und Südsyrien erfasst; hinzu kam der Sandschak (Bezirk) von Jerusalem. Die geographischen Grenzen Palästinas waren noch mehr als die von Erez (Land) Israel alles andere als klar und wie auch heute noch umstritten. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass mit Erez-Israel das Gebiet des heutigen Staates Israel gemeint ist.

Neue, betont politische Impulse erhielt die zionistische Idee durch das Wirken Theodor Herzls, eines ursprünglich assimilierten Juden. Der Dreyfus-Prozess in Frankreich, über den er als Korrespondent der angesehenen Wiener Zeitung "Neue Freie Presse" berichtete, führte ihm jedoch deutlich vor Augen, dass der Antisemitismus auch im westlichen Europa nicht erloschen war. In der Auseinandersetzung mit der Dreyfus-Affäre gelangte er zu dem Schluss, dass die Juden eine eigene Nation seien und die jüdische Frage nur durch einen eigenen Staat gelöst werden könne. In der Judenfeindschaft sah er nicht ein vor-emanzipatorisches Relikt, das allmählich verschwinden würde, sondern vielmehr eine direkte Folge der Emanzipation. Das Streben nach Integration und Assimilation sei mithin zum Scheitern verurteilt. In seiner beinahe prophetischen Schrift "Der Judenstaat" von 1896 entwarf er die Vision der Rückbesiedlung Palästinas als Weg, dem jüdischen Volk neue, nationale, moderne Werte zu vermitteln. Herzl negierte die jüdische Religion nicht, er verstand aber die Zionssehnsucht in einem realpolitischen und säkularisierten Sinne. Zionismus bedeutete für ihn auch, dass sich die Juden von den Einschränkungen und Selbst-verleugnungen, die die Diaspora mit sich brachte, befreiten. In jenen Jahren herrschte der Glaube, dass nur die Rückbesinnung auf die Wurzeln des Altneulandes diese Befreiung mit sich bringen könne, und zwar in jeder Hinsicht national, sozial, politisch und seelisch. Natürlich waren die Zionisten im Großen und Ganzen davon überzeugt, die alte Heimat gehöre ihnen oder dem jüdischen Volk, ohne dass man diese Zugehörigkeit definieren konnte. Es gab romantische Vorstellungen darüber, wie an biblische Zeiten angeknüpft werden könne. Eine von Empfindungen geprägte innere Gestimmtheit gab Kraft und spornte an. Herzl war eine faszinierende, überzeugende Persönlichkeit. Es gelang ihm, diejenigen Juden anzusprechen, die bereits in einer im Einzelnen ungeklärten Weise zionistisch dachten und fühlten. Der von Herzl einberufene erste Zionistische Weltkongress trat im August 1897 in Basel zusammen und verabschiedete ein richtungweisendes Programm, dessen Kernsatz lautete: Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Die zionistische Bewegung wurde zunehmend als politischer Faktor wahrgenommen.

Die Politisierung der jüdischen Siedlungspolitik:
In Russland wurde die jüdische Bevölkerung zu Beginn des 20.Jahrhunderts erneut von einer Pogromwelle heimgesucht, an deren Anfang im April 1903 der Pogrom in Kischinjow stand. Während in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts noch Plünderungen den Schwerpunkt der Ausschreitungen bildeten, dominierten jetzt Vergewaltigung, Mord und Folter. Die Pogrome wurden von Reaktionären, aber auch von Kreisen, die sich für fortschrittlich hielten, bejaht, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Zugleich rief diese Brutalität nicht nur weltweite Empörung hervor, sondern führte den Juden deutlich vor Augen, in welch unsicherer Situation sie lebten. In jenen Jahren setzte die große jüdische Einwanderungswelle nach Amerika ein; ein kleiner Teil, etwa 30.000 Emigranten, fand den Weg nach Palästina. Trotz Ein-schränkungen und bürokratischer Hindernisse der osmanischen Regierung war es ihnen zu diesem Zeitpunkt noch möglich, sich in Palästina niederzulassen. Mit dieser zweiten Einwanderung, deren prominenteste Vertreter David Ben Gurion und Levi Eschkol waren, begann eine neue Ära. Es bestanden deutliche Unterschiede zwischen den Angehörigen der ersten Einwanderung, die bereits in wohlhabenden Kolonien wohnten, und den neu Ankommenden. Letztere waren zumeist Jugendliche, beseelt von nationalen Ideen, bewusste Zionisten mit einem Hang zur Radikalität und von den sozialen Bewegungen der damaligen Zeit stark geprägt. Sie verlangten die Beschäftigung von jüdischen statt arabischen Arbeits-kräften in den jüdischen Siedlungen und warben sehr eifrig für die Erneuerung der hebräischen Sprache, weil sie darin ein Attribut, wenn nicht sogar eine Voraussetzung des nationalen Erwachens sahen. Es entstand eine sehr kämpferische und weil parteigebunden auch polarisierende hebräische Presse. Die Pioniere der zweiten Einwanderungswelle riefen 1909 die Vereinigung Haschomer (Wächter) ins Leben, die die Aufgabe hatte, jüdische Siedlungen zu bewachen und den Wächtern angemessene Lebens-bedingungen zu gewährleisten. Die Immigranten ließen sich nicht nur in schon bestehenden Kolonien nieder, sondern gründeten eigene, so Deganya und Merhavya. 1909 entstand als Vorstadt zu Jaffa Tel Aviv. 1914 lebten insgesamt 85.000 Juden in Palästina, davon etwa 45.000 in Jerusalem, 10.000 in Jaffa, 7.000 in Safad, 5.000 in Tiberias, 3.000 in Haifa und 12.000 in landwirtschaftlichen Kolonien.

Entwicklung des Zionismus in den Dreißigerjahren
Nicht alle Juden begriffen, welche Bedeutung die Ernennung Hitlers zum deutschen Reichskanzler hatte. Viele wiegten sich in dem Glauben, dass dies sehr bald vorüber sein würde. Die zionistische Bewegung jedoch hegte keine Illusionen. Natürlich, die Vernichtung der europäischen Juden, die die NS-Führung 1941/42 beschließen und organisieren sollte, konnte auch sie Anfang 1933 nicht ahnen. Sie ging davon aus, dass die Nationalsozialisten die Juden zur Emigration zwingen würden und betrachtete ihre Aufgabe in Palästina darin, Zufluchtsorte für diese Juden zu schaffen und ihnen konstruktive Perspektiven zu bieten: eine neue Heimat, Anknüpfung an ihre hebräischen Wurzeln, Selbstbestimmung statt Assimilation, Stolz darauf, Jude zu sein durch die Schaffung einer neuen Gesellschaft, eines neuen Volkes. Chaijim Arlosoroff, der als politischer Leiter der Jewish Agency quasi als Außenminister des Jischuw amtierte, gelang es, mit dem Deutschen Reich das Haavra-Abkommen zu vereinbaren. Juden, die über ein bestimmtes Kapital verfügten, benötigten keine Einwanderungszertifikate und durften mit einem Teil ihrer Habe nach Palästina ausreisen. In ihrer ersten Phase trug diese fünfte Einwanderung fast ausschließlich deutschen Charakter. Danach gelangten Juden aus Österreich, der Tschechoslowakei, aus Polen, den baltischen Ländern und in den Jahren vor Kriegsbeginn auch illegale Einwanderer aus allen Ländern Europas nach Palästina. 1933 waren es 37.337 Juden, 1934 bereits 45.267 und 1935 sogar 66.472. Die deutschen Juden setzten, nur auf gründlichere Weise, in Palästina fort, was die Ein-wanderer der vierten Welle angelegt hatten. Es entstand eine städtische Gesellschaft, und Tel Aviv, Haifa und Ramat Gan erhielten ihr mitteleuropäisches Gepräge. Die deutschen Einwanderer, die Jekkes, wie sie liebevoll genannt wurden, brachten technisches Können, Fähigkeiten, Geräte, industrielle Strukturen mit. Arbeitsplätze entstanden. Überall wurde modernisiert, investiert, gebaut. Angesichts dieser Prosperität betrachteten bald auch die Briten Palästina als eine lohnende Kolonie; sie glaubten, dass diese Entwicklung auch ihren imperialen Interessen dienlich sein könne. Die Steuereinnahmen kamen hinzu, auch dämmerte die Erkenntnis, dass die strategische Bedeutung Palästinas wegen der ordentlichen Infrastruktur stetig wuchs. Aber ab 1935, infolge der internationalen Ereignisse und des zunehmenden arabischen Drucks, änderten sie ihre Haltung, ohne allerdings die Dynamik der jüdischen Einwanderung völlig unterbinden zu können.

Innerhalb des jüdischen Sektors kam es zu einigen bedeutenden Veränderungen. Die Mapai wurde zur dominierenden Partei im Jischuw, während die Revisionisten sich in ihrer Radikalität selbst ins Abseits manövrierten. Ben Gurion amtierte ab 1935 nicht mehr als Generalsekretär der Histadrut, sondern als Vorsitzender der zionistischen Exekutive und der Leitung des Sochnot (der Jewish Agency). Dieser etwas unklare Titel bedeutete, dass Ben Gurion praktisch als der Regierungschef zu amtieren begann. Die Haganah, gut getarnt, fing an Waffen nach Palästina zu schmuggeln sowie eigene Waffen zu produzieren. Die nationalen jüdischen Institutionen begannen mit dem Aufbau eines Nachrichtendienstes, mit der Erfassung der Jugend und der wehrfähigen Männer und Frauen. Die neuen Einwanderer waren zumeist sehr motiviert Jugendliche und entschlossen niemals wehrlos zu sein. Die Haganah war, wie es der Historiker Igal Elam treffend formulierte, der zionistische Weg zur Macht. Ohne sich die militärische Diktion zu eigen zu machen, waren es gerade die Arbeiterbewegungen, die die Haganah stark prägten. Die treibende Kraft dahinter war David Ben Gurion.

Auch die palästinensische Gesellschaft unterlag einem Prozess der Wandlung, der allerdings eher einen destruktiven Charakter annahm. Der Mufti war nicht der einzige Radikale. Er hoffte, in Zusammenarbeit mit den Briten den Zionismus eliminieren zu können. Es entstanden radikale Parteien und Bewegungen, die sowohl die Juden als auch die Briten vertreiben wollten. Eine von ihnen war die Istiklal, die Unabhängigkeitspartei, die 1932 gegründet wurde. Diese und andere politische Kräfte begannen in Europa nach Verbündeten zu suchen, die antijüdisch und zugleich antibritisch eingestellt waren. Im Oktober 1933 kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Briten und Arabern, die die sofortige Beendigung der jüdischen Einwanderung verlangten. Es entstand ein Geheimbund, der sowohl islamisch als auch palästinensisch national motiviert war und die Juden ebenso wie die Briten bekämpfte. Die internationale Entwicklung begünstigte die arabische Seite. Italien gelang es 1935 Äthiopien zu erobern, und damit bedrohte es die britischen Interessen im benachbarten Jemen. Vor diesem Hintergrund entstanden im arabischen Raum Vereinigungen, Pfadfindergruppen und Jugendverbände, die deutlich am italienischen Faschismus, später am deutschen Nationalsozialismus ausgerichtet wurden. Auch die regionale Entwicklung spielte eine Rolle. In Ägypten sahen sich die Briten gezwungen, mit den Nationalisten zu verhandeln, die größere Autonomie verlangten. Irak war ohnehin ab 1932, nominell jedenfalls, unabhängig. In Syrien brachte ein 50-tägiger Generalstreik gegen die Franzosen das öffentliche Leben zum Stillstand. Im März 1936 sahen sich die Franzosen gezwungen, mit den Syrern zu verhandeln. All das blieb nicht ohne Einfluss auf den Mufti, die Istiklal und die palästinensische Gesellschaft.


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Antike Kleinstaaten: Israel und Juda . . . . . . . . . .

Unter den Geschichten der alten Völker des Vorderen Orients spielt die Geschichte des antiken Israel eine ganz besondere Rolle. Sie ist die Einzige, die von der Frühzeit eines Volkes berichtet, das seit der Antike trotz furchtbarer Katastrophen nicht untergegangen ist, sondern bis in die Gegenwart fortexistiert: von der der Juden. Und sie ist die Einzige, auf die sich bis heute zwei Weltreligionen ständig zurückbeziehen, das Judentum und das Christentum.

Die Sumerer, Ägypter, Babylonier, Syrer und Hethiter hatten schon eine lange Geschichte hinter sich, als Israel erst gegen Ende des 2. Jahrtausends v.Chr. die Bühne der Weltgeschichte betrat.

Literaturgeschichtliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Geschichtsbericht der Hebräischen Bibel (1. Mos. bis 2. Kön.), ungeachtet der Aufnahme älterer Quellen, erst im 6. bis 5. Jahrhundert v.Chr. verfasst wurde; das heißt, es liegen teilweise Jahrhunderte zwischen den biblischen Texten und den berichteten Ereignissen. Da es sich zudem um eine paradigmatische Geschichtsschreibung handelt, die nicht nur berichten, sondern vor allem theologisch belehren will, kann die historische Rekonstruktion nicht einfach der biblischen Darstellung folgen, sondern muss kritisch deren Quellenwert überprüfen. Sie ist dabei vor allem für die frühe Zeit stark auf außerbiblische Quellen und archäologische Zeugnisse angewiesen.

Israel (hebräisch Jisrael) ["er streitet mit Gott"], dem Stammvater Jakob von Gott verliehener Name (1.Mose 32, 29; 35,10), der auf das Volk Israel als seine Nachkommenschaft übergeht, die in 5. Mose 4,44 als "Kinder Israels" bezeichnet wird; die älteste außerbiblische Erwähnung findet sich auf der Siegesstele des Pharao Merenptah (letztes Drittel des 12.Jahrhunderts v.Chr.); nach dem Tod Salomos und der ihm folgenden Reichsteilung (926 v.Chr.) Bezeichnung für das Nordreich im Gegensatz zum Südreich Juda. Nach der Überlieferung hat Moses die religiöse Einheit im Glauben an den einen Gott Jahwe geschaffen.

Die Anfänge einer politischen Einheit des Volks zeigten sich in einem religiös-politischen Schutzverband der 12 Stämme (Richter). Die erste Staatenbildung erfolgte unter Saul, der die israelitischen Stämme Galiläas, Mittelpalästinas und des Ostjordanlands im Kampf gegen ihre westlichen und östlichen Nachbarn (Philister und Ammoniter) vereinigte und von ihnen um 1020 v.Chr. zum ersten König Israels erhoben wurde. Sein Nachfolger, König David (etwa 1004/03-965/64 v.Chr.), gründete dann von dem im Süden wohnenden Stamm Juda aus das Großreich Israel und machte Jerusalem zum politischen Mittelpunkt. Unter seinem Sohn Salomo (965-926 v.Chr.) erlebte das Reich seine Glanzzeit (Tempelbau in Jerusalem). Nach seinem Tod kam es zur Teilung des Reichs (926 v.Chr.) in das Südreich Juda mit Jerusalem als Hauptstadt und das Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria. Nach dauernder Feindschaft dieser beiden Reiche und Reibungen mit den umliegenden Staaten vernichtete das erstarkte Assyrerreich 722 v.Chr. das Nordreich Israel und machte es zur assyrischen Provinz; die Bevölkerung wurde deportiert beziehungsweise ging in neu angesiedelten Völkerschaften auf.

Der schmale Kulturlandstreifen Palästina / Phönizien / Syrien bildet die Landbrücke zwischen Afrika und Asien und war schon im Altertum von großer geopolitischer Bedeutung; wer sie kontrollierte, besaß die Kontrolle über die Heeres- und Handelswege zwischen den beiden großen vorderorientalischen Flusskulturen am Nil und in Mesopotamien und zugleich das Tor zur östlichen Mittelmeerwelt. Der Raum war daher naturgemäß zwischen den altorientalischen Reichen stark umstritten.


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Zeittafel . . . . . . . . . .

2. Jahrtausend v. Chr.
Das Gebiet des heutigen Palästinas und Israels stand unter ägyptischer Herrschaft. Es bildete die Provinz Kanaan, die aus einer Fülle kleiner Stadtkönigtümer bestand; diese, meist in der strategisch wichtigen und landwirtschaftlich günstigen Küsten- und Jesreelebene gelegen, buhlten mit- und gegeneinander um die Gunst des ägyptischen Oberherrn, was die Amarnabriefe, eine mittelägyptische Quelle aus dem 14. Jahrhundert, belegen.

14.-13.Jahrhundert v.Chr.
Die israelitischen Stämme sind in mehreren Wellen von Süden und Osten allmählich in das von den Kanaanäern besiedelte Kulturland Palästina vorgedrungen und dort ansässig geworden.

Ende des 13. Jahrhunderts v.Chr.
Aus immer noch nicht vollständig geklärten Gründen kam es zu einem Kollaps der politischen Systeme im östlichen Mittelmeerraum. Die mykenische Welt ging unter, das Hethiterreich brach zusammen, die ägyptische Macht wurde nachhaltig geschwächt, Völkerschaften aus der Ägäis (Seevölker) drangen in das Gebiet des heutigen Syriens-Palästinas-Israels ein, unter ihnen auch die Philister, die in der südlichen Küstenebene Fuß fassten und viel später unter römischer Herrschaft den Namen Palästina für das Land abgeben sollten.

Um 1200 v.Chr.
Die hoch entwickelte kanaanäische Stadtkultur der späten Bronzezeit mit ihren weit reichenden Handelsbeziehungen fand ebenfalls ihr Ende; viele der kanaanäischen Städte wurden zerstört oder verlassen (Hazor, Megiddo, Beth Schean, Bet-El, Geser, Aschdod).

In den ökologischen und politischen Nischen, in die die Macht der geschwächten kanaanäischen Stadtstaaten nicht mehr reichte, auf dem mittel-, nord- und südpalästinischen Gebirge und im nördlichen Negev entstanden eine Vielzahl neuer kleiner dörflicher Siedlungen; etwa 315 sind durch Oberflächenuntersuchungen oder Ausgrabungen nachgewiesen. Wie dieser Befund historisch zu deuten ist, wird in der Forschung noch kontrovers diskutiert: Einiges spricht für das Sesshaftwerden von Nomaden (ovaler Häuserring, Pfostenlöcher, Silos), anderes für die Neuansiedlung von Bauern. Wichtig für die Einschätzung der Herkunft der eisenzeitlichen Siedler ist, dass sie wohl vor allem auf dem Sektor der Architektur einige Neuerungen einführten (Vierraumhaus), aber in der materiellen Kultur auf niedrigerem Niveau Traditionen der Spätbronzezeit fortführten. Dies bedeutet, dass sie in ihrer Mehrzahl nicht von weither etwa aus der Wüste, wie man früher dachte eingewandert waren, sondern schon längere Zeit in Kontakt mit der kanaanäischen Stadtkultur gelebt haben müssen. Dafür spricht auch die früheste außerbiblische Erwähnung Israels in der Siegesstele des Pharaos Merenptah, die schon für das Jahr 1219 v.Chr. eine Volksgruppe dieses Namens in Kanaan bezeugt. Das heißt, es waren wahrscheinlich nomadische Randgruppen und bäuerliche Unterschichtgruppen Palästinas, die mit dem Niedergang der ägyptischen Herrschaft und der kanaanäischen Stadtkultur sich von den städtischen Zentren absetzten und dazu übergingen, sich in den politisch kaum noch kontrollierten Berg- und Wüstenregionen eine eigene ökonomische Basis und eine selbstständige politische Organisation aufzubauen. Wenn sie diese Isra-el nannten, so klingt dies bei einer solchen Sicht wie ein politisches Programm: Nicht die städtische Aristokratie, sondern der (aramäische) Gott El soll herrschen!

1290-1212 v.Chr.
Gruppen von außen, wahrscheinlich semitische Fronarbeiter, die unter Ramses II. zu Bauarbeiten im Nildelta bei den Städten Pitom und Ramses gepresst wurden und unter der Führung Moses und der Verheißung des Gottes Jahwe, den dieser bei den Midianitern in Nordarabien kennengelernt hatte, nach Palästina geflohen waren, wandern zu. Diese Gruppen verbanden sich mit den sich emanzipierenden Nomaden und Bauern Palästinas und stärkte mit ihrem Gott Jahwe deren Befreiungsbestrebungen. Wenn es in der Hebräischen Bibel so dargestellt wird (2. Mos. 115), als sei ganz Israel in Ägypten gewesen und nach Palästina eingewandert, dann wurde die spezielle Geschichte der Mosesgruppe generalisiert. Dabei wissen andere Texte durchaus noch, dass die Vorväter Israels schon im Lande waren (1.Mos. 1250). Sicher nicht historisch ist die Sicht des Buches Josua (Josua 112), dass das ganze Land gewaltsam erobert wurde; dagegen spricht nicht nur die andere Sicht von Richter 1, sondern vor allem der archäologische Befund: Die Städte Jericho und Ai, die Josua erobert haben soll, lagen schon Jahrhunderte in Trümmern, bevor Israel entstand; hier handelt es sich um ätiologische Sagen, die diese Trümmerstätten nachträglich erklären sollten. Der Entstehungsprozess Israels war, wie die unbefestigten Dorfgründungen zeigen, in seiner ersten Phase friedlich. Erst als Israels Siedlungsgebiet sich auszuweiten begann, kam es mit den Kanaanäerstädten und den Philistern in Konflikt. Zutreffend aber hat die Überlieferung die Sicht bewahrt, dass Israel aus einem sozialen Befreiungsprozess entstanden ist. Dies prägte seiner Religion zwei Merkmale auf, die für sie typisch bleiben sollten: Als Gott der Befreiung ist Jahwe nicht primär an Städte, Länder oder Könige, sondern an eine Menschengruppe gebunden. Jahwe ist der Gott Israels, und Israel ist Volk Jahwes so schon in einem der ältesten Texte der Bibel, dem Deboralied (Ri. 5). Und dieses Gottesverhältnis birgt einen herrschaftskritischen und einen sozialen Impuls in sich, die sich immer wieder Geltung verschaffen sollten.

Ca. 1200-1000 v. Chr.
Die politische Organisation, welche die Bauern- und Hirtenbevölkerung im palästinischen Bergland aufbaute, war geradezu ein Gegenmodell zu der hierarchischen Struktur der kanaanäischen Stadtstaaten, von denen sich zu emanzipieren sie entschlossen war. Das vorstaatliche Israel organisierte sich als Stammesgesellschaft; das heißt, es regelte alle gesellschaftlichen Beziehungen nach einem gestaffelten System realer (Familie, Sippe) und fiktiver (Stamm) Verwandtschaftsverhältnisse. Typisch war dabei das Fehlen jeglicher politischer Zentralinstanz. Kaum beschränkte Macht hatte nur der Vater über seine Familie, die außerhäusliche Gewalt war dagegen ausgesprochen schwach entwickelt. Die einzigen dauerhaften politischen Institutionen, den Ältestenrat und die Versammlung der Waffen tragenden Männer, gab es in der Frühzeit nur auf der Ebene des Ortes, einer Region oder eines Stammes, nicht aber auf der Ebene des Gesamtverbandes Israel; sie waren noch dazu auf die freiwillige Zustimmung aller Beteiligten angewiesen. Die Orte oder Stämme, begünstigt auch von der zerklüfteten Struktur des Siedlungsraumes, handelten weitgehend unabhängig voneinander; ja wir hören sogar von Konflikten zwischen den Stämmen. Nur in schweren Krisen, in denen die einzelnen Stämme nicht mehr allein der Bedrohung Herr wurden, schlossen sich mehr oder weniger große Teile des Gesamtverbandes Israel zusammen.

Die größte militärische Gemeinschaftsaktion war die Deboraschlacht. Nach dem Zeugnis des Deboraliedes (Ri. 5) vereinten sich immerhin sechs von zehn Stämmen, um gegen eine Koalition kanaanäischer Könige in der Jesreelebene zu kämpfen. Der Text macht deutlich, dass die Konzeption von Israel als einem Zwölf-Stämme-Verband (so z. B. in 1. Mos. 49; 5. Mos. 33) eine spätere Idealvorstellung ist, die nicht der Realität entsprach. Auffällig ist besonders, dass im 11. Jahrhundert Juda offenbar noch nicht zu dem Stammesverband gehörte. Der Tadel gegenüber den Stämmen, die sich an diesem Befreiungskrieg nicht beteiligten, belegt das Vorhandensein einer Solidaritätsverpflichtung zwischen den Stämmen. Typisch aber ist, dass diese Solidarität außerinstitutionell erreicht wurde, hier durch die Sängerin Debora, die durch ihr Charisma Barak als Heerführer aktivierte und sechs Stämme zur gemeinsamen Aktion zusammenschweißte, wofür sie den Ehrentitel Mutter in Israel erhielt. Hier wie auch sonst wurde der Solidarisierungsprozess auf ein wunderbares Eingreifen Jahwes, die Wirkung seines Geistes zurückgeführt. Auf diese Weise unterstützte er Israel bei seinen Befreiungskämpfen, die darum regelrecht Jahwekriege genannt wurden. Wenn aber die charismatischen Heerführer oder Großen Richter nach Abschluss der Kämpfe wieder ins Glied zurücktraten und z. B. Gideon nach Richter 8,22f. gar die ihm angetragene Königswürde mit dem Hinweis auf Jahwes Herrschaft über Israel abgelehnt haben soll, dann wird deutlich, dass im vorstaatlichen Israel der Missbrauch der Solidarisierung zur Etablierung einer politischen Zentralgewalt erfolgreich verhindert wurde, und zwar ebenfalls mit religiöser Motivation: Jahwe schützte das Freiheitsstreben der Stämme auch nach innen. Das Fehlen einer menschlichen Obrigkeit war gewollt.

Ein weiteres Merkmal der israelitischen Gesellschaft dieser Zeit war ihre geringe soziale Differenzierung. Wohl gab es einzelne wohlhabende und damit angesehene Scheichs und Burschen, die sich als Freie in ein Dienstverhältnis begaben, aber die Mehrheit der Bevölkerung arbeitete in den sich weitgehend selbst versorgenden Familien auf ihrem Erbbesitz. Dieser galt, um die Akkumulation von Grund und Boden zu verhindern, grundsätzlich als unverkäuflich. Zusätzliche Solidaritätspflichten innerhalb der Sippe wie Loskauf (3. Mos. 25, 25ff.) und Leviratsehe (5. Mos. 25, 5-10) sollten verhindern, dass der Grundbesitz der Familie im Falle von Schuldknechtschaft oder frühzeitigem Tod verloren ging.

Während man in der älteren Forschung (Martin Noth) das vorstaatliche Israel in Anlehnung an griechische Vorbilder als Amphiktyonie definiert hat, das heißt, als sakralen, um ein Zentralheiligtum (z.B. Silo) siedelnden Stämmeverband, hat man es in neuerer Zeit wegen seiner egalitären Struktur im Vergleich zu entsprechenden afrikanischen Vorbildern als segmentäre Gesellschaft bestimmt.

Ca. 1000 v.Chr.
Der Übergang zur Staatlichkeit war keineswegs eine natürliche Entwicklung. Wohl gab es innere Gründe, die die Ausbildung stämmeübergreifender politischer Institutionen förderten: Archäologisch lässt sich nachweisen, dass ein Bevölkerungswachstum um etwa das Dreifache im Verlauf des 11. Jahrhunderts eine Ausdehnung des Siedlungsraumes in den Westabhang des Berglandes erzwang. Der erhebliche Arbeitsaufwand bei der Kultivierung der steilen Berghänge durch Terrassierung und die Anlage von Zisternen erforderte die Zusammenarbeit größerer Verbände; die in den Hanglagen oft nur mögliche Gartenkultur (Ölbäume, Wein) führte zu regionalen Spezialisierungen der landwirtschaftlichen Produktion und förderte den überregionalen Handel. So erstaunt es nicht, dass sich in der späten vorstaatlichen Zeit die beiden politischen Entscheidungsgremien, der Ältestenrat und die Volksversammlung, auch auf die Ebene des Stämmeverbandes ausdehnten, wobei das offenbar erst jetzt hinzukommende Juda neben Israel eine Sonderstellung behielt (das Alte Testament spricht von Ältesten und Männern Israels bzw. Judas).

Der eigentliche Auslöser zur Etablierung einer zentralen Herrschaft kam jedoch von außen: Je mehr Israel und Juda ihr Siedlungsgebiet nach Westen hin ausdehnten, umso stärker gerieten sie mit den Philistern in Konflikt. Diesem Seevolk mit seinen Berufskriegern war Israel mit seinem freiwilligen Heerbann militärisch auf Dauer nicht gewachsen.

Um 1050 v.Chr.
Isra-el erlitt bei Aphek eine schwere Niederlage gegen die Philister (1. Sam. 4), bei der die Bundeslade verloren ging; in der Folge wurde auch deren Aufbewahrungsort, das Heiligtum von Silo, zerstört. Danach kam es zu einer lang anhaltenden Besetzung des mittelpalästinischen Berglandes durch die Philister, die so weit ging, dass diese die gesamte Metallherstellung und -verarbeitung der Israeliten kontrollierten. So fanden sich die Entscheidungsträger der Stämme unter dem Druck der Verhältnisse bereit, von ihrem Freiheitsideal Abstriche zu machen, und erhoben Saul, der seine charismatischen und militärischen Fähigkeiten im erfolgreichen Befreiungskampf gegen die ostjordanischen Ammoniter erwiesen hatte, zum König (1.Sam. 11).

Das Königtum Sauls war ein ernst zu nehmender Versuch, die Notwendigkeit einer zentralen militärischen Dauergewalt mit dem Streben der Stämme nach Freiheit und Unabhängigkeit aus der vorstaatlichen Zeit zu vereinen. Es war eher ein Häuptlingstum, bei dem die Stämme sich zwar Saul gegenüber zur ständigen Heerfolge verpflichteten, aber peinlich darauf achteten, dass seine Machtbasis möglichst auf seine familiären Ressourcen beschränkt blieb: eine bescheidene Residenz im heimatlichen Gibea, einen kleinen Führungsstab, in dem sein Vetter Abner wohl das einzige Amt (das des Heerführers) besetzte, und nur eine kleine Berufstruppe, wohl meist aus Angehörigen seines Stammes Benjamin. Zur Finanzierung billigte man ihm keine Steuern, sondern nur freiwillige Abgaben zu. Ohne Verwaltungsstab blieb Sauls Königtum noch unterhalb der staatlichen Ebene. Doch das Experiment eines Kompromisses zwischen Stammesgesellschaft und Königtum misslang. Nach Anfangserfolgen fiel Saul in der Entscheidungsschlacht gegen die Philister auf dem Gebirge Gilboa (1. Sam. 31); die Macht, die er in Israel vereinen konnte, erwies sich als zu schwach. Ob Saul wirklich nur zwei Jahre regiert hat, wie der beschädigte Text (1. Sam. 13,1) sagt, ist angesichts des gewaltigen Aufstiegs, den David unter seiner Regierung erlebte, fraglich.

Um Israel gegen seine eigenen politischen Ideale in die Staatlichkeit zu führen, bedurfte es des Machtwillens und der genialen Gestaltungskraft Davids. Die Faszination, die von ihm ausging, hat schon früh zwei Erzählungen über ihn entstehen lassen, die Aufstiegserzählung (1.Sam. 16 bis 2.Sam. 5) und die Thronfolgeerzählung (2. Sam. 9 bis 1. Kön. 2), sodass wir erstmals in der Geschichte Israels gut informiert sind. David, aus dem judäischen Bethlehem stammend, hatte seine Karriere als Schildknappe Sauls begonnen, war also kein charismatischer Heerführer wie die Großen Richter. Er gewann schnell militärischen Ruhm in Scharmützeln mit den Philistern und geriet darüber in Konflikt mit Saul. Vertrieben vom Hof, schuf er sich aus den Randexistenzen der israelitischen Gesellschaft eine schlagkräftige Truppe von 400-600 Berufskriegern (1. Sam. 22), die nicht mehr den Stämmen, sondern allein ihm verpflichtet war (Knechte Davids). Diese bildete die entscheidende Machtbasis für seinen weiteren Aufstieg und entwickelte sich zum Kern des staatlichen Gewaltmonopols. Mithilfe seiner Truppe und zu deren Versorgung verschaffte sich David auf abenteuerliche Weise erheblichen Grundbesitz, beerbte etwa den reichen judäischen Bauern Nabal, nachdem er ihm mit Mafiamethoden, wie man heute sagen würde Schutzgelder abgepresst hatte (1. Sam. 25). Er scheute sich nicht, zu den Philistern überzulaufen, um als treuer Vasall vom Philisterkönig Achisch von Gath das Lehen Ziklag zu erhalten, das zum Grundstock des davidischen Krongutes werden sollte. Doch geschickt vermied er es, aufseiten der Philister gegen die eigenen Landsleute kämpfen zu müssen. Während Saul zur Entscheidungsschlacht gegen die Philister rüstete, veranstaltete David Raubzüge gegen israelfeindliche Stämme im Süden und verteilte von der Beute reiche Geschenke an die Ältesten Judas, um sie für sich zu gewinnen. Der Erfolg dieser konsequenten Hausmachtpolitik zeigte sich bald. Nachdem Saul gefallen war, besetzte David mit seiner Truppe im Handstreich das strategisch wichtige Hebron; die Ältesten Judas beugten sich der faktischen militärischen und wirtschaftlichen Macht Davids und salbten ihn zum König von Juda (2.Sam. 2,14).

Von dieser erweiterten Machtbasis aus ging David sofort zielstrebig dazu über, sich nun auch die Stammesautoritäten Israels gefügig zu machen. In einem Verwirrspiel von Lockungen, Drohungen, Bruderkämpfen und Intrigen verhinderte er erfolgreich den Versuch einer dynastischen Fortsetzung des Königtums Sauls unter dessen Sohn Eschbaal; dessen Heerführer Abner wurde abgeworben, Eschbaal und Abner schließlich ermordet. Wohl wahrte David peinlich den Schein seiner Loyalität gegenüber den Sauliden, tötete den Boten, der ihm die Krone Sauls brachte, trauerte öffentlich um die Opfer und bestrafte so weit wie möglich die übereifrigen Täter, doch wurde er von den Anhängern Sauls wohl nicht ganz zu Unrecht der Mitschuld am Untergang des ersten Königshauses bezichtigt. Als dann die Ältesten Israels nach Hebron schickten, um mit ihm einen Königsvertrag abzuschließen (2. Sam. 5,15), da meinten sie wohl, noch ein Wahlkönigtum, das ihnen Mitspracherechte einräumte, retten zu können; faktisch fügten sie sich jedoch dadurch den von David etablierten Machtverhältnissen.

David vereinte nun die beiden Königtümer Israel und Juda in Personalunion. Es gehört zu seinen geschicktesten Schachzügen, dass er mit seiner Berufstruppe die noch bestehende Kanaanäerstadt Jerusalem an der Grenze zwischen den beiden separaten Stammesgebieten eroberte (2. Sam. 5,69) und sich damit eine von den Stämmen unabhängige Residenz schuf. Damit war eine Zentrale für den jungen Staat geschaffen, über die der König persönlich verfügte (Davidstadt). David gelang es in kurzer Zeit, zuerst mit seiner schlagkräftigen Berufstruppe, dann im Verein mit einem reorganisierten Heerbann nicht nur die philistäische Besatzungsmacht aus dem Lande zu treiben, sondern auch die umliegenden Kleinstaaten Moab, Ammon, Aram-Zoba, Aram-Damaskus und die Edomiter zu unterwerfen; selbst Hamath in Mittelsyrien wurde ihm tributpflichtig (2. Sam. 8; 10f.; 12,26ff.). Nach der Eroberung der noch bestehenden kanaanäischen Stadtstaaten schuf er aus den zerstreuten Stammesgebieten einen zusammenhängenden Territorialstaat mit einem Kranz von Vasallenstaaten, dessen Machtbereich von Ägypten bis an den Euphrat reichte. Es handelt sich um die erste Großreichsbildung, die von der umkämpften Landbrücke Palästina ausging, und es sollte auch die letzte bleiben. Es ist deswegen kein Zufall, dass sich die Idealvorstellungen Israels von seinem Land immer wieder an diesem davidischen Großreich orientierten (1.Mos. 15,18).

Es gehört zu den auffälligen Besonderheiten der Geschichte Israels, dass es trotz dieser glänzenden außenpolitischen Erfolge des jungen Königtums dennoch zu mehreren Aufstandsbewegungen gegen David kam. Die Unzufriedenheit mit seinem autokratischen Regiment war so groß, dass sich die entmachteten Entscheidungsträger der Stämme zu einer Israel wie Juda umfassenden Koalition zusammenschlossen, um mit Davids Sohn Absalom eine Art konstitutionelle Monarchie zu errichten, die ihnen mehr Mitspracherechte einräumen sollte und damit den vorstaatlichen Idealen Israels mehr entsprach (2. Sam. 1519). Die Lage war für David so gefährlich, dass er aus Jerusalem mit einigen Getreuen fliehen musste, um im Ostjordanland seine Berufstruppe neu aufzubauen; selbst die Sauliden witterten wieder Morgenluft. Doch scheiterte das erstaunliche politische Experiment. Die Söldner Davids besiegten den Heerbann der Stämme, Absalom wurde getötet, und es gelang David, einen Keil zwischen die Aufständischen zu treiben, indem er den Judäern Privilegien zusprach.

Doch kaum hatte David seine Herrschaft in Jerusalem wiederhergestellt, als unter den benachteiligten mittel- und nord-israelitischen Stämmen der noch radikalere Scheba-Aufstand losbrach. Scheba aus dem Stamm Benjamin rief sie auf, David die Gefolgschaftspflicht aufzukündigen (2. Sam. 20,1) und damit wieder zu vorstaatlichen Verhältnissen zurückzukehren. Doch zu einer solchen radikalen Ablehnung des Königtums war es schon zu spät. Von Davids Berufstruppe bedroht, wagte es nur eine Stadt, Scheba Unterschlupf zu gewähren, und opferte ihn schließlich, um Davids Strafaktion zu entgehen.

Frank Crüsemann hat zeigen können, dass die für den antiken Orient einzigartigen königskritischen Texte der Hebräischen Bibel (Ri. 9,7 bis 15; 1. Sam. 8,7 und 11-18; 12,12; vgl. Hosea 13,9-11) in den Aufstandsbewegungen der frühen Königszeit ihren Ursprung haben. Sie belegen, dass die herrschaftskritischen politischen und religiösen Traditionen der Frühzeit mit dem Übergang zur Staatlichkeit nicht vergessen wurden. Anders als in Ägypten, Sumer oder Babylon wurde dem Königtum in Israel sein sakral überhöhter Absolutheits- und Totalitätsanspruch bestritten.

Salomo, der seinem Vater David nach etwa 40-jähriger Herrschaft durch eine Hofintrige auf den Thron folgte, schuf ein dynastisch-sakrales Königtum nach ägyptischem Vorbild. Obwohl unter seiner Herrschaft das Großreich schon wieder zu bröckeln begann (Aram-Damaskus machte sich selbstständig und Edom probte den Aufstand) führte Salomo es zu seinem größten Glanz. Er band durch Heiraten sein Reich in die diplomatischen Beziehungen zu den Nachbarn ein und knüpfte weitläufige Handelsbeziehungen nach Tyros, Kleinasien, Ägypten, Südarabien und Afrika. Seine Hauptaktivität lag im Bereich der Innenpolitik. Die staatliche Administration, die schon David begonnen hatte, wurde von Salomo erweitert (1. Kön. 4,16) und straff durchorganisiert: Sein oberster Verwaltungsstab umfasste den Priester des Jerusalemer Tempels, einen Schreiber als Spitze der zivilen Verwaltung, einen Kanzleichef, einen Heerführer, einen Gouverneur an der Spitze der Verwalter der Steuerbezirke, einen Freund des Königs als persönlichen Berater, einen Haushofmeister zur Verwaltung der Krongüter und den Chef der staatlichen Fronarbeit.

Zur Finanzierung der Hofhaltung, Verwaltung, Truppen und Baukolonnen teilte Salomo Israel in zwölf Steuerbezirke ein (1. Kön. 4,7-19). Ob für den Landesteil Juda das Gleiche vorauszusetzen ist oder ob er steuerlich bevorzugt war, ist unbekannt. Wahrscheinlich musste als Steuer der Zehnte Teil der ackerbäuerlichen Produktion abgeführt werden, zu dessen Einsammlung und Lagerung eigens Vorratsstädte mit auch archäologisch nachweisbaren Speicherhäusern erbaut wurden. Die großen Reichtümer, die durch Steuern, Zölle und Tribute im Reich eingingen, nutzte Salomo zu einer extensiven staatlichen Bautätigkeit. Er überzog das Land mit einem Netz von Festungsstädten, häufig auf den Ruinen alter Kanaanäerstädte, die an strategisch günstiger Stelle lagen, wie Hazor, Megiddo, Beth-Horon und Geser (1. Kön. 9,15-18). Sie dienten zugleich der Steuer- und Militärverwaltung, besonders zum Unterhalt der logistisch aufwendigen Streitwagentruppe, die sich Salomo zur Herrschaftssicherung zulegte. Damit brachte er das gesamte israelitische Staatsgebiet unter direkte Kontrolle der zentralen Herrschaft.

War die vorstaatliche Zeit durch Deurbanisation gekennzeichnet, so setzte mit der Königszeit eine Reurbanisation ein, die eindrucksvolle archäologische Zeugnisse hinterlassen hat. Hervorstechend war besonders der prächtige Ausbau der Hauptstadt Jerusalem. Dazu wurde die Davidstadt durch eine Aufschüttung mit dem Zionberg verbunden, um ein Plateau für Verwaltungs- und Palastbauten zu schaffen. Religionsgeschichtlich folgenreich war der glänzende Ausbau des übernommenen jebusitischen (vorisraelitischen) Heiligtums zum königlichen Staatstempel, der mit dem Palast eine bauliche Einheit bildete (1. Kön. 6f). Nach der Vorstellung des sakralen Königtums war der König zugleich Priester und Versorger des Heiligtums. Salomo stellte das alte Stammesheiligtum, die Bundeslade, die nach Rückgabe durch die Philister schon David nach Jerusalem überführt hatte, im Allerheiligsten des Tempels auf (1. Kön. 8) und knüpfte damit an die vorstaatliche Jahwereligion an: Jerusalem sollte nicht nur der politische, sondern auch der kultische Mittelpunkt des Reiches sein. Doch die Symbolik des riesigen Cherubenthrones, der sich im Allerheiligsten über die kleine Bundeslade wölbte, verkündete zugleich eine neue Staatstheologie, die sich aus den kanaanäischen Traditionen der Stadt speiste: Jahwe, einst Befreier aus Ägypten, thronte nun selber als himmlischer König über seiner Stadt und regierte von hier aus mit Hilfe seines Sohnes, des davidischen Königs, die Völkerwelt (Ps.2, 45-48; vgl. Jes.6).

Mit diesem tief greifenden theologischen Umbruch war ein geistesgeschichtlicher verbunden. Gerhard von Rad hat von einer regelrechten davidisch-salomonischen Aufklärung gesprochen. Diese Bezeichnung ist sicher problematisch, richtig ist aber, dass unter Salomo auch bedingt durch den Fernhandel und den internationalen diplomatischen Verkehr Kunst und Literatur in Israel aufblühten. Der Tempel erstrahlte im Glanz phönikischer Architektur, aus Ägypten und Arabien hielt die Weisheitsliteratur am Hof Einzug. Die ersten großen Literaturwerke entstanden, wie die jahwistische Urgeschichte (1. Mos. 2-11) oder die Thronfolgegeschichte (2.Sam. 9 bis 1. Kön. 2), die an Tiefsinn und Schönheit den großen Literaturen des Vorderen Orients in nichts nachstehen. Wegen dieser kulturellen Blüte am Hofe Salomos wurde im Rückblick der König selber zum exemplarischen Weisen gemacht (1. Kön. 3; 5,9f.; 10,1-10). Die Regierung Salomos deckte erst voll auf, welchen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbruch das Königtum für Israel bedeutete. In weniger als drei Generationen schaffte Israel den Sprung von einer isolierten Randgruppengesellschaft zu einem geachteten vorderorientalischen Großreich. Die Fortschritte, die das Land auf allen Gebieten der gesellschaftlichen Entwicklung in dieser Zeit machte, waren gewaltig und werden sicher auch von vielen in Israel begrüßt worden sein, vor allem von denen, die davon profitierten, wie die neu entstehende Schicht der Beamten, Kaufleute und Militärs.

Der Fortschritt hatte einen erheblichen Preis: Die Freiheits- und Mitspracherechte der Bevölkerung wurden stark eingeschränkt, die Ausbildung einer königlichen Klientel von Großgrundbesitzern höhlte je länger je mehr die egalitäre Gesellschaftsstruktur aus. Der religiöse Grundkonsens zerbrach, die Jahwereligion, die einst eine herrschaftskritische Befreiungstheologie gewesen war, wurde nun von den Hoftheologen teilweise zu einer herrschaftslegitimierenden Theologie umgeformt. Vor allem aber wurde nun die kleinbäuerliche Bevölkerung mit drückenden Steuern und Diensten für den Staat belastet. Die großen Bauleistungen Salomos waren nur dadurch möglich, dass auch von freien Israeliten staatliche Fronarbeit abgefordert wurde (1. Kön. 5,27ff.). Dies muss in einer Gesellschaft, deren religiöses Selbstverständnis sich gerade der Befreiung aus der ägyptischen Fron verdankte, als ganz besonders demütigend empfunden worden sein. So ist es kein Zufall, dass gerade dies der Grund war für den Konflikt, der das davidisch-salomonische Großreich zerbrechen ließ. Schon zu Lebzeiten musste sich Salomo des Mordanschlages eines gewissen Jerobeam erwehren, der das Kontingent der Fronarbeiter aus dem Stamm Ephraim leitete.

926 v.Chr.
Salomo verstarb. Sofort brach der Konflikt erneut auf. Es spricht für die Unzufriedenheit, die sich unter der Herrschaft Salomos angestaut hatte, dass die Nordstämme von Salomos Sohn Rehabeam eine Neuaushandlung des Königsvertrages verlangten und ihn dazu in das traditionsreiche Sichem zitierten (1. Kön. 12,119). Die Verhandlungen drehten sich vor allem um eine Erleichterung der Fronbelastung. Als Rehabeam unnachgiebig Härte zeigte, brach ein Aufstand los, in dessen Gefolge der verhasste Chef der Fronarbeit Salomos, Adoniram, gelyncht wurde; Rehabeam entkam nur mit knapper Mühe nach Jerusalem. Die Nordstämme kündigten ihre Loyalität gegenüber dem davidischen Königshaus auf und wählten Jerobeam, den bewährten Aufständischen gegen die salomonische Fron, zu ihrem eigenen König. Nach etwa 80 Jahren war das von David errichtete gesamtisraelitische Reich in zwei Staaten zerfallen: das größere und wirtschaftlich potentere Nordreich Israel und das kleinere Südreich Juda. Diese Reichsteilung war also im Kern ein sozialer Aufstand gegen das autoritäre davidisch-salomonische Königtum, auch wenn ältere Rivalitäten zwischen den beiden Stammesverbänden Israel und Juda mitschwangen. Der Aufstand wurde vom Norden unter Berufung auf die religiöse Befreiungstradition der Frühzeit geführt, denn Jerobeam stiftete zum Dank für sein Gelingen in Bet-El und Dan zwei goldene Stierbilder ausdrücklich für Jahwe, der Israel aus Ägypten heraufgeführt habe (1. Kön. 12,28f). Wahrscheinlich ist auch die älteste literarische Ausformung der Exoduserzählung in diesem Befreiungskampf des Nordens entstanden. Erst eine sehr viel spätere Südreichpolemik hat das Goldene Kalb von Bet-El als Ausdruck des Bilder- und Götzendienstes gewertet, als die Sünde Jerobeams, derentwegen das Nordreich untergehen musste (1. Kön. 12,30; 2. Kön. 17,21ff.; vgl. 2. Mos. 32). Es hat den Anschein, dass Jerobeam I. (926-906) durchaus den Versuch unternahm, ein weniger autokratisches Königtum zu verwirklichen. Er verzichtete auf eine feste Residenz und deren Verbindung mit einem kultischen Zentrum; die Reichsheiligtümer Bet-El und Dan lagen an der Peripherie.



Das Nordreich

922 v.Chr.
Verstärkt durch militärischen Druck von außen, der von dem Feldzug des Pharaos Scheschonk und von dauernden Scharmützeln mit Juda und den mit ihm verbündeten Aramäern ausging, geriet das Nordreich in eine so bedrohliche politische Destabilisierung, dass sich rivalisierende Heerkönige bekriegten. So war Israel schließlich wieder bereit, den Ausbau einer starken monarchischen Zentralinstanz hinzunehmen.

878-871 v.Chr.
Der Usurpator Omri baute Samaria auf eigenem Grund und Boden als königliche Residenz und Hauptstadt des Reiches. Er führte Israel zielstrebig aus der politischen Isolation, indem er sich mit den Davididen aussöhnte, seine Tochter Athalja mit König Joram von Juda vermählte und ein Bündnissystem zu den phönikischen und aramäischen Staaten ausbaute. Deutlichster Ausdruck dieser Politik war die Verheiratung seines Sohnes Ahab mit Isebel, einer phönikischen Prinzessin.

873-853 v.Chr.
Ahab setzte die Ausgleichspolitik mit den Nachbarn fort und führte so das Nordreich zu einer neuen Blüte. 2000 Streitwagen konnte er der Koalition der syrischen Streitmacht beisteuern.

853 v.Chr.
In der Schlacht von Karkar in Mittelsyrien besiegte die Koalition der Syrischen Streitmacht die Assyrer. Noch heute zeugen die Ruinen der Palast- und Festungsbauten Ahabs in Samaria, Hazor und Megiddo von der wirtschaftlichen und kulturellen Potenz, die Israel durch die internationale Einbettung erworben hatte. Allerdings hatte die Bündnispolitik Ahabs fatale innenpolitische Konsequenzen. Ahab hatte für seine phönikische Frau einen Baaltempel in Samaria erbauen lassen (1.Kön. 16,31ff.) und strebte wohl im Sinne der kulturellen Einbindung seines Reiches ein offizielles Nebeneinander von Jahwe und dem phönikischen Staatsgott Baal an. Dies aber rief neben sozialen Übergriffen des Königs (1.Kön. 21) den Widerstand der konservativen prophetischen Gruppen hervor. Die Überlieferung weiß von einer scharfen Auseinandersetzung zu berichten, die der Prophet Elia mit Ahab führte (1.Kön. 17-19): Anstelle des Nebeneinanders von Jahwe und Baal forderte Elia erstmals die schroffe Ausschließlichkeit der Jahweverehrung.

851-845 v.Chr.
Unter Ahabs Sohn Joram wurde der Konflikt staatspolitisch gefährlich, als die erfolgreiche omridische Außenpolitik erstmals Schwächen zeigte: Die Provinz Moab, die aus davidischem Erbe an das Nordreich gefallen war, ging um 850 verloren (Mescha-Stele), der Usurpator Hasael von Damaskus begann, Israel in Kämpfe um das Ostjordanland zu verwickeln. Unter diesen Bedingungen gewann die prophetische Protestbewegung politische Breitenwirkung: Ein Schüler des Propheten Elisa salbte den Offizier Jehu zum Gegenkönig, und dieser ging mit unglaublicher Brutalität gegen die Omriden und ihre Religionspolitik vor: Joram und Isebel und das gesamte Königshaus wurden ermordet, der Baaltempel von Samaria verwüstet und alle Baalpriester und Baalverehrer umgebracht (2. Kön. 9-10).

845 v.Chr.
Diese Jehurevolution macht drastisch deutlich, zu welchen fanatischen Konsequenzen die Alleinverehrung eines einzigen Gottes in einer polytheistischen Welt unter den Bedingungen der Staatlichkeit führen konnte.

845-818 v.Chr.
Die schroffe Religionspolitik Jehus hatte schlimme außenpolitische Folgen. Israel geriet erneut in die Isolation und war so in den nächsten 50 Jahren den dauernden Angriffen der Aramäer ausgeliefert. Selbst die Hauptstadt Samaria wurde vom Aramäerkönig Ben-Hadad belagert und fast ausgehungert. Erst gegen Ende des 9. Jahrhunderts, als die Assyrer die Aramäer entscheidend geschwächt hatten, aber selber noch durch den Druck des ostanatolischen Reiches von Urartu zu sehr in ihren Kräften gebunden waren, um weiter nach Westen vorzustoßen, stabilisierte das Nordreich sich
wieder.

787-747 v.Chr.
Unter der langen Regierung des letzten Herrschers der Jehudynastie, Jerobeams II., der das an die Aramäer verloren ge-gangene Ostjordanland wieder zurückerobern konnte, erlebte Israel seine letzte Blüte. Der wirtschaftliche Aufschwung unter Jerobeam II. ließ erstmals im 8. Jahrhundert eine soziale Krise aufflammen, die, ausgelöst durch den gesellschaftlichen Umbruch infolge der Staatenbildung, lange im Untergrund geschwelt hatte: Die breite Verarmung der traditionellen Kleinbauernschicht wurde von der angewachsenen Schicht der Großgrundbesitzer nicht nur teilnahmslos hingenommen, sondern auch aktiv zum eigenen Vorteil ausgenutzt.

760 v.Chr.
Der Prophet Amos klagte die Reichen seiner Zeit an, die verschuldeten Kleinbauern schonungslos mit dem Mittel des harten antiken Kreditrechts, das neben hoher Pfandhaftung auch Personalhaftung vorsah, in die Schuldknechtschaft zu treiben, ihre Beschwerden vor Gericht durch Einschüchterung und Bestechung abzuwürgen (Amos 2,6f.; 5,10-12), selbst rauschende Feste zu feiern und sich nicht um das Auseinanderbrechen der Gesellschaft zu kümmern. Und er kündigte einer solchen entsolidarisierten Gesellschaft, in der "Recht und Gerechtigkeit", die Grundwerte der vorstaatlichen Zeit, nicht mehr galten, das Ende an (Amos 8,2). Wohl sprach Amos noch nicht von den Assyrern, aber doch schon hellsichtig von Deportationen über Damaskus hinaus, wobei die Oberschicht an der Spitze der Verschleppten ziehen werde. Nach Amos sollten sich die politischen Machtverhältnisse im Raum Syrien-Palästina grundlegend ändern.

744 v.Chr.
Tiglatpileser III. bestieg den assyrischen Thron. Er führte Assyrien zur Vormachtstellung im Vorderen Orient, die 100 Jahre währen sollte. Die assyrische Politik zielte darauf ab, die unterworfenen Völker möglichst effektiv zu beherrschen und auszuplündern. Sie ging in drei Stufen vor: 1. Schaffung von Vasallen, die Tributleistungen zu zahlen hatten; 2. sollte der Vasall einen Aufstand wagen, Verkleinerung seines Staatsgebietes und Umwandlung der abgetrennten Gebiete in assyrische Provinzen; 3. bei nochmaligem Aufstand Liquidation des Reststaates und Umwandlung in eine assyrische Provinz. Um dann noch jeglichen Widerstand dauerhaft zu brechen und die Arbeitskraft der unterworfenen Völker zu nutzen, führten die Assyrer Massendeportationen durch, indem sie vor allem die Oberschicht der liquidierten Vasallenstaaten über die Provinzen ihres Riesenreiches verstreuten. Dafür wurden in den ehemaligen Vasallenstaaten Deportierte aus anderen Regionen angesiedelt, die, da sie ihre Existenz in der Fremde allein dem assyrischen König verdankten, diesem gegenüber ganz besonders loyal sein mussten.

738 v.Chr.
Nach dem Sieg über Urartu ging Tiglatpileser III. zur Unterwerfung der nordsyrischen Kleinstaaten über. Allein schon der Eindruck dieses Sieges veranlasste den israelitischen König Menachem, als Vasall schweren Tribut zu zahlen (1. Stufe der Abhängigkeit). Doch die proassyrische Option hielt nicht lange.

735 v.Chr.
Antiassyrische Hofkreise brachten Pekach als Usurpator an die Macht.

734 v.Chr.
Nachdem Tiglatpileser III. in einem Blitzfeldzug bis an die Grenze Ägyptens marschiert war, um Aschkelon und Gaza zur Räson zu bringen, schmiedete Pekach zusammen mit Rezin von Damaskus ein antiassyrisches Bündnis, in das beide auch Juda hineinziehen wollten. Als dieses sich weigerte, gingen sie militärisch gegen Jerusalem vor.

733 v.Chr.
Der syrisch-ephraimitische Krieg gegen Jerusalem scheiterte.

732 v.Chr.
Tiglatpileser III. erschien wieder im Westen zur Strafaktion gegen die beiden abtrünnigen Vasallen Pekach und Rezin von Damaskus. Damaskus wurde erobert und zerstört, vom Nordreich die Provinzen Megiddo und Gilead abgetrennt und ein Teil der Bevölkerung deportiert (2. Kön. 15,29); nur ein Reststaat um Samaria herum blieb bestehen (2. Stufe der Abhängigkeit). Nun brachten die proassyrischen Kreise den König Hosea an die Macht, der sich eilfertig Tiglatpileser III. unterwarf.

727 v.Chr.
Tiglatpileser III. starb. Hosea nahm Tiglatpilesers Tod zum Anlass, sich durch ein Bündnis mit Ägypten des assyrischen Jochs zu entledigen. Der Prophet Hosea brandmarkte diese ruinöse Außenpolitik des Nordreiches, mit der konkurrierende politische Eliten darum rangen, die Großmacht selbst um den Preis fortlaufender Königsmorde und des Bruchs "internationaler" Verträge für ihre Interessen einzuspannen, als selbstherrlichen Abfall von Jahwe. Für ihn zeigte sich darin, dass die monarchische Staatsform überhaupt nur eine Gabe des Zornes Gottes gewesen war, die Jahwe nun wieder vernichtete (Hosea 13, 9-11). Die Strafaktion der Assyrer ließ nicht lange auf sich warten . . .

722 v.Chr.
Salmanassar V. eroberte Samaria nach dreijähriger Belagerung; wieder wurde ein Teil der Bevölkerung deportiert, Samaria dem assyrischen Provinzsystem eingegliedert und fremde Bevölkerung angesiedelt (2.Kön. 17,6ff.; 3.Stufe der Abhängigkeit). Damit hatte das Nordreich aufgehört zu bestehen. Viele Flüchtlinge müssen damals nach Süden geströmt sein, denn nach archäologischem Befund wuchs im ausgehenden 8. Jahrhundert v.Chr. allein die Bevölkerung Jerusalems um das
Dreifache.


Das Südreich

Die Geschichte des Staates Juda verlief bis zum Eingreifen der Assyrer sehr viel ruhiger als die des Nordreiches. Während das Nordreich in rund 200 Jahren zehn Dynastien verbrauchte, herrschte im Südreich bis auf eine kurze Unterbrechung fortwährend das davidische Königshaus. Und dieses konnte sich auf die treue Gefolgschaft der Jerusalemer Priester und des judäischen Landadels (Volk des Landes) stützen. Überdies war es seine abgelegene Lage auf dem judäischen Bergland, die das Südreich weit weniger in das Kräftefeld internationaler Konflikte verwickelte. Die Situation änderte sich erst mit der Expansion des Assyrischen Reiches.

733 v.Chr.
Als die syrisch-ephraimitische Koalition gegen Jerusalem heranrückte, um Juda gewaltsam in ihr antiassyrisches Bündnis zu zwingen, und damit drohte, Ahas gegen einen ihr willfährigen König auszutauschen, rief dieser trotz der Warnungen des Propheten Jesaja Tiglatpileser III. zu Hilfe und begab sich freiwillig in assyrische Vasallität (2. Kön. 16,5-8; 1. Stufe der Abhängigkeit). Jesaja hatte den König aufgefordert, im Vertrauen auf Gott abzuwarten, und das Scheitern der angreifenden Koalition angekündigt, statt in panischer Angst den Versuch zu unternehmen, die eigene Macht dadurch vermeintlich zu sichern, dass er den größeren Feind ins Land rief (Jes. 7,1-9a; 8,1-8a): Fehlender Glaube würde stattdessen den eigenen Untergang hervorrufen (Jes. 7,9b und 10-17). Ahas blieb (734-728) treuer Vasall der Assyrer; er konnte Juda das Schicksal des Nordreiches ersparen.

705 v.Chr.
Ahas Sohn Hiskia (727-698) setzte sich nach dem Tode Sargons II. an die Spitze einer antiassyrischen Aufstandsbewegung, zu der er nicht nur die Philisterstädte Aschkelon und Ekron drängen, sondern auch Ägypten gewinnen konnte. Auch gegen diese Politik hat Jesaja angekämpft; das Vertrauen auf Waffen und Bündnispartner geißelte er als Abfall von Gott, der von diesem geahndet werde (Jes. 30,1-5; 31,1-3). Die Strafaktion der Assyrer folgte denn auch wenig später . . .

701 v.Chr.
Sanherib erschien in Palästina, schlug das verbündete Heer der Ägypter bei Elteke in die Flucht, zerstörte 46 judäische Städte und riegelte Jerusalem total ab, sodass sich Hiskia unter Zahlung eines schweren Tributes unterwarf. Ein erheblicher Teil der judäischen Bevölkerung wurde schon damals deportiert. Jerusalem selbst war noch einmal davongekommen, worum sich später Legenden von der Uneinnehmbarkeit der Stadt rankten (2. Kön. 18,33ff.). Mit der riskanten Außenpolitik Hiskias war nach innen eine kultische und soziale Erneuerungspolitik verbunden, die Hiskianische Reform. Die Erschütterung über den Untergang des Bruderreiches im Norden setzte unter den Oberen und Priestern des Hofes ein Reformvorhaben in Gang, um durch Reinigung des Jahwekultes und Eindämmung der sozialen Missstände, die ähnlich wie im Norden auch in Juda aufgebrochen waren, Judas Identität und Zusammenhalt zu stärken. Die Urkunde dieser Bestrebungen ist wahrscheinlich das Bundesbuch (2. Mos. 20,22 bis 23,18), die älteste israelitische Gesetzessammlung. Die verschärfte Kontrolle über die Provinz-heiligtümer findet archäologische Bestätigung in Arad und Beerscheba, wo Ende des 8. Jahrhunderts ein Jahweheiligtum stillgelegt bzw. ein Altar entsakralisiert wurde.

696-642 v.Chr.
Unter der langen Regierungszeit von Hiskias Nachfolger Menasse blieb Juda treuer Vasall der Assyrer.

Mitte des 7. Jahrhunderts v.Chr.
Mit dem überraschenden Zusammenbruch des Assyrischen Reiches kurz nach seiner weitesten Ausdehnung entstand ein neues Machtvakuum in Palästina.

Ab 640 v.Chr.
In Juda formierte sich eine immer breiter werdende Koalition aus den judäischen Landadligen, prominenten Angehörigen der Jerusalemer Beamtenschaft um die Schreiberfamilie Schafan, Teilen der Jerusalemer Priesterschaft um den Oberpriester Hilkia und einzelnen Propheten wie der Prophetin Hulda (2. Kön. 22) und dem jungen Jeremia, um die Chance für einen Neubeginn, die das Zurückweichen der assyrischen Macht eröffnete, für eine Erneuerung von Kult, Staat und Gesellschaft zu nutzen.

639 v.Chr.
Setzte die Reformkoalition den erst achtjährigen Josia auf den Thron, den sie in ihrem Sinne erzog.

622 v.Chr.
Die Reform wurde nach längeren Vorbereitungen rechtswirksam, als ein Gesetzbuch, das unter dem Anspruch, Gesetz des Mose zu sein, verfasst worden war, von dem jungen König als neues Staatsrecht proklamiert und durch eine feierliche Selbstverpflichtung des ganzen Volkes in Kraft gesetzt wurde (2. Kön. 23,1-3). Sehr wahrscheinlich ist dieses Gesetzbuch mit dem Grundbestand des deuteronomischen Gesetzes (5. Mos. 12-26) identisch, das teilweise die Reformgesetzgebung des Bundesbuchs fortschreibt. Die Josianische Reform war zum Ersten eine umfassende Kultreform. Der Jerusalemer Tempelkult wurde von allen fremdländischen Einflüssen, in die er u.a. durch die assyrische Besatzung geraten war, gereinigt (2. Kön. 23,4ff.). Um synkretistische Einflüsse ein für alle Male ausschließen zu können, wurden alle Provinzheiligtümer abgeschafft und der Jahwekult einzig auf den Tempel in Jerusalem beschränkt. Die Reformparole lautete: Höre Israel, Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einer! (5. Mos. 6,4); sie sollte zum Grundbekenntnis des Judentums werden (Schema Jisrael): Das eine Volk sollte sich wieder in der ausschließlichen Verehrung seines einen Gottes an dem einzigen Heiligtum vereinen. Die Reformer versuchten damit, die bedrohte Identität ihres Volkes betont religiös durch die alleinige Jahweverehrung (Monolatrie) zu sichern. Zum Zweiten war diese Reform eine breite Sozialreform: Das Auseinanderdriften des Volkes in Klassen sollte durch eine Vielzahl von Schutz-gesetzen für die verelendenden Kleinbauern eingedämmt werden, z. B. durch einen alle sieben Jahre wiederkehrenden öffentlichen Schuldenerlass, der als Gottesdienst proklamiert wurde (5. Mos. 15,1-11). Zum Dritten war diese Reform eine nationale Reform: Josia versuchte, die nun frei werdenden Brüder auf dem Gebiet des ehemaligen Nordreiches wieder mit Juda in einem davidischen Gesamtreich zu vereinen. Darum zerstörte er das Heiligtum von Bet-El, um sie zu zwingen, zur Jahweverehrung nach Jerusalem zu kommen. In diesem Einheitsstreben wurde er sowohl von dem jungen Jeremia (Jer. 3,12f.; 31,26) als auch von den Schülern Jesajas (Jes. 9,1-6) propagandistisch unterstützt. Doch wurden diese Reformbemühungen und Expansionsbestrebungen jäh gestoppt, als die Ägypter ihrerseits in das Machtvakuum, das die Assyrer hinterlassen hatten, hineinstießen.

609 v.Chr.
Pharao Necho II. zog nach Norden, um die alten ägyptischen Rechte über Palästina wieder anzumelden. Hauptziel seines Heereszuges war die Stützung eines Restreiches der Assyrer in Nordsyrien, um damit den sich abzeichnenden Aufstieg der Neubabylonier sowie die Wiederherstellung eines israelitischen Großreiches vor seiner Haustür zu verhindern. Josia erkannte die Gefahr und stellte sich ihm in Megiddo in den Weg. Doch er wurde getötet, bevor die Schlacht richtig begonnen hatte. Der Sieg Nechos und sein Eingriff in die judäische Innenpolitik ließen die Reform zusammenbrechen. Dennoch ist ihre Bedeutung für die Geschichte Israels kaum zu überschätzen.

Die deuteronomischen Reformer haben erstmals in der Geschichte Israels unter Rückbesinnung auf die vorstaatlichen und Zurückschneidung der staatlichen religiösen Überlieferungen eine einheitliche israelitische Theologie geschaffen: Nach ihrer Sicht hatte Jahwe Israel durch die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft aus allen Völkern zu seinem Volk erwählt. Er hatte am Sinai einen Bund mit seinem Volk geschlossen, in dem er sich verpflichtete, Israel das Gelobte Land zu schenken, und in dem Israel sich verpflichtete, bei seinem Retter zu bleiben, indem es seine Gebote hielt. Israel konnte das Land wieder verlieren, wenn es Jahwes Gebote übertrat, aber es konnte seiner Treue gewiss sein, wenn es ihm treu blieb. Mit dieser theologischen Konzentration der verschiedenen religiösen Traditionen schufen aber die Deuteronomiker die entscheidende Voraussetzung dafür, dass Israel seine Identität und damit seine Existenz auch ohne Staat, ja sogar ohne Tempel bewahren konnte. Seine Basis war von nun an ein Buch, eine Heilige Schrift, die man zur Not auch in die Fremde mitnehmen konnte.

605 v.Chr.
Nebukadnezar II. siegte im nordsyrischen Karkemisch über die ägyptisch-assyrische Koalition.

604 v.Chr.
Nebukadnezar II. demonstrierte in einem Heereszug bis nach Gaza, dass die Neubabylonier gewillt waren, das assyrische Erbe anzutreten. Wahrscheinlich wurde schon in diesem Jahr Josias Sohn Jojakim, der von den Reformern in der Erbfolge bewusst übergangen und von Necho als sein Vasall eingesetzt worden war, Nebukadnezar tributpflichtig (1. Stufe der Abhängigkeit). Doch trotz der Warnungen Jeremias (Jer. 36) begann auch er, wie zuvor die Könige des Nordreichs, das riskante Spiel wechselnder Bündnispartner.

601 v.Chr.
Das Neubabylonische Reich war mit einem Angriff auf Ägypten gescheitert. Jojakim fiel von Nebukadnezar ab und setzte auf die ägyptische Karte. Aber auch diesmal ließ die Strafaktion nicht lange auf sich warten . . .

598 v.Chr.
Nebukadnezar belagerte Jerusalem.

597 v.Chr.
Um die Erstürmung der Stadt zu verhindern ergab sich am 16. März Jojachin, der Sohn Jojakim, nachdem dieser offenbar noch während der Belagerung gestorben war. Jojachin und mit ihm ein erheblicher Teil der Oberschicht, der Kriegsleute und der kriegswichtigen Handwerker wurden nach Babylonien deportiert (2. Kön. 24,12-16), unter ihnen auch der Prophet Ezechiel. Juda wurde erheblich verkleinert, die südlichen Teile des Landes den Edomitern überlassen (2. Stufe der Abhängigkeit). Nebukadnezar setzte einen weiteren Sohn Josias, Zidkija, als seinen Vasallenkönig in dem reduzierten Reststaat ein.

594 v.Chr.
Kaum, dass das Neubabylonische Reich im Osten Schwächen zeigte, geriet Zidkija in die Fänge nationalistischer Gruppen, die mit Unterstützung Ägyptens ein antibabylonisches Bündnis mit den palästinischen Kleinstaaten schmieden wollten. Jeremia warnte erneut in der aufgeheizten Hochstimmung, in der man schon bald eine Rückkehr der Deportierten erwartete, vor einem Abfall (Jer. 27f.). Unter den Exilierten geißelte Ezechiel den möglichen Bruch des Vasallenvertrages durch Zidkija (Ez. 17). Doch die Nationalisten behielten die Oberhand, und der hin- und herlavierende Zidkija ließ sich aufgrund eines ägyptischen Bündnisversprechens hinreißen, die Vasallität gegenüber den Neubabyloniern aufzukündigen. Dies provozierte wie Jeremia und Ezechiel angekündigt hatten Nebukadnezar zum Vernichtungsschlag: Etwa drei Jahre hielt die Stadt der Belagerung stand, aber auch ein ägyptischer Entlastungsangriff brachte keine Wende.

587 v.Chr. (oder 586 v.Chr.)
Im August wurde Jerusalem von Nebukadnezar eingenommen und einen Monat später einschließlich des Tempels völlig verwüstet (2. Kön. 25,1-21). Zidkija wurde geblendet und nach Babylonien verschleppt, die Anführer der nationalistischen Partei hingerichtet und ein weiterer Teil der Bevölkerung deportiert. Ein letzter Versuch, unter dem Statthalter Gedalja das deuteronomische Reformwerk fortzuführen und ein Gemeinwesen ohne Königtum aufzubauen, scheiterte nach zwei Monaten; Gedalja wurde von nationalistischen Freischärlern ermordet (2. Kön. 25,22-26; Jer. 40ff.). Damit hatte auch Juda aufgehört zu bestehen.

Die politische Katastrophe führte nicht zur Aufgabe seiner selbst und seines Gottes. Vielmehr setzte sie in der Exilzeit eine tiefe religiöse Reflexion in Gang, in der Israel seinen Untergang als Beweis der alleinigen Macht seines Gottes als des einzigen Herrn der Geschichte verstehen lernte, die alle Götter als machtlose Götzen entlarvt und alle noch so große politische Macht relativiert (Monotheismus: Jes. 41,21-29; 43,8-13; 44,-24 bis 45,7; 47). Aus der Katastrophe des Exils wurde das Judentum geboren.

539 v.Chr.
Nach dem Fall des Neubabylonischen Reiches wagten mit Unterstützung des Perserkönigs Kyros II., des Großen, beträchtliche Gruppen von Exilierten mit den im Lande Verbliebenen einen Neuanfang.

520 v.Chr.
Der Wiederaubau des Tempels in Jerusalem begann.


Palästina

[Land der Philister] (arabisch Filastin), historische Landschaft in Vorderasien; in der jüdisch-christlichen Tradition das Heilige Land (Gelobtes Land); heute Bezeichnung für das Gebiet zwischen dem Mittelmeer im Westen und dem Jordangraben bis zum Toten Meer im Osten, zwischen dem Libanongebirge im Norden bis zum Nordsaum des Negev im Süden. Kernraum sind die Gebiete nördlich der Linie Gaza- Beer Sheva- Totes Meer mit den drei historischen Landschaften Judäa, Samaria und Galiläa. Größter Fluss ist der Jordan. Hauptseen: das Tote Meer und der See Genezareth. Palästina hat Mittelmeerklima mit reichlichen Winterniederschlägen im Gebirge (oft Schnee), geringeren an der Küste und spärlichen im südlichen Jordantal. Die Sommer sind warm, die Winter an der Küste frostfrei. Palästina hat viele heilige Stätten des Judentums, des Christentums und des Islam.

132-135
Nach dem blutigen Aufstand unter Führung von Bar Kochba wurde der römische Provinzname Iudaea (Judäa) in Syria Palaestina (unter Kaiser Diokletian geteilt) geändert.

Nach 395
Palästina gehört zum Oströmischen (Byzantinischen) Reich. Der Aufstieg des Christentums und dessen Interesse am Heiligen Land verschoben die Mehrheitsverhältnisse im Land, gefördert durch rechtliche Einschränkungen für die Juden.

Nach 425/426
Aufhebung des Patriarchats.

Ab 634
Die arabische Eroberung versetzte auch die Christen in den Status einer begrenzt geduldeten Minderheit neben den Juden.

Ab 878
Palästina gehört (mit Unterbrechungen) zu Ägypten.

1099
Die Kreuzfahrer erobern Jerusalem und bilden das christliche Königreich Jerusalem (bis 1291).

nach 1517
Unter der Toleranz und Dynamik des aufstrebenden Osmanischen Reiches wuchs auch die jüdische Bevölkerung in Palästina.

18.-19. Jahrhundert
Anfang des 18. Jahrhunderts neue jüdische Zuwanderungen aus osteuropäisch-chassidischen Regionen.

Im 19. Jahrhundert jüdische Zuwanderungen auch aus anderen orthodoxen Kreisen.

1881
Nachdem Zar Alexander II. ermordet worden war und sich herausgestellt hatte, dass einer der Attentäter Jude war, begann die zaristische Regierung den Antisemitismus zu schüren, der in jenem Land ohnehin stets vorhanden war. Sie wurden verfolgt und in Ansiedlungsrayons zusammengepfercht. Mehr als hundert jüdische Gemeinden wurden von Pogromen
heimgesucht.

1882
Unter den 450.000 überwiegend muslimischen Bewohnern Palästinas leben 24.000 Juden.

Während der ersten Einwanderungswelle bis 1904 wanderten etwa 35.000 Juden aus Russland und Rumänien nach Palästina ein. Unterstützt von Baron Edmund de Rothschild erwarben die Siedler Grund und Boden. Kolonien, die heute blühende Städte sind, wurden gegründet, so Rehovot, Zikhron Jaaqov, Rishon Leziyyon oder Petah Tiqwa.

1891
Verfolgungen der Juden in Russland.

1896
Der österreichische Jude Herzl schrieb das Buch Der Judenstaat.

1897
Mit viel Geschick berief Herzl einen Kongress nach Basel ein, der die Errichtung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte für Juden zum Ziel hatte. Herzl selbst wäre auch mit einem Nachtasyl für die bedrohten osteuropäischen Juden beispielsweise in Uganda zufrieden gewesen, doch die Mehrheit seiner Anhänger wehrte sich dagegen und konnte sich nur das damals osmanische Palästina, das Land Israel (Erez Israel), als Heimat vorstellen. Die konkrete Basis für die zionistische Bewegung, benannt nach dem Namen Zion für einen Hügel in Jerusalem, wurde gelegt.

1903
Verfolgungen der Juden in Russland.

1905
Verfolgungen der Juden in Russland.

1908
In der jungen zionistischen Bewegung entbrannte ein Streit über die einzuschlagende Politik. Herzl bevorzugte politische Verhandlungen, während andere einen praktischen Zionismus forderten und ein Büro für Landkäufe einrichteten. Auf den Sanddünen nahe der Hafenstadt Jaffa wurde die erste moderne jüdische Stadt, Tel Aviv, aufgebaut.

1914
Im Oktober trat das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte (Deutsches Reich und Österreich-Ungarn) in den Krieg gegen die Ententemächte (Großbritannien und Frankreich) ein. Für die Juden Palästinas begann nun in völkerrechtlicher und politischer Hinsicht eine neue Zeit. Palästina wurde ein Teil des globalen Ringens, die zionistische Bewegung gewann international an Bedeutung.

Die Juden des Jischuw (vorstaatliche jüdische Gemeinschaft) gerieten infolge der Annullierung der Kapitulation, die das Vorrecht ausländischer Bewohner meist Staatsangehöriger der europäischen Länder im Osmanischen Reich begründete, unter starken türkischen Druck. Der eigentliche Herrscher im Osmanischen Reich in dieser Zeit war Jamal Pascha, der auch die Befehlsgewalt über das osmanische Heer in Palästina innehatte. Er hegte eine tiefe Abneigung gegen den Zionismus und deportierte große Teile der russischen Juden, die noch die russische Staatsbürgerschaft besaßen, nach Ägypten. Er leitete eine Welle von Verfolgungen und vor allem die Beschlagnahme jüdischen Eigentums ein, wodurch er vor allem die Bauern in den Kolonien, deren Arbeitstiere und Gerätschaften konfisziert wurden, in die Armut trieb. Nur 56.000 der 1914 in Palästina ansässigen 85.000 Juden überlebten den Ersten Weltkrieg.

1917
Die Balfour Declaration
Um die Araber zu ermutigen, sich gegen die Osmanen, die immer noch weite und wichtige Gebiete wie Irak oder Saudi-Arabien besetzt hielten, aufzuwiegeln, versprachen ihnen die Briten in einem Briefwechsel zwischen Henry McMahon, dem britischen Hochkommissar in Ägypten, und Husain I. Ibn Ali, dem Scherifen von Mekka, politische Selbstständigkeit. In sehr vager Form wurde ihnen die Gründung eines arabischen Staates, der auch Teile von Palästina umfassen sollte, zugesagt. Gleichzeitig fanden zwischen Charles Marie François Georges-Picot, einem Vertreter der französischen Regierung, und Mark Sykes, einem britischen Diplomaten, geheime Verhandlungen über die Aufteilung des Osmanischen Reiches statt. Neben Syrien und Libanon sollte auch der nördliche Teil des heutigen Israels Galiläa französisches Interessengebiet werden. Das Gebiet zwischen Bagdad und dem Persischen Golf war als britische Einflusszone gedacht. An diesen Abmachungen war auch Russland, das bis November an der Seite der Alliierten kämpfte, beteiligt. Da die Briten jedoch das Gefühl gewonnen hatten, Frankreich zu sehr entgegengekommen zu sein, führten sie wiederum Geheimverhandlungen mit der zionistischen Bewegung, vor allem mit ihrem Vertreter in Großbritannien, Chaijim Weizmann. Auf der Basis dieser Gespräche gab der britische Außenminister, Lord Arthur James Balfour, am 2.November eine Erklärung ab, die historische Berühmtheit erlangen sollte: Die Regierung seiner Majestät betrachtet die Errichtung einer Nationalheimstätte für das jüdische Volk in Palästina mit Wohlwollen und wird keine Mühe scheuen, die Erreichung dieses Zieles zu fördern. Welche Gründe hatten die britische Regierung bewogen, der zionistischen Bewegung in dieser deutlichen Form ihre Unterstützung zuzusichern? Sicherlich spielte auch eine gewisse Sympathie für das Volk der Bibel eine Rolle. Ausschlaggebend waren hingegen realpolitische Überlegungen: Das Jahr 1917 war für die Ententemächte an der europäischen Front sehr kritisch gewesen. Russland musste im November 1917 aus der Koalition mit diesen Mächten ausscheren. Die Briten glaubten nun, eine prozionistische Erklärung würde die Millionen russischer Juden anspornen, auf eine Fortsetzung des Krieges an der Seite Großbritanniens hinzuwirken, da eine Niederlage des mit Deutschland verbündeten Osmanischen Reiches gleichsam die Voraussetzung darstellte, dass die Versprechen der Balfour Declaration realisiert werden konnten. Aus diesem Grund verbreiteten die Briten zum Beispiel mithilfe von Flugblättern diese Erklärung in den jüdischen Zentren Osteuropas. Darüber hinaus sollte ein neuer Bundesgenosse - die zionistische Bewegung - dazu beitragen, die Position Frankreichs im Nahen Osten zu schwächen. Vermutlich hatten die Briten die Auswirkungen dieser Erklärung auf lange Sicht weder erkannt noch bedacht. Sie gingen davon aus, dass dies noch ein Kommuniqué, das im Krieg aus propagandistischen Gründen veröffentlicht wurde, bleiben und sehr bald in Vergessenheit geraten werde. Die zionistische Bewegung betrachtete diese Erklärung jedoch als eine große, fast überwältigende Errungenschaft: Eine der führenden Großmächte der damaligen Zeit erkannte die Bindung des jüdischen Volkes an Palästina an und fühlte sich verpflichtet, auf die Errichtung einer Heimstätte für die Juden hinzuwirken.

Nachdem es den britischen Streitkräften lange Zeit nicht gelungen war, die Osmanen von der Sinaihalbinsel zu vertreiben und Palästina zu erobern, gelang es den Truppen des britischen Generals Edmund Henry Hynman Allenby im Oktober, Beerscheba und den Negev zu besetzen; am 9.Dezember marschierten sie in Jerusalem ein. Der nördliche Teil Palästinas aber blieb unter osmanischer Herrschaft.

Am 2.11. leitete die (unter maßgeblichen Einsatz v.a. von N.Sokolow erwirkte) Balfour-Deklaration in Palästina eine intensive zionistische Aufbauphase ein, während der sich bereits Widerstand unter der arabischen Bevölkerung bemerkbar machte.

1918
Mit anderen Teilen der britischen Armee befreiten die australischen und neuseeländischen Abteilungen im Verlauf des Jahres ganz Palästina von der Osmanischen Herrschaft. Es herrschte der naive Glaube, das mit der Bibel verbundene Volk der Briten habe das Land der Bibel für das Volk der Bibel befreit. Aber noch vor Kriegsende wurden Probleme sichtbar, über die keiner vorher nachgedacht hatte: der Zusammenstoß zwischen jüdischem und arabischem Nationalismus, die imperialen Interessen Englands, im Ansatz auch internationale Verwicklungen. Der Idealismus der Balfour-Erklärung konnte diese Gegensätze nicht überbrücken, er verschärfte sie eher. Palästina wurde zunächst als Occupied Enemy Territory Administration unter Militärverwaltung gestellt und blieb dies bis Juni 1920.

Im Oktober kapitulierte das Osmanische Reich.

Im Dezember stellte die von Chaijim Weizmann geführte Zionistische Kommission fest, dass sie in Palästina keine Befugnisse hatte, da die britische Militärregierung die Araber nicht gegen sich aufbringen wollte. Die politische Lage war im Fluss, auseinander strebende Interessen machten sich bemerkbar.

1919
Während der dritten Einwanderungswelle bis 1923 wanderten etwa 35.000 Juden nach Palästina ein. Bei ihnen handelte es sich um Einwanderer mit fest umrissenen, oft militanten, linksrevolutionären Vorstellungen mit polarisierenden Wirkungen. Mit den Selbstverwaltungsorganen des Jischuw (bewohntes Land), wie die Gesamtheit der jüdischen Siedlungen und Einwohner in Palästina seit der zionistisch motivierten Einwanderung genannt wurde, legten sie die Grundlage für die Gewerkschaft Histadrut, für die damals ausgedehnte Kibbuzbewegung und die gesamte Arbeiterkultur.

Am 3.1. unterschrieb Emir Feisal, Befehlshaber der an der Seite Großbritanniens kämpfenden arabischen Truppen, eine später relativierte freundliche Erklärung, der gemäß die Araber die Rückkehr der Juden in das Land ihrer Väter wohlwollend betrachteten. Feisal hoffte dabei wohl auf jüdische Unterstützung bei seinem Plan, in Syrien die Königswürde zu erlangen und seine Herrschaft dort zu etablieren.

Auf der Pariser Friedenskonferenz begannen die Siegermächte des Ersten Weltkrieges über die Struktur eines neuen Staatensystems auf dem Gebiet der früheren Provinzen des Osmanischen Reiches zu verhandeln. Die zionistische Bewegung unterbreitete der Konferenz eine Landkarte über ihre territorialen Vorstellungen eines zukünftigen jüdischen Staates, die auch Teile Libanons, Transjordaniens und des Sinai umfasste. Natürlich wurde dies sofort von der Friedenskonferenz zurückgewiesen.

In Syrien vermochte sich Feisal nicht durchzusetzen, da sich dort zunehmend die Franzosen behaupteten, die dieses Gebiet auf der Grundlage des Sykes-Picot-Abkommens von 1916 für sich beanspruchten. Vermutlich mit britischer Unterstützung brach dort ein Aufstand gegen die französische Herrschaft aus, der auch das jüdische Siedlungsgebiet von Tel Chai im Norden Israels in Mitleidenschaft zog.

1920
Am 1. März umzingelten Hunderte von rebellierenden Arabern Tel Chai mit der Behauptung, dass dort Franzosen Unterschlupf gewährt worden sei, und griffen den Ort an. Die Verteidiger konnten der Übermacht nicht standhalten; sechs von ihnen fielen im Kampf, darunter auch Joseph Trumpeldor, der sich seit seiner Einwanderung nach Palästina in den Dienst der Verteidiger der entlegenen Siedlungsgebiete im Norden des Landes gestellt hatte. Sein Tod wurde für die zionistische Bewegung zum Mythos, zum Symbol der Selbstbehauptung und zur Verpflichtung, jüdische Siedlungen bis zum Äußersten zu verteidigen.

Auf der Konferenz von San Remo einigten sich die Siegermächte im April endgültig über die Aufteilung der arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches. Sie schufen ein System von Mandaten, das den Kolonialismus im althergebrachten Stile vermeiden sollte. Als Mandatsgebiete der A-Kategorie eingestuft, galten die früheren arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches als Gebiete, bei denen die Voraussetzungen für Selbstständigkeit im Ansatz gegeben waren. Diese Mandate wurden als zeitlich begrenzte Herrschaft konzipiert und waren mit der Verpflichtung gekoppelt, den Bewohnern zur Selbstständigkeit und Selbstregierung zu verhelfen. In diesem Rahmen erhielt Frankreich das Mandat für Syrien und Libanon ohne den nördlichen Teil Israels, England das für den Irak und Palästina, wobei Palästina auch Transjordanien umfasste.

Nach Beendigung der Militärverwaltung übernahm Herbert Samuel am 1.Juni 1920 als erster britischer Hochkommissar die Verwaltung des Palästinamandats.

Es kam zu wachsenden Konflikten zwischen Juden und Arabern, die einen unabhängigen arabischen Staat Palästina forderten.

1921
Der Führer des arabischen Widerstands gegen die jüdische Besiedlung Palästinas, Mohammed Said Amin al-Husaini, genannt Hadj Amin, behauptete, dass eine geplante Erste-Mai-Demonstration auf das Ziel der neuen Einwanderer hindeute, Palästina zu bolschewisieren. Er inszenierte gewalttätige Demonstrationen, bei denen 47 Juden ums Leben kamen. Herbert Samuel, dem es gelang, dieser Unruhen Herr zu werden, glaubte nunmehr, den arabischen Radikalismus, besonders den al-Husainis, in kooperative Bahnen lenken zu können.

Im März starb der Mufti von Jerusalem.

Am 8. Mai ernannte Samuel den Rebellenführer al-Husaini, der noch von der Polizei gesucht wurde, zum Nachfolger des Mufti, in der Hoffnung, die palästinensische Gesellschaft oder wenigstens die einflussreiche Familie der Husainis der englischen Palästinapolitik geneigter zu machen. Aber die Entwicklung nahm einen anderen Verlauf, als es sich Samuel vorgestellt hatte. Dies hing mit der Entwicklung der Grenzfrage zusammen.

Der englische Kolonialminister, Winston Churchill, trennte Transjordanien vom Palästinamandat ab und gründete dort das Emirat von Transjordanien mit dem Emir AbdAllah ibn al-Husain an der Spitze. Seinen Bruder Feisal, der endgültig aus Syrien vertrieben worden war, ernannte die britische Regierung zum König von Irak. Aus zunehmender Sorge über den unerwarteten arabischen Widerstand gegen die jüdische Einwanderung veröffentlichte Winston Churchill ein Weißbuch mit Verordnungen von grundsätzlicher Bedeutung. Danach sollte die Einwanderung der Aufnahmefähigkeit des Landes entsprechen. Der Geist der Balfour-Deklaration wurde damit in seiner prozionistischen Gesinnung relativiert. Churchill schlug zudem eine Gesetzgebende Versammlung vor, an der nur zwei Juden gegenüber zehn Arabern beteiligt sein sollten. Die zionistische Bewegung wurde ultimativ aufgefordert, den neuen Bestimmungen, vor allem der Abtrennung Transjordaniens, zuzustimmen, sonst sähe sich England nicht mehr an die Balfour-Deklaration gebunden. Die zionistische Exekutive stimmte nun dieser Änderung zu.

1922
Am 22. Juni übertrug der Völkerbund Großbritannien diesmal endgültig das Mandat über Palästina.

1924
Jüdische Einwanderer der vierten Einwanderungswelle bis 1928 legten das erste Fundament für eine urbane Kultur in Palästina; es entstanden die Städte Tel Aviv und Ramat Gan. Neben dem Arbeitersektor entwickelte sich in der Wirtschaft der private Sektor. In dieser Zeit gewann die jüdische Gemeinde eine pluralistische Struktur.

1926
Wahlen zum "Obersten Muslimischen Rat".

1927
Arabische Kommunalwahlen in den Städten Palästinas.

1929
Der Mufti von Jerusalem hatte in den Vorjahren begonnen, im Rahmen seiner Verantwortung über die religiösen Besitztümer und Einrichtungen der Muslime eine von seinen Anhängern besetzte Verwaltung aufzubauen. Nachdem bei den Wahlen zum Obersten Muslimischen Rat (1926) sowie bei Kommunalwahlen (1927) in den Städten Kandidaten seiner innerarabischen Gegner gesiegt hatten, gewann er den Eindruck, dass die Periode innerer Ruhe seinen Zielen nicht genützt hatte. Um seine Herrschaft zu festigen, bediente er sich daher des Sprengstoffs religiöser Leidenschaften. Er griff die Entgleisungen jüdischer Splittergruppen, die die Klagemauer im Sinne des Zionismus instrumentalisieren wollten, auf und schürte im Sommer Unruhen gegen die jüdischen Bewohner Palästinas, denen etwa 133 Juden zum Opfer fielen. Mit diesem blutigen Aufstand befestigte der Mufti seine Herrschaft und leitete eine für die Vierzigerjahre verhängnisvolle Entwicklung ein. Währenddessen suchte die britische Mandatsregierung im Rahmen eines zweiten Weißbuches die jüdische Einwanderung einzuschränken.

1935
Der extremistische Führer al-Husaini stachelte zu Pogromen und der arabischen Revolte auf.

1936
Nach Kriegsausbruch suchte der Mufti al-Husaini Kontakt zum national-sozialistischen Regime in Berlin und plante eine Arabische Befreiungsarmee.

Am 15.4. begann der arabische Palästinaaufstand mit dem Mord an zwei Juden, die sich auf dem Weg nach Tel Aviv befanden.

Am 19.4. 1936 überfielen arabische Rebellen Juden in Jaffa, töteten 16 und verletzten 60 von ihnen.
Daraufhin setzte eine jüdische Fluchtbewegung von Jaffa nach Tel Aviv ein.

Am 24.4. wurde in Nablus das Hohe Arabische Komitee gegründet, das bis 1948 als die, wenn auch nicht gewählte, Vertretung der Araber Palästinas galt. In dieser Dachorganisation waren alle Gruppen aktiv, die Istiklal, die Anhänger des Muftis und seine Gegner. Der Mufti selber wurde Vorsitzender des Hohen Arabischen Komitees und bestimmte weitgehend den Verlauf der Ereignisse. Das Komitee rief einen Generalstreik in Palästina aus, der so lange dauern sollte, bis alle seine Forderungen erfüllt seien: die Beendigung der jüdischen Einwanderung sowie neue Verhandlungen über den Status des Landes. Dieser Streik, der natürlich nicht allgemein oder total sein konnte, dauerte 175 Tage und leitete einen neue Phase im Kampf zwischen Juden und Arabern und im Verhältnis zu Großbritannien ein.

Der jüdische Sektor, mit dem arabischen Boykott konfrontiert, machte nunmehr Anstrengungen, um politisch, wirtschaftlich und militärisch stärker zu werden. In Tel Aviv wurde ein provisorischer Hafen errichtet, um nicht vom Jaffa-Hafen, dessen arabische Arbeiter streikten, abhängig zu sein. Die jüdischen Bauern waren selber überrascht festzustellen, dass sie in der Lage waren, die jüdische Gemeinschaft mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Auch in anderen Industriezweigen kam man ohne arabische Arbeiter aus, als sie auch dort fernblieben. Der Generalstreik schadete daher den Palästinensern wirtschaftlich gesehen mehr als den Juden.

Von April bis Oktober wurden 80 Juden getötet, 400 verletzt, von der Beschädigung von Eigentum ganz abgesehen. Die arabischen Aktivitäten, die auch antibritische Züge trugen, veranlassten die Briten, Armeeeinheiten aus benachbarten Ländern herbeizuschaffen, um der Unruhen Herr zu werden.

Als die Palästinenser erkannten, dass Generalstreik und Terror nicht fruchteten, suchten sie nach einem Ausweg. Am 10.10. appellierte Nuri as-Said, der Regierungschef des Irak, auch im Auftrag Saudi-Arabiens, Transjordaniens und des Jemen an die Palästinenser, den Streik ohne Verzicht auf dessen Ziele zu beenden. Dieser Bitte kam der Mufti nach.

Im November kam eine von Lord Robert Peel geführte Untersuchungskommission ins Land, die nach Befragung aller für einen Entscheid wichtigen Persönlichkeiten zu der Schlussfolgerung kam, dass die Teilung Palästinas in einen souveränen jüdischen und einen souveränen arabischen Staat der einzige Ausweg sei, von einigen Teilen des Landes abgesehen, die weiterhin unter britischem Mandat verbleiben sollten.

Auf jüdischer Seite kam die Frage auf, wie man auf diese Situation reagieren solle. Ben Gurion betrachtete die Lage sehr nüchtern: Für die Araber kommt der Aufstand zu spät. Wir sind zu stark, als dass sie uns eliminieren können. Für uns kommt der Aufstand zu früh. Wir können, auf uns allein gestellt, seiner nicht Herr werden. Wir bedürfen noch der Kooperation mit England. Das war auch der Grund, warum Ben Gurion die Haganah anwies, nur zurückhaltend zu reagieren. Terror sollte nicht mit Terror beantwortet werden, um nicht die britische Öffentlichkeit gegen den Zionismus aufzubringen. Diese Politik wurde nicht von allen Mitgliedern der Haganah gebilligt.

1937
Ein Teil der israelischen Politiker traten aus der Haganah aus und gründete den ETZEL, eine nationale militärische Organisation, die mit der Revisionistischen Partei liiert war und mit dem Gegenterror begann.

Im Juni veröffentlichte die Peel-Kommission ihren Bericht und ihre Vorschläge. Danach sollte ein jüdischer Staat im Umfang von 5.000 Quadratkilometern entstehen, der das Galiläische Bergland im Norden und die Küstenebene umfassen sollte. Die zionistische Bewegung war mit den anvisierten Grenzen nicht einverstanden, stimmte aber dem Prinzip der Teilung zu.

Im September lehnten die Araber auf ihrem Kongress in Bludan, einer Stadt in Syrien, die Teilung ab.

Zwischen September 1937 und Oktober 1938 fielen etwa 400 Juden arabischen Terroraktionen zum Opfer. Es gab Hunderte Verletzte und große Verwüstungen. (Zählt man die zwischen 1920 und 1936 ermordeten 284 Juden und die hunderte von verletzten Juden hinzu, wurden 648 Juden von 1920 bis 1938 ermordet, weit über 1000 Juden verletzt und riesige wirtschaftliche Schäden angerichtet). Gleichwohl erreichten die Araber ihr Ziel nicht, sondern eher das Gegenteil. Die Haganah ging von der passiven Abwehr arabischer Angriffe ab und griff unter der Devise Jezia Mehagader (den Zaun verlassen) besonders die arabischen Orte an, in denen die Drahtzieher des Aufstandes saßen. Um seine Besiedlungspolitik zu sichern und zu erweitern, begann der Jischuw mit der Politik von Choma Umigdal, der Errichtung von Schutzmauern und Wachtürmen. Solche Gründungen erfolgten binnen ein, zwei Tagen insgesamt etwa 60. Antiguerilla-Einheiten und mobile Einheiten wurden aufgestellt, die Arbeit des Nachrichtendienstes intensiviert.

Aber die internationale Lage begünstigte das Anliegen der Araber. Der britische Premierminister Arthur Neville Chamberlain fürchtete einen deutschen Angriff im Nahen Osten. Er wusste, dass die Kanalzone nur zu verteidigen war, wenn die Bevölkerung dort England wohlgesonnen blieb, jedenfalls nicht aktiv Partei für Mussolini oder Hitler ergreifen würde. Der Zionismus wurde von ihm zusehends als ein Störfaktor betrachtet, der die Position Englands im Nahen Osten und in der islamischen Welt untergrub. Peels Vorschläge, einen jüdischen Staat von ungefähr 5.000 Quadratkilometern zu gründen, wurde jetzt plötzlich als projüdisch erachtet. Eine neue Kommission, benannt nach ihrem Vorsitzenden Sir John Woodhead, schlug einen jüdischen Staat zwischen Zichron Jakov und Tel Aviv vor eine Enklave in der Größe von 1.250 Quadratkilometern entlang der Küste. Darüber hinaus setzte die Regierung in London Harold MacMichael, einen dezidiert proarabischen Politiker, als Hochkommissar in Palästina ein.

1938
Nachdem der Aufstand im Oktober/November militärisch im Wesentlichen eingedämmt worden war, suchte MacMichael die Araber zu beschwichtigen.

1939
Im Februar lud Chamberlain Juden wie Araber zu Gesprächen in den Saint-James-Palast in London ein. Die Araber weigerten sich bei dieser Gelegenheit, mit den Juden direkt zu verhandeln; britische Beamte, oft Chamberlain persönlich, pendelten zwischen den getrennten Delegationen beider Seiten, übermittelten ihre Vorschläge, gaben bekannt, was sie wollten und was sie ablehnten. Natürlich wurde kein Einvernehmen erzielt. Chamberlain ließ sich jedoch nicht beirren. Er sah sich ironischerweise sogar bestätigt. Er spürte, dass ein Krieg unausweichlich sein werde. In diesem Fall zählten die Sympathie und das Wohlwollen der arabischen Welt mehr als die Sympathie der Juden. Hinzu kam, dass er sich der Unterstützung der Juden ohnehin gewiss sein konnte. Die Araber hatten die Möglichkeit, zwischen London und Berlin zu lavieren. Diese Möglichkeit stand den Juden nicht offen. Die Briten konnten jedoch nicht, selbst wenn sie es wollten, die etwa 450.000 Juden, die z.Z. bereits in Palästina lebten, ignorieren. So versuchten sie weiterhin, die Araber zu beschwichtigen.

In ihrem am 15.5. veröffentlichten dritten Weißbuch verfügten die Briten die Begrenzung der Einwanderung für die kommenden fünf Jahre auf 75.000 Personen. Danach sollte sie nur mit Zustimmung der Palästinenser erfolgen; der Bodenerwerb wurde praktisch unmöglich gemacht. Die Juden sollten sich mit der Situation abfinden, in Palästina eine Minderheit von etwa einem Drittel der Bevölkerung zu bleiben.

Der Jischuw kämpfte gegen die Festlegungen des Weißbuchs, intensivierte die Einschleusung von Einwanderern nach Palästina und verstärkte die Angriffe auf Einrichtungen der britischen Armee. Über all dem lag die Erkenntnis, dass es in Europa sehr bald zu einem Krieg kommen werde, in dem England gegen das nationalsozialistische Deutschland und folglich, gewollt oder ungewollt, für das Überleben des jüdischen Volkes kämpfen werde. Das hemmte die jüdische Bereitschaft, gegen die Briten vorzugehen.

Das Gefühl, dass es sehr bald so weit sein werde, beherrschte auch den 21. Zionistenkongress, der im August in Zürich stattfand. Es war eine bedrückende Atmosphäre, da viele der Delegierten ahnten, dass sie sich das letzte Mal sehen würden; sie nutzten die Gelegenheit, Kameraden, lebt wohl zu sagen. Die Kriegsgefahr war da, dennoch: Der Schwerpunkt der Verhandlungen lag in der Formierung des Widerstands gegen das britische Palästinaweißbuch. Ben Gurion schilderte vor den Delegierten die Ursachen des Konflikts mit der Mandatsregierung. Er verkannte nicht, dass dieses Weißbuch, sollte es angewandt werden, eine tödliche Gefahr für den Zionismus bedeutete.

Bis Ende des Jahres baute die zionistische Bewegung eine vorstaatliche Infrastruktur
auf.

1940er-Jahre
Auseinandersetzungen zwischen Juden und britischer Verwaltung. Großbritannien bringt die Palästinafrage vor die UN.

Der Massenmord an den europäischen Juden schwächte die zionistische Bewegung sehr. Das große Menschenpotenzial des osteuropäischen Judentums existierte nach 1945 nicht mehr. Einige Hunderttausend jüdische Heimatlose in Europa suchten eine Zufluchtstätte.

1945
Die britische Mandatsregierung verweigerte im Sinne ihrer Weißbuchpolitik den in Europa zu Tausenden in Displaced Person Camps notdürftig untergebrachten Überlebenden der Schoah die Einwanderung nach Palästina. Erreichten von der Jewish Agency gecharterte Schiffe dennoch das Mandatsgebiet, so wurden sie nicht selten mit militärischer Gewalt zum Abdrehen gezwungen und ihre Passagiere auf Zypern interniert.

Ab September gingen Haganah, Etzel und Lechi dazu über, britische Polizeiposten, Militärdepots, Regierungsgebäude und Eisenbahnobjekte zu attackieren, um die Forderung nach dem jüdischen Staat zu bekräftigen und zu erreichen, dass die Einwanderungsbeschränkungen außer Kraft gesetzt wurden.

Im Gegensatz dazu forderten die ab dem 22. März in der Arabischen Liga zusammengeschlossenen Staaten, den arabischen Charakter Palästinas zu bewahren, die jüdische Einwanderung und den Landverkauf an Juden zu verbieten, die britische Vormundschaft zu beenden und einen unabhängigen Staat Palästina zu schaffen.

1947
Nachdem die britische Regierung im Frühjahr den Vereinten Nationen die Lösung des Palästinaproblems übertragen hatte, schlug im September ein Sonderausschuss der UNO-Generalversammlung vor, das britische Mandat zu beenden und Palästina nach einer Übergangsperiode in die Unabhängigkeit zu entlassen. Über die weiteren Schritte uneins, empfahl die Mehrheit des Ausschusses, Palästina in zwei Staaten zu teilen, Jerusalem zu internationalisieren und eine Wirtschaftseinheit beider Staaten zu schaffen; die Minderheit plädierte für die Gründung eines palästinensischen binationalen Föderativstaates. Am 29.November beschloss die II. Generalversammlung daraufhin mit 33 gegen 13 Stimmen bei zehn Enthaltungen die Resolution 181 (II), die im Wesentlichen dem Mehrheitsplan entsprach. Der arabische Staat sollte danach 11.100 Quadratkilometer umfassen; in diesem Territorium lebten zu diesem Zeitpunkt 725.000 Araber und 10.000 Juden. Für den jüdischen Staat waren 14.100 Quadratkilometer vorgesehen, Siedlungsgebiet von 498.000 Juden und 407.000 Arabern. Im internationalen Gebiet von Jerusalem, weniger als einem Prozent der Fläche Palästinas, lebten 105.000 Araber und 100.000 Juden. Während die Juden Palästinas den Teilungsplan begrüßten, lehnte die arabische Seite ihn strikt ab. Es kam nun zu erbitterten Gefechten zwischen arabischen Freischärlern und jüdischen Militärorganisationen. Mit der Operation Dalet suchte die Haganah, alle dem jüdischen Staat zugedachten Gebiete sowie jüdische Siedlungen jenseits der UNO-Grenzziehung zu sichern.

Die britischen Mandatsregierung bringt die Insassen des Flüchtlingsschiffes Exodus nach Deutschland zurück.

1947-48
Durch die Flucht beziehungsweise Vertreibung von 600.000 bis 850.000 Arabern (Palästinensern) aus Israel entstanden in den arabischen Nachbarstaaten große Flüchtlingslager. Im Gegenzug begannen die arabischen Staaten die oft über 2000 Jahre ansässigen Juden aus ihren Ländern zu vertreiben: Den Anfang machten Irak und Jemen, später folgten Marokko, Algerien, Libyen und Ägypten, sodass die vor 1948 mehrheitlich europäisch-jüdische Bevölkerung im Laufe der 1950er- und 1960er-Jahre eine starke orientalisch-jüdische Komponente aufwies. Hinzu kamen Überlebende der Konzentrationslager aus Europa. Zwischen 1948 und 1967 wuchs die jüdische Bevölkerung Israels von 656.000 auf 2,3 Millionen an. Anfang der Fünfzigerjahre sah sich die Regierung zeitweilig gezwungen, Zelt- und Barackenstädte zu errichten. Bis Mai 1952 waren 111 Maabarot (Übergangslager) entstanden, in denen 250.000 Menschen lebten.

1948
Bei schweren Kämpfen um die Straße von Tel Aviv nach Jerusalem richteten am 9.4. Abteilungen des Irgun im Dorf Deir Jasin ein Massaker an, dem 354 Palästinenser zum Opfer fielen. Daraufhin nahm die Massenflucht der arabischen Bevölkerung zu.

Am Nachmittag des 14. Mai war in Tel Aviv der jüdische Nationalrat, das Parlament des Jischuw, zu einer öffentlichen Sitzung zusammengetreten. Nach der Bildung einer provisorischen Regierung verlas Ben Gurion als erster Ministerpräsident die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel, der 77% Palästinas umfasste (Jom Haazmaut). Wenige Stunden später wurde Israel von den USA de facto und von der UdSSR de jure anerkannt.

In der Nacht vom 14. zum 15. Mai marschierten die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, Syriens, Iraks und Libanons in Palästina ein, um die Proklamation des jüdischen Staates rückgängig zu machen. Für Israel ging es in diesem Krieg somit um die Existenz und um den Erhalt von Unabhängigkeit und Souveränität.

Am 15. Mai endete das britische Mandat über Palästina. Am selben Tag kam es zum 1. Israelisch-Arabischen Kriegs (Palästinakrieg; Nahostkonflikt) in dem sich Israel behauptete.

Am 28. Mai wurde die Israelische Verteidigungsarmee geschaffen, deren Oberkommando alle bewaffneten Kräfte unterstanden.

Im Juli konnte Israel, nicht zuletzt dank umfangreicher Waffenlieferungen aus der Tschechoslowakei sowie finanzieller Unterstützung aus den USA und anderen Ländern, zur Gegenoffensive übergehen. Der Kampf um das Überleben des jüdischen Staates war zeitweilig von heftigen innenpolitischen Auseinandersetzungen begleitet. Ben Gurion ließ Ende Juni das Schiff Altalena, das Waffen und Freiwillige für den Etzel an Bord führte, beschießen.

Am 17. September ermordeten Mitglieder des Lechi den UNO-Vermittler Folke Bernadotte. Ben Gurion erklärte daraufhin die beiden Militärorganisationen für illegal.

1949
Der Unabhängigkeitskrieg endete im Januar mit dem militärischen Sieg Israels. Unter UNO-Vermittlung kamen Waffenstillstandsverträge mit Ägypten, Libanon, Jordanien und Syrien zustande; Irak zog seine Truppen ohne vertragliche Regelung ab. Die Waffenstillstandslinien, die zu den Staatsgrenzen Israels werden sollten, vergrößerten das israelische Territorium von 14.100 Quadratkilometer auf 20.700 Quadratkilometer. Die israelische Besetzung arabischer Gebiete, die jordanische Annexion des Westjordangebiets und Ostjerusalems sowie die Unterstellung des Gazastreifens unter ägyptische Verwaltung verhinderten auf lange Sicht die Entstehung eines arabisch-palästinensischen Staates. Eine schwere Friedenshypothek bildete das Problem der arabischen Palästinaflüchtlinge. Der Exodus der Palästinenser hatte im Dezember 1947 mit dem Weggang eines großen Teils der in den Städten angesiedelten begüterten Oberschicht begonnen, dem die Bewohner ganzer Stadtviertel und vieler Dörfer folgten. Eine zweite Fluchtwelle wurde durch die Offensive der Haganah und die gegen die arabische Bevölkerung gerichteten Terrorakte von Etzel und Lechi im April/Mai 1948 ausgelöst. Die meisten Menschen flohen jedoch aufgrund der unmittelbaren Kriegshand-lungen: Arabische Einheiten ließen bei ihrem Vormarsch bzw. Rückzug Ortschaften evakuieren; israelische Einheiten zerstörten Dörfer, die sie nach ihrer Eroberung nicht besetzt halten konnten. Umstritten ist bis heute, inwieweit arabische Politiker die Palästinenser zur Flucht aufgefordert haben. Die Zahl der in den Zeltlagern der Nachbarstaaten zu Versorgenden stieg täglich an; bis Oktober 1948 registrierte das UNO-Hilfswerk für Palästina bereits über 650.000
Flüchtlinge.

Die erstmals am 25.1. durchgeführten Wahlen zur Knesset, dem israelischen Parlament, bestätigten die sozialdemokratische Mapai (Israelische Arbeitspartei) als führende Regierungspartei; Ben Gurion blieb Ministerpräsident. Ein Vertreter des liberalen Flügels im Zionismus, Chaijim Weizmann, wurde erster Staatspräsident. Bis 1977 folgten folgende Ministerpräsidenten: M.Scharrett, L.Eschkol, G.Meir, I.Rabin und folgende Staatspräsidenten: I.Ben Zwi, S.Schasar, I.Navon, E.Katzir, C.Herzog, E.Weizman. Die folgenden zwei Jahrzehnte waren gekennzeichnet durch Aufbau und Konsolidierung des neuen Staatswesens, schnelle landwirtschaftliche und industrielle Entwicklung sowie die Eingliederung Hunderttausender Neueinwanderer.

Das Spannungsverhältnis zu den arabischen Staaten, die Israels staatliche Existenz infrage stellen, und das Palästinenserproblem steigerten sich mit starken internationalen Aspekten zum Nahostkonflikt.

1950
Ostpalästina wurde Jordanien angegliedert (Westjordanland); der Gazastreifen kam unter ägyptische Treuhandverwaltung.

Mit der Unterstützung amerikanischer Positionen im Koreakrieg, bekannte sich Isreal zur westlichen Welt.

1951
Auseinandersetzungen um das Wiedergutmachungsabkommen mit der Bundesrepublik Deutschland für die Ermordung von etwa sechs Millionen Juden in deutschen Vernichtungslagern und deren Güterkonfission bestimmten die innenpolitischen Debatten. Ein Drittel der jüdischen Weltbevölkerung war getötet, Hunderte jüdischer Gemeinden waren ausgelöscht worden.

1952
Die Beziehungen zu Deutschland waren in der israelischen Bevölkerung heiß umstritten. Die Abstimmung, die am 9. Januar in der Knesset über die Frage, ob Gespräche mit der Bonner Regierung aufzunehmen seien oder nicht, stattfand, legte dafür beredtes Zeugnis ab: 61 Abgeordnete votierten dafür, 5 enthielten sich und 50 sprachen sich dagegen aus. Am 10.10. unterzeichneten Israel und die Bundesrepublik Deutschland das Luxemburger Abkommen, das westdeutsche Zahlungen an Israel, vornehmlich in Form von Warenlieferungen, in Höhe von drei Milliarden DM sowie Entschädigungszahlungen in Höhe von 450 Millionen DM an die Conference on Jewish Material Claims against Germany, die jüdische Opfer außerhalb Israels vertrat, festlegte. Neben anderen auswärtigen Zuwendungen an Israel trugen die westdeutschen Leistungen zur beschleunigten industriellen Entwicklung des Landes bei. Sie legten den Grundstein für die späteren intensiven deutsch-israelischen Wirtschaftsbeziehungen; nach den USA stieg die Bundesrepublik Deutschland zum zweitwichtigsten Handelspartner Israels auf. Die Schatten der Vergangenheit belasteten in den folgenden Jahren dennoch die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.

Die anfänglich guten Beziehungen zur UdSSR, die die Gründung Israels befürwortet und den jüdischen Staat während des Unabhängigkeitskrieges militärisch unterstützt hatte, verschlechterten sich rapide im Umfeld des von Stalin in Prag inszenierten antisemitischen Slánský-Prozesses, in dem auch zwei Israelis auf der Anklagebank saßen.

1953
Kurzzeitig kam es zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen Israels zur UdSSR.

Mitte 1950er
Die Situation an der ägyptisch-israelischen Grenze spitzte sich zu; bewaffnete Überfälle palästinensischer Fedajin auf den jüdischen Staat von ägyptischem Territorium aus beantwortete die israelische Armee mit massiven Vergeltungsschlägen.

1956
Sueskrieg (; 2.Israelisch-Arabischer Krieg).

Die von Gamal Abd el-Nasser verfügte Schließung der Straße von Tiran für israelische Schiffe, seine anhaltende Weigerung, israelischen Frachtern die Durchfahrt durch den Suezkanal zu gewähren, sowie die Aufrüstung der ägyptischen Armee mit sowjetischen Waffen werteten Ben Gurion und andere israelische Politiker als unmittelbare Infragestellung der Sicherheit ihres Landes. In der Überzeugung, nationalen Interessen zu dienen und über die aktive Unterstützung Frankreichs und Englands bei der Rückeroberung des von Nasser verstaatlichten Suezkanals zu einem festen Verbündeten der westlichen Welt zu werden, stimmte die israelische Regierung einem gemeinsamen Militärschlag gegen Ägypten zu. Die Kampfhandlungen dauerten vom 29. Oktober bis zum 6. November. Für Ägypten endeten sie mit einer militärischen Niederlage, zugleich jedoch mit einer innen- wie außenpolitischen Aufwertung der Regierung unter Nasser. Israel, das als militärischer Sieger aus dem Suezkrieg hervorging, bewies mit der schnellen Besetzung des Gazastreifens und der Halbinsel Sinai, dass seine mit moderner Militärtechnik westeuropäischer Herkunft ausgerüstete und hoch motivierte Armee zur stärksten regionalen Militärmacht aufgestiegen war. Ägypten wurde gezwungen, die Straße von Tiran für die israelische Schifffahrt zu öffnen.

1957
Die nach dem Abzug der israelischen Truppen ab März auf Sinai stationierten UNO-Truppen garantierten israelischen Schiffen die Durchfahrt durch den Golf von Akaba. Generell gelang es Israel im folgenden Jahrzehnt, seine Wirtschaftskraft zu stärken und Handelsbeziehungen zu vielen Staaten Asiens und Afrikas aufzunehmen.

1961
In Jerusalem findet der Eichmann-Prozess statt.

1962
Deutsche Spezialisten beteiligen sich am ägyptischen Raketenrüstungsprogramm.

1965
Die Bundesrepublik Deutschland und Israel nahmen Diplomatische Beziehungen auf.

1967
Sechstagekrieg (3. Israelisch-Arabischer Krieg).
Der ägyptische Präsident, auf die Unterstützung der UdSSR bauend, suchte im Frühjahr durch zugespitzte antiisraelische Polemik panarabischen Langzeitzielen näher zu kommen und gleichzeitig von innenpolitischen Problemen abzulenken. Ende Mai erwirkte er den Abzug der 1957 auf Sinai stationierten UNO-Truppen. Diese Aktion und die erneute Sperrung der Straße von Tiran für israelische Schiffe wurden von der Regierung des jüdischen Staates als unmittelbare Bedrohung nationaler Sicherheitsinteressen verstanden, der nur durch einen Präventivschlag begegnet werden könne.

Am 5. Juni beginnt die israelische Armee mit einem vernichtenden Schlag gegen die ägyptische Luftwaffe den 3. Nahostkrieg. Der Krieg, an dem sich aufseiten Ägyptens auch Syrien und Jordanien beteiligten, endete bereits nach sechs Tagen. Dieser Sechstagekrieg, den die große Mehrheit der Israelis als Mittel zur Sicherung der nationalen Existenz billigte, veränderte die politische Landkarte des Nahen Ostens. Israel besetzte das Westjordangebiet einschließlich Ostjerusalem, den Gazastreifen, die Golanhöhen und die Halbinsel Sinai. Das Flüchtlingsproblem verschärfte sich. Von den 1,3 Mio. palästinensischen Bewohnern des Westjordangebiets und des Gazastreifens flohen infolge der Kriegsereignisse laut UNO-Statistiken etwa 500.000 in die arabischen Nachbarstaaten; 220.000 von ihnen waren Vertriebene des Kriegs von 1948/49.

Am 22. November verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat die Resolution 242, die Israel aufforderte, seine Truppen aus den während des Kriegs besetzten Gebieten zurückzuziehen. Die am Konflikt beteiligten Seiten sollten den Kriegszustand beenden, die Souveränität und territoriale Integrität aller Nahoststaaten anerkennen, die freie Schifffahrt durch die internationalen Wasserstraßen der Region garantieren sowie eine gerechte Lösung des Flüchtlingsproblems suchen.

1968-70
Der Abnutzungskrieg am Suezkanal forderte mehr israelische Tote als der Sechstagekrieg im Juni 1967.

1970
Die PLO hatte ihre Hauptstützpunkte in den Libanon verlegt und sich besonders in den südlichen Landesteilen als Staat im Staate etabliert.

Im August konnte ein erneuter Waffenstillstand mit Ägypten vereinbart werden. Die relative Ruhe währte jedoch nicht lange.

1973
Jom-Kippur-Krieg (4.Israelisch-Arabischer Krieg).
Am jüdischen Fastentag Jom Kippur und zugleich im islamischen Fastenmonat Ramadan eröffneten Ägypten und Syrien am 6.Oktober mit einem Überraschungsangriff den 4. Nahostkrieg. Obwohl es der ägyptischen Armee gelang, die israelischen Befestigungen am Suezkanal zu durchbrechen und tief in den Sinai einzudringen, konnte die arabische Seite ihr Kriegsziel, die 1967 verlorenen Gebiete zurückzugewinnen, nicht erreichen; der Krieg endete mit einem militärischen Patt. Für Israel, dessen Politiker und Militärs der Waffengang unvorbereitet traf, wurde er zum Trauma; der Nimbus der Unbesiegbarkeit der israelischen Armee war infrage gestellt.

1974
Im Januar und im Mai wurden Truppenentflechtungsabkommen mit Ägypten und Syrien unterzeichnet. Unter Vermittlung des amerikanischen Außenministers H.A. Kissinger gab Israel in einem Vertrag mit Ägypten einen Streifen am Sueskanal, in einem Abkommen mit Syrien das Gebiet um Kuneitra auf den Golanhöhen zurück.

Guerillaaktionen der palästinensischen Araber (Palästinensische Befreiungsorganisation) suchte Israel durch militärische Kommandounternehmen gegen palästinensische Basen (besonders im Libanon) entgegenzuwirken.

Die 1964 gegründete Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) wird von Israel als alleinige Vertreterin der Palästinenser anerkannt.

1975
Im September verpflichteten sich Israel und Ägypten im Sinai-Abkommen, den Konflikt mit friedlichen Mitteln zu lösen und sich künftig der Androhung oder Anwendung von Gewalt zu enthalten. Die israelisch-ägyptischen Gespräche wiesen einen ersten Weg zur Eindämmung, vielleicht sogar zur Regelung des Nahostkonflikts.

1977
Mit den Wahlen zur 9. Knesset am 17. Mai endete die 29-jährige Regierungsdominanz der Sozialdemokratie. Der Maarach, dem die aus der Mapai hervorgegangene Partei der Arbeit und die links-sozialistische Mapam angehörten, wurde vom Likud-Block, der sich vor allem aus Cherut und Liberaler Partei zusammensetzte, abgelöst (Ministerpräsident bis 1983 M.Begin, dann Y.Schamir); er setzte eine intensive Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten in Gang. Dieser Regierungswechsel war das Ergebnis einer langjährigen gesellschaftlichen Entwicklung in Israel. Zwischen 1967 und 1977 waren liberale und konservative Kräfte erstarkt. Nicht wenige Unternehmer profitierten von der Besetzung der arabischen Territorien und von der gewachsenen Attraktivität der israelischen Wirtschaft für das Auslandskapital. Viele von ihnen unterstützten den Likud politisch und finanziell. Die Mehrheit der Wähler des Likud kam aber aus den Armenvierteln Tel Avivs, Haifas und Jerusalems sowie aus den Entwicklungsstädten. Infolge der Verschlechterung ihrer sozialen Lage mit der Regierungspolitik unzufrieden, hatten sich im Verlauf der Siebzigerjahre viele Orientalen vom Maarach, den sie mit dem Establishment gleichsetzten, abgewandt.

Zu den ersten spektakulären Erfolgen der neuen Regierung auf außenpolitischem Gebiet gehörten der Besuch des ägyptischen Präsidenten Mohammed Anwar as-Sadat am 19.November in Jerusalem, mir dem dieser eine Friedensinitiative gegenüber Israel ein leitete.

1978
Von den Staats- und Regierungschefs Israels, Ägyptens, USA wird am 17.9. das Abkommen von Camp David unterzeichnet.

1979
Das Abkommen von Camp David sowie der am 26. März folgende Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel waren Ergebnisse eines komplizierten Verhandlungsprozesses. Obwohl heftig umstritten und von den arabischen Staaten sowie von den Palästinensern weitgehend abgelehnt, zeigten sie die Möglichkeit, eine stufenweise Nahostregelung auf der Grundlage von Kompromissen zu erreichen. Ägypten erhielt die 1967 besetzte Halbinsel Sinai zurück und verließ die antiisraelische arabische Ablehnungsfront. Es begann ein Prozess bedingter Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten. Beide Staaten leiteten Verhandlungen über die Autonomie der palästinensischen Araber ein.

1980
Im April werden der Verhandlungen über die Autonomie der palästinensischen Araber abgebrochen.

Am 30. Juli erklärte die Knesset ganz Jerusalem zur Hauptstadt Israels.

1981
Am 14. Dezember fasste die Knesset den Beschluss, die Golanhöhen zu annektieren.

1982
5.Israelisch-Arabischer Krieg.
Mit dem Einmarsch seiner Truppen im Juni in den Südlibanon suchte Israel den Libanon als palästinensische Angriffsbasis auszuschalten, Ruhe und Sicherheit an der israelischen Nordgrenze herzustellen und die politische Neuordnung im Libanon so weit zu beeinflussen, dass der Abschluss eines Friedensvertrages in den Bereich des Möglichen rückte (Abzug der PLO). Obwohl die israelische Regierung bei Kriegsbeginn am zunächst nur von der Eroberung eines Sicherheitskorridors von 40 km Tiefe sprach, drang ihre Armee innerhalb weniger Tage tief in libanesisches Territorium ein. Am 9. Juni stand sie vor den Toren Beiruts und begann in den folgenden Tagen, die westlichen Stadtteile zu bombardieren. Unter dem Druck der sich verschlechternden Kampfbedingungen und der großen Zahl von Opfern unter der Zivilbevölkerung stimmte die PLO-Führung nach Vermittlung durch die USA letztlich dem Abzug ihrer bewaffneten Einheiten aus Libanon zu. Während des Kriegs wurde erstmals der nationale Konsens in Israel die Notwendigkeit, gegen den äußeren Feind zusammenzustehen aufgebrochen.

Die israelische Antikriegsbewegung protestierte in Tel Aviv machtvoll gegen die im September von libanesischen Milizen verübten und von der israelischen Armee geduldeten Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila.

1984
Die am 23.7. vorgezogenen Parlamentswahlen führten zur Koalition von Likud-Block und Israelischer Arbeitspartei; nach dem Rotationsprinzip amtierte zunächst S.Peres (September 1984 bis Oktober 1986), danach Y.Schamir als Ministerpräsident.

1985
Nach dem weitgehenden Abzug der israelischen Armee aus dem Libanon stand in der 2.Hälfte der Achtzigerjahre erneut die Haltung zu den besetzten palästinensischen Gebieten im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Während sich die sozial-demokratisch geführten Regierungen darauf konzentriert hatten, neue Siedlungen an strategischen Punkten in der Umgebung Jerusalems, im Jordantal und im östlichen Vorfeld der israelischen Grenze anzulegen, die dicht mit arabischer Bevölkerung besiedelten Regionen jedoch weitgehend ausklammerten, war die Politik des Likud ab 1977 darauf gerichtet, die 1967 besetzten Territorien umfassend zu besiedeln und wirtschaftlich mit Israel zu verflechten. Zwischen 1984 und 1992 wuchs die Anzahl der Siedlungen von 114 auf 137 und die Zahl der Siedler von 42.000 auf 107.000.

1987
Der Palästinenseraufstand (Intifada)
Die schrittweise Inbesitznahme des palästinensischen Bodens und der Wasserressourcen gehörte zum Ursachenbündel für die im Dezember in Gaza und im Westjordangebiet ausbrechende Intifada, die Erhebung der Palästinenser. Vor allem die junge Generation, geboren nach dem Junikrieg von 1967, rebellierte gegen die Besatzungsmacht. Der Krieg der Steine verband sich mit dem Streik der etwa 100.000 in Israel arbeitenden Palästinenser, mit der Schließung von Geschäften in Ostjerusalem und anderen Städten sowie mit dem zeitweiligen Boykott israelischer Waren. Die Regierung der großen Koalition, zu der sich seit 1984 die Partei der Arbeit und der Likud unter Einbeziehung mehrerer kleinerer Parteien zusammengefunden hatten, war anfangs bemüht, der Intifada mit einer Politik der harten Faust zu begegnen. Sie musste jedoch zunehmend einsehen, dass der zunächst sporadische und weitgehend spontane Widerstand in eine organisierte Erhebung überging, die breite Schichten der palästinensischen Bevölkerung und fast alle politischen und ideologischen Strömungen erfasste. Auch in der israelischen Gesellschaft zeitigte die Intifada tief greifende Auswirkungen. Die 1967 begonnene und nach 1977 forcierte Verflechtung der besetzten Gebiete mit Israel verlangsamte sich. Einbußen im Tourismussektor und erhöhte Besatzungskosten belasteten das israelische Staatsbudget. Materiell nicht messbar war der moralische Schaden. Die Verteidigungskräfte wurden unzulässig als Repressivorgane gegen Zivilisten eingesetzt; die Zahl der Wehrpflichtigen, die den Dienst in den besetzten Gebieten verweigerten, nahm zu. Selbstverständnis und Funktionsfähigkeit der Armee standen öffentlich zur Diskussion. Zugleich wuchs die internationale Reputation der PLO. Die israelische Friedensbewegung, die nach dem Rückzug der Armee aus Libanon an Gewicht verloren hatte, trat mit Beginn der Intifada wieder stärker in Erscheinung.

Ab Mitte Dezember gewann die radikale, sich am islamischen Fundamentalismus (Muslim-Bruderschaft) orientierende Islamische Widerstandsbewegung Hamas zunehmende Bedeutung; sie strebt die Errichtung eines islamischen Staates in ganz Palästina (und darüber hinaus in ganz Arabien) an und lehnt entgegen der PLO Friedensverhandlungen mit Israel ab.

1988
Nachdem Jordanien im Juli seine rechtlichen und administrativen Bindungen zum Westjordanland abgebrochen und es faktisch an die PLO abgetreten hatte, rief diese im November einen unabhängigen international nicht anerkannten Staat Palästina aus.

Nach den ordentlichen Parlamentswahlen am 1. 11. wird die Koalition von Likud-Block und Israelischer Arbeitspartei fortgesetzt.

1989
Israel gibt im Februar Taba an Ägypten zurück.

J.Arafat wird provisorisches Staatsoberhaupt Palästinas

1990
Die Koalition zerbricht im März an der Frage der Beteiligung der PLO an Friedensgesprächen (nach einem von USA-Außenminister J.Baker im Herbst 1989 vorgelegten Friedensplan).

Die im Juni v.a. vom Likud-Block gebildete Regierung unter Schamir lehnte Verhandlungen mit der PLO ebenso strikt ab wie eine Anerkennung des Staates Palästina.

1991
(Madrider Nahost-friedenskonferenz).
Am 30. Oktober beginnen in Madrid unter Schirmherrschaft der USA und der Sowjetunion Friedensgespräche, die den Auftakt zu einer Reihe offizieller Begegnungen bildeten, die in den folgenden zwei Jahren zwischen Delegationen Israels, Syriens, Jordaniens und Libanons in Washington stattfanden, wobei Vertreter der Palästinenser zunächst im Rahmen der jordanischen Delegation agierten. Israel konnte seine De-facto-Anerkennung durch die arabischen Staaten als ersten ernsthaften Erfolg verbuchen. Dennoch zeigte sich sehr bald, dass die vom Likud dominierte Führung nicht bereit war, über territoriale Zugeständnisse zu verhandeln. Israel setzte zunächst seine zum Teil stark kritisierte Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten fort.

1992
Nach den Parlamentswahlen am 23. Juni übernahm die in Avoda umbenannte Israelische Arbeitspartei die Regierungsverantwortung. Premierminister an der Spitze einer Mitte-Links-Koalition wurde im Juli I.Rabin (Avoda). Unter dem Leitwort Land für Frieden beförderte diese Regierung den mit der Nahostfriedenskonferenz in Gang gebrachten Friedensprozess im Nahostkonflikt (u.a. im Juli 1992 Einschränkung der israelischen Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten). Rabin vertrat die These, Sicherheit sei primär nicht von der Größe des Territoriums, sondern von der inneren Stabilität der Gesellschaft und der Qualität der äußeren Beziehungen abhängig. Seine Partei befürchtete bei dauerhafter Angliederung der besetzten Gebiete an Israel das Entstehen eines binationalen Staates. Hinzu trat die veränderte Interessenlage der USA im Nahen Osten.

Substanzielle Annäherungen zwischen den nahöstlichen Konfliktparteien wurden jedoch nicht in den Washingtoner Gesprächsrunden, sondern in Geheimverhandlungen zwischen Vertretern der PLO und Israels in Norwegen erzielt. In Gesprächen bei Oslo konnten verfestigte Stereotype aufgeweicht und einige Tabus gebrochen werden. Die PLO hatte in Israel bis zu diesem Zeitpunkt als Terrororganisation gegolten, die die Auslöschung des jüdischen Staates betreibe und aus den Nahostgesprächen daher ausgeschlossen bleiben sollte. Nun wurde sie als bilateraler Verhandlungspartner akzeptiert. Für die PLO-Führung waren offizielle Gespräche mit Israel gleichfalls von großer Tragweite, bedeuteten sie, nach den Beschlüssen des Palästinensischen Nationalrates vom November 1988 (Unabhängigkeitserklärung des Staates Palästina), doch die praktische Anerkennung des jüdischen Nationalstaates auf einem Teil Palästinas.

1993
Aufhebung des Verbots von Kontakten mit der PLO im Januar.
Mit der gegenseitigen Anerkennung sowie dem Gaza-Jericho-Abkommen (israelisch-palästinensischen Ausgleich; auch Oslo I genannt) zwischen Israel und der PLO unter Schirmherrschaft der USA in Washington (September; nach Geheimverhand-lungen in Oslo) erreichten beide Seiten eine neue Stufe ihrer Beziehungen. Mit der Grundsatzerklärung über eine Teilautonomie der Palästinenser im Gazastreifen und in der Stadt Jericho legten beide Seiten die Bereiche fest (Zoll, Steuern, Industrie, Land-wirtschaft und Tourismus), die den zukünftigen Autonomiegebieten übertragen werden sollten.

1994
Am 25. Februar tötete der israelische Siedler Baruch Goldstein in der Haram al-Chalil Moschee in Hebron 29 betende Muslime.

Am 4. Mai erfolgt das Abkommen über die palästinensische Teilautonomie (Kairoer Abkommen, auch Autonomieteilabkommen genannt).

Am 26. Oktober schlossen Israel und Jordanien einen Friedensvertrag. Radikale Gegner des Friedensprozesses auf israelischer und arabischer Seite suchten wiederholt den Friedensprozess zu stören.

Im Verlaufe des Jahres verübten religiös fanatisierte palästinensische Selbstmordattentäter in Netanya, Ramat Gan und Jerusalem Terroranschläge, bei denen Dutzende israelische Zivilisten getötet und über hundert verletzt wurden.

1995
Religiös fanatisierte palästinensische Selbstmordattentäter verübten in Jerusalem Terroranschläge, bei denen Dutzende israelische Zivilisten getötet und über hundert verletzt wurden.

Am 4. Mai 1994 wurde das Autonomieabkommen über Gaza und Jericho abgeschlossen.

Am 29. September wird in Washington das Interimsabkommen (Taba-Abkommen auch erweitertes Autonomieabkommen bzw. Oslo II genannt) über die Ausdehnung der palästinensischen Selbstverwaltung im Westjordangebiet unterzeichnet. Erste praktische Ergebnisse wurden sichtbar, als sich die israelischen Streitkräfte zusätzlich zu Gaza und Jericho bis Ende Dezember aus sechs Städten des Westjordanlandes zurückzogen.

Am 26. Oktober wird der Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien abgeschlossen.

Am 4. November wurde Premierminister Rabin auf einer Friedenskundgebung in Tel Aviv das Opfer des Mordanschlags eines jüdischen religiösen Fanatikers. Die Schüsse auf Rabin vertieften die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern eines Friedenskompromisses mit den Palästinensern; sie leiteten auch das Ende der sozialdemokratisch geführten Regierungskoalition ein. Der bisherige Außenminister S.Peres, nunmehr im Amt des Ministerpräsidenten, setzte die Politik Rabins fort.

1996
Im Rahmen des Taba-Abkommens wählten die Palästinenser in den palästinensischen Autonomiegebieten am 20. Januar einen Palästinenserrat (PR; englische Bezeichnung Palestinian Legislative Council)) und den Präsidenten (Rais) des Exekutiv-rates des PR (J.Arafat; 88,1% der Stimmen). Im PR stellt Al-Fatah (neben Unabhängigen) die weitaus meisten Abgeordneten.

Am 29. Mai fanden Wahlen zur 14. Knesset statt, in denen erstmals der Ministerpräsident in direkter Wahl bestimmt wurde. Mit Shimon Peres für die Partei der Arbeit und Benjamin Netanjahu für den Likud standen nicht nur die Innen-, Wirtschafts- und Sozialpolitik, sondern auch die Konzepte beider Parteien zur Weiterführung des Friedensprozesses zur Abstimmung. Die Entscheidung fiel zugunsten des Likud-Blocks aus. Damit übernahm die pragmatische Rechte in Koalition mit religiösen und rechtsgerichteten Parteien erneut Regierungsverantwortung in Israel. B.Netanjahu suchte die israelisch-palästinensischen Vereinbarungen zu modifizieren, brachte jedoch den Friedensprozess auf einen Tiefpunkt.

1997
Hebron-Abkommen am 15. Januar.

1998
1.Wye-Abkommen am 23.Oktober.

Der Palästinensische Nationalrat streicht endgültig den Passus über den bewaffneten Kampf gegen Israel aus der PLO-Charta.

Der Staat Israel den 50. Jahrestag seiner Gründung.

Am Ende der Neunzigerjahre zeichnen sich in der israelischen Gesellschaft überdies Widersprüche auf sozio-ethnischer bzw. national-kultureller Ebene ab zwischen Juden aus Europa und Amerika und dem orientalischen Zweiten Israel, zwischen Alteingesessenen und Neueinwanderern (1990 bis 1997 über 800.000 hauptsächlich aus den aus der Sowjetunion hervorgegangenen Staaten) sowie zwischen jüdischer Bevölkerungsmehrheit und arabisch-palästinensischer Minderheit. Das ursprüngliche Ziel Israels, Schmelztiegel zu sein, weicht zunehmend der Realität einer Mosaikgesellschaft. Ein zweites Spannungsfeld brach in Form des Kulturkampfes zwischen säkularen Gruppierungen, Interessenlagen und Lebens-haltungen auf der einen und den religiösen, zum Teil religiös-orthodoxen Tendenzen auf der anderen Seite auf. Zu den Infragestellungen auf ethnisch-kultureller und weltanschaulicher Ebene gesellt sich ein tief greifender Wertewandel, der eng mit den generellen Modernisierungstrends verbunden ist. Nach Meinung traditioneller Kräfte darf Israel kein Staat wie jeder andere werden. Nicht wenige Intellektuelle dagegen sehen in der Normalisierung eine Chance für die Zukunft. Die Perspektive Israels wird unabdingbar mit dem Fortgang der nahöstlichen Konsenssuche verbunden bleiben. War es vor wenigen Jahren noch unvorstellbar, dass die Mehrheit der arabischen Staaten Israel völkerrechtlich anerkennt oder dass die PLO und Israel miteinander verhandeln, so wird dies heute mehrheitlich bereits als Normalität empfunden. Eine Garantie für Frieden und Prosperität sind die ersten zaghaften Schritte auf dem Wege zu einem geregelten Miteinander allerdings noch nicht.

1999
Nach den vorgezogenen Wahlen vom 17. Mai übernahm E.Barak (Israelische Arbeitspartei, im Wahlbündnis Ein Israel) die Regierung. Diese stellte sich zwar die Aufgabe, den Friedensprozess im Sinn von I.Rabin fortzusetzen.

II. Wye-Abkommen.
In konkreter und oft schleppend vollzogener Umsetzung der Autonomieabkommen erfolgte der Abbau der israelischen Militär- und Zivilverwaltung und der Rückzug der israelischen Besatzung in mehreren Stufen in Sicherheitsgebiete bzw. zu den jüdischen Siedlungen, häufig begleitet und äußerst erschwert von anhaltendem Terror seitens Hamas bzw. Djihad Islami sowie Protesten extremistischer jüdischer Siedler. Die Kompetenzen für Polizei, Verwaltung, Rechtsprechung und in bestimmten Fällen die Gesetzgebung wurde den Organen der Autonomiebehörde übertragen.

2000
Im Mai erfolgte der vollständige Abzug der israelischen Truppen aus Südlibanon (ehemalige Sicherheitszone; ohne Friedensabkommen). Israel strebte danach weiterhin ein Friedensabkommen mit Libanon und Syrien unter eventueller Reaktivierung des Waffenstillstandsabkommens von 1949 an. Erstmals geführte Verhandlungen über eine umfassende israelisch-palästinensische Friedensvereinbarung unter Vermittlung der USA scheiterten im Juli in Camp David. Israel lehnte den von Syrien als Vorbedingung für die Verhandlungen geforderten und vollständigen Rückzug von den Golanhöhen weiterhin strikt ab. Auch in der Jerusalem-Frage war Israel unter Barak zunächst nicht bereit, Konzessionen zu machen.

2001
Ebenso eine letzte Verhandlungsrunde zu einem neuen Rahmenabkommen scheiterte im Januar in Taba (nach dem Clinton-Plan von Ende 2000; Kernpunkte: souveräner und lebensfähiger Palästinenserstaat, palästinensische Kontrolle über die arabischen Teile der ungeteilten Stadt Jerusalem, über den Gaza-Streifen und 95% des Westjordanlandes, dafür Verzicht der Palästinenser auf das Rückkehrrecht ihrer inzwischen 3,7 Mio. Flüchtlinge nach Israel).

Überraschend war am 31. Juli nicht S.Peres, sondern M.Katsav (Likud) zum Nachfolger des zurückgetretenen Staats-präsidenten E.Weizman gewählt worden.

Versuche Baraks, mit dem Likud unter A.Scharon eine (große) Koalition der nationalen Einheit einzugehen, misslangen (abgebrochen am 18. Oktober, erneut am 28. November).

Dem demonstrativen Auftreten A.Scharons auf dem Tempelsberg am 28. September folgten neue palästinensische Unruhen, die erstmals seit 1993 wieder zur blutigen Konfrontation und mit dem weiteren Eskalieren der Gewalt zum Aussetzen des Osloer Nahostfriedensprozesses führten (zweite Intifada).

Die zweite Intifada forderte bis zum Frühjahr über 430 Todesopfer.

Der Konflikt wird verschärft durch die Aktivitäten terroristischer Hamas-Gruppen und israelische Antiterrormaßnahmen (Angriffe israelischer Armeeeinheiten auf palästinensische Autonomiegebiete bzw. zeitweises Eindringen und vorübergehende Sperrung der Autonomiegebiete zu Israel nach terroristischen Anschlägen ab März).

Die deutliche Niederlage Baraks bei den Wahlen am 6.2. führte zur Bildung einer großen Koalition des Likuds mit der Avoda unter dem Wahlsieger Scharon (März; u.a. mit Peres als Außenminister). Diese Regierung der nationalen Einheit soll nur noch Vereinbarungen über Übergangsabkommen mit den Palästinensern, aber nicht mehr ein Abkommen über den Endstatus der Autonomiegebiete verhandeln. Oberstes Gebot stellt dabei das Sicherheitsinteresse Israels dar.

Ende März begann Israel wegen der nicht abbrechenden Gewaltanwendung seitens radikaler Palästinenser mit präzisen Angriffen gegen Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörde (v. a. Polizeistationen) sowie wenige Tage später mit »präventiven Liquidierungen« von mutmaßlichen palästinensischen Terroristen (Höhepunkt: März 2004 gezielte Tötung von Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin). In den folgenden Jahren wurde so aus der 2. Intifada ein asymmetrischer Kleinkrieg: Während radikale Palästinensergruppen, insbesondere die Al-Aksa-Brigaden, Hamas und Djihad Islami (Islamischer Djihad), vorwiegend durch Selbstmordattentate im israelischen Kernland zahlreiche Opfer forderten, aber auch mit Kassem-Raketen jüdische Siedlungen und israelische Städte angriffen, antwortete Israel u. a. mit Militäraktionen sowie wiederholten, manchmal monatelangen Besetzungen fast aller großen Städte in den Autonomiegebieten. So führte der Aufstand zu einer neuerlichen antiisraelischen Feindschaft im arabischen Lager.

Am 5. 5. legte eine auf dem Gipfeltreffen in Scharm-esch-Scheich im Oktober 2000 vereinbarte Kommission unter Leitung des ehemaligen US-Senators G. Mitchell den »Mitchell-Bericht« über die Ursachen der palästinensischen Unruhen vor, der eine Internationalisierung der Intifada vermied, aber die außerordentliche Gewaltanwendung beider Seiten als Grund für die schleichende Eskalation des Konflikts kritisierte. Der Bericht enthält als Empfehlungen einen Dreistufenplan zur Beendigung des Nahostkonflikts (Waffenruhe, Periode vertrauensbildender Maßnahmen, Beginn politischer Verhandlungen). Trotz prinzipieller Zustimmung beider Seiten konnte dieser Plan nicht umgesetzt werden, weil die israelische Regierung erst nach einer mindestens sieben Tage andauernden Waffenruhe zu vertrauensbildenden Maßnahmen bereit war. Damit machte Scharon jeglichen Fortschritt von jenen Palästinensern abhängig, die keinen Frieden wollen. Doch obwohl einige dieser Kräfte (z. B. Djihad Islami oder Hamas) in Opposition zu Arafat standen, beschuldigte Scharon diesen, für die negative Entwicklung verantwortlich zu sein.

Am 13. 12. erklärte Scharon den Drei-Stufen-Plan für »nicht mehr relevant« und verhängte über ihn einen Hausarrest, bis Arafat wenige Tage vor seinem Tod am 11. 11. 2004 nach Paris ausfliegen durfte. Scharons negative Fixierung auf Arafat führte zu einer Solidarisierung der Palästinenser mit ihrem Präsidenten.

2002
Am 25. 2. veröffentlichte der saudische Kronprinz Abdallah einen Friedensplan, dem zufolge Israel sich hinter die Grenzen von 1967 zurückziehen und im Gegenzug von den arabischen Ländern diplomatisch anerkannt werden und Sicherheits-garantien erhalten sollte.

Im März wurde der Abdallah-Plan wurde von der Arabischen Liga angenommen, scheiterte jedoch letztlich an Scharon.

2003
Die »historische« Resolution des UN-Sicherheitsrates vom 13. 3. zur Zwei-Staaten-Vision in Palästina scheiterte letztlich an Scharon.

Am 10./11. 5. präsentierte US-Außenminister Powell der israelischen und der palästinensischen Regierung eine schon im Herbst 2002 vom »Nahost-Quartett« erarbeitete »Roadmap«, in der Umrisse des Weges für die Staatsgründung Palästinas in drei Stufen (ursprünglich geplant bis 2005, jedoch nicht realisiert) beschrieben sind, und forderte beide Seiten auf, diese als Handlungsrichtlinie anzuerkennen.

Am 25. 5., nachdem US-Präsident G. W. Bush den Druck auf Scharon erhöhte, ihm aber gleichzeitig auch eine Garantie für das Existenzrecht Israels zusicherte, konnte der israelische Ministerpräsident im Kabinett eine Annahme der »Roadmap« durchsetzen.

Nach dem Irakkrieg (März/April 2003) kam gewisse Hoffnung auf einen friedenspolitischen Neuanfang auf: Bestärkt durch ihren militärischen Erfolg, später mehr angesichts der schweren Rückschläge bei den Versuchen, im Nachkriegsirak eine Friedensordnung zu schaffen, versuchten die USA, nun endlich den Weg in die Zweistaatlichkeit im ehemaligen Mandatsgebiet Palästina zu ebnen

Am 4. 6. in Akaba Dreiergipfel von Bush, Abbas und Scharon. Die USA versuchten nun endlich den Weg in die Zweistaatlichkeit im ehemaligen Mandatsgebiet Palästina zu ebnen. Doch der von den palästinensischen Extremisten am 29. 6. für drei Monate erklärte Waffenstillstand wurde wegen nur geringer Erfolge in den israelisch-palästinensischen Verhandlungen schon nach sechs Wochen gebrochen, und Israel begann erneut mit der präventiven Tötung mut-maßlicher Terroristen.

Anfang September erklärte Arafat die »Roadmap« sogar für gescheitert. Es zeigte sich erneut, wie schwer es ist, das Grunddefizit an Vertrauen zwischen den Konfliktparteien und den Grunddissens über die Kernfragen zu überwinden.

Ab Spätsommer immer wieder eskalierende Gewalt durch palästinensische Selbstmordattentate mit anschließenden Vergeltungsmaßnahmen durch Israel.

Im Herbst legten gemäßigte israelische und palästinensische Politiker in Genf ein Friedensabkommen vor, das detailliert aufzeigt, wie eine zweistaatliche Zukunft im Nahen Osten aussehen könnte. Obwohl diese »Genfer Initiative« international sehr viel Anerkennung fand, wurde sie von der israelischen Regierung abgelehnt.

2004
Immer wieder eskalierende Gewalt durch palästinensische Selbstmordattentate mit anschließenden Vergeltungs-maßnahmen durch Israel.

11.11. Arafats Tod.

2005
Im Januar Wahl von M. Abbas zum Nachfolgerals von Arafat als palästinensischer Präsident.

Seit Januar verfolgte die neue israelische Regierungskoalition unter Beteiligung der Arbeitspartei von S. Peres das einseitig erklärte Ziel der vollständigen Räumung des Gazastreifens weiter.

Im Februar vereinbaren die israelische Regierungskoalition und der neue palästinensiche Präsident einen Waffenstillstand. Auf vereinzelte Brüche des Waffenstillstandes durch Palästinenser reagierte Israel zurückhaltend.

Im Mai bekräftigte US-Präsident G. W. Bush beim Treffen mit Abbas abermals seine Unterstützung für die Bildung eines Staates Palästina.

Der im August durchgeführte Abzug Isreals aus dem Gazastreifen und die Übergabe der geräumten Siedlungen an die Autonomiebehörde verliefen planmäßig (offizielle Übergabe: 12. 9.). Allerdings setzte bald danach die Gewalt wieder ein, als aus dem Gazastreifen heraus Kassem-Raketen auf Israel geschossen wurden und Israel darauf mit Luftangriffen, gezielten Tötungen und der Schaffung einer Sicherheitszone am Nordrand des Gazastreifens reagierte.

2006
Im Sommer neuerliche Verhärtung des Konfliktes und Zweifrontenkrieg.

Anfang Januar: Gesundheitsbedingtes Ausscheiden Scharons aus der Politik. Nachfolger: E. Olmert.

März: Wahl des neuen einen neuen Ministerpräsidenten der Palästinenser I. Hanija .

25. 1.: Sieg der Hamas bei den Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten.

28. 3.: Wahlen zur Knesset, aus denen zwar Kadima als stärkste Kraft, jedoch nur in einer Mehrparteienkoalition regierungsfähig hervorging.

17. 4.: Selbstmordanschlag des Djihad Islami in Tel Aviv, der von dem neuen palästinensischen Hamas-Regierung unter Ministerpräsident I. Hanija als Akt der Selbstverteidigung gerechtfertigt wurde. Danach verweigerte Israel den Palästinensern vertraglich zustehende Zoll- und Steuereinnahmen. Auch die westlichen Staaten hatten vorübergend ihre finanzielle Unterstützung der Autonomieverwaltung eingestellt.

Juli: Hamas-Aktivisten entführten einen israelischen Soldaten im Gazastreifen. Israel reagierte mit einer umfangreiche Militäroperation gegen die Hamas. Daraufhin stellten Abbas und Hanija ihren Machtkampf vorübergehend ein und einigten sich auf ein »Dokument der nationalen Versöhnung«, das u. a. vorsah, den künftigen Staat Palästina nur auf dem Territorium zu errichten, das im Juni 1967 von Israel erobert wurde.

Juli: Ein Kommando der schiitischen Hisbollah-MilizMit entführte zwei weitere israelischer Soldaten in den Libanon; die Hamas sollte so bei ihren Kämpfen gegen Israel durch den Aufbau einer zweiten Front unterstützt werden. Da der Norden Israels schon vorher von Katjuscha-Raketen der Hisbollah getroffen wurde und Libanon der UN-Forderung (Resolution 1559 von 2004) nach Entwaffnung der Hisbollah-Milizen bisher nicht nachgekommen war, reagierte Israel sofort mit Luft- und Bodenoffensiven sowie einer Seeblockade. Dieser zweite Libanon- oder 34-Tage-Krieg forderte 1360 Todesopfer (1200 auf libanesischer sowie 160 auf israelischer Seite).

11. 8.: Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates, die zur Einstellung der Kämpfe zum 14.8. führte, und zur Aufgestockung der UNIFIL-Truppen von 2000 auf 15.000 Mann.

Am 13. 9. beschloss die deutsche Bundesregierung zur Unterstützung der Libanonmission der UN den ersten bewaffneten Einsatz deutscher Soldaten im Nahen Osten.


2006/2007
Nach blutigem und sich bürgerkriegsähnlich verschärfendem Machtkampf zwischen Hamas- und Al-Fatah-Milizen sowie der völligen Übernahme der Herrschaftsgewalt durch die Hamas im Gazastreifen im Juni 2007 wurde die politische und die territoriale Spaltung der Palästinenser offenbar; in der Folge zeigte sich für die Regelungsbemühungen im Nahostkonflikt eine neue Ausgangslage. Beidseits neue Strategien erscheinen notwendig. Die USA und Israel verstärkten ihre Bemühungen zur Isolierung der radikalislamischen Hamas und zur Unterstützung der Fatah unter Abbas im Westjordanland.

2007
Ende 2007 kam es in der Nahostkonferenz von Annapolis seitens Israels und des palästinensischen Präsidenten Abbas zu neuen Dialogbemühungen. Ziel ist ein Endstatusabkommen und damit die Implementierung der Zweistaatenlösung bis Ende 2008.

2008
Am 14. 1. begannen unter Leitung der israelischen Außenministerin Tsipi Livni und des früheren palästinensischen Ministerpräsidenten A. Qurei wieder Verhandlungen über die offenen Kernfragen. Dabei geht es auch um konkrete Vereinbarungen zum Grenzverlauf, zur Sicherheit und zur Verteilung der knappen Wasserressourcen in der geostrategisch bedeutsamen Region.

27. 2. bis 3. 3.: Fünftägige Militäraktion Israels im Gazastreifen, die der Bekämpfung der fortgesetzten Raketenangriffe auf israelische Grenzstädte seitens radikaler Palästinenser und der Schwächung der Hamas dienen sollte. Daraufhin setzte Abbas aufgrund der über 100 Todesopfer der israelischen Militäroffensive die Friedensgespräche seitens der Palästinenser aus.

Recherche:Eckhard Block

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